Die Meerforelle hat sich die Beifänger-Fliege geschnappt. Ohne sie wäre Niels Vestergaard wohl leer ausgegangen. |
Mal bevorzugen Meerforellen Fliegen, dann wieder haben sie Spinnköder zum Fressen gern. Warum also nicht beides gleichzeitig anbieten? Lesen Sie, wie Niels Vestergaard mit der Kombi seine Fang-Ergebnisse verbessert.
By Niels Vestergaard
Brrr, was für ein naßkaltes „Schietwetter“! Das Frühjahr wollte und wollte nicht Einzug halten, aber die Heringe zogen schon in Küstennähe. Also los!
Der Witterung zum Trotz ging es warm eingemummelt zur Meerforellenjagd. Und tatsächlich konnte ich mit meiner Pol-Brille bereits von der steilen Treppe die Steilküste hinunter Räuber in der ersten Rinne erkennen, deren silbriges Schuppenkleid immer wieder aufblitzte.
Meine Stimmungslage änderte sich schlagartig. Dieser Tag mußte einfach gut werden. Zwei Angler standen bereits bis zur Hüfte im Wasser und servierten ihre Köder. „War schon was?“ fragte ich sie beim Hineinwaten. „Nö, nur zwei Nachläufer.“ „Macht nichts“, dachte ich. „Wenn die Forellen da sind, beißen sie auch irgendwann auf meinen Lieblingsköder.“ Dabei handelte es sich um einen selbstgebauten blau-silbernen Blinker von 16 Gramm.
Ole steigt die Treppe runter
Der Nachmittag war schon angebrochen, und ich feuerte meinen Verführer noch immer gen Horizont. Mit dem Unterschied zum Vormittag, daß meine Arme inzwischen entschieden schwerer wurden und mein Selbstbewußtsein gegen Null sank. Denn es hatte sich immer noch nichts getan! Wenigstens „tröstete“ mich der Mißerfolg meiner Mitangler.
Und dennoch: Unser Forellen-Fieber wurde immer wieder durch springende Fische in Wurfweite entfacht. Zum Haare-Ausraufen! Als die „Blue hour“ vor der Dämmerung anbrach, und das Meer im bläulichen Licht glitzerte und funkelte, stieg ein weiterer Angler die Steiltreppe herab. Es war Ole. „Oje“, dachte ich, „der fängt immer seinen Fisch.“ Und tatsächlich. Binnen 20 Minuten hörte ich zweimal das harte „Klock“ seines Totschlägers, und dann saß Ole am Strand, neben sich zwei prächtige Meerforellen und drei neugierige Angelkollegen.
„Mann, hast Du Schwein gehabt“, meinte einer meiner Mitangler, doch Ole grinste nur: „Das war kein Schwein, sondern reines Können!“ Und dann zeigte er uns seine Erfolgsmontage. „Was, auf die kleinen Fliegen hast Du die Dinger gefangen?“ reagierte Anders völlig verblüfft. Der Erfolgsköder war ein bläulicher Streamer als Beifänger vor einem Küstenwobbler. „Probier den Beifänger ruhig mal aus. Du wirst sehen: Man fängt einfach mehr.“
Launische Forellen-Diven
Das Schlüsselerlebnis liegt inzwischen zehn Jahre zurück, doch seit diesem Tag bin auch ich ein „Beifänger-Fan“. Ich glaube, besser zu fangen als jemals zuvor. Jede dritte Meerforelle nahm den kleinen Beifänger.
Ist doch klar: Den Meerforellen geht es ähnlich wie uns Menschen. Sie sind launisch und wollen mal dies, mal das. Entweder steht ihnen der Sinn nach größerer Nahrung, wie einem Sandaal, den ein Wobbler imitiert. Dann wieder reizt sie eine Garnele in Form einer Fliege; oder sie sind beißfaul und träge.
Und manchmal erregt der Beifänger, der einen kleinen flüchtenden Fisch imitiert, ihren Futterneid. Verfolgt wird der Silberling von einem größeren Flossenträger, imitiert vom Spinnköder. Und bekanntlich ist der Futterneid auch bei uns Menschen stark ausgeprägt…
Am besten fange ich mit silbrig glänzenden Streamern. Aber auch einer buschigen Krabben-Imitation verdanke ich prächtige Silbertorpedos. Diese fische ich im zeitigen Frühjahr am liebsten vor einem Wobbler, den ich langsam mit kleinen Zwischenstops einhole. Bei dieser Führung wedelt die kleine Fliege besonders verführerisch – erfolgreich auf träge Forellen, wenn das Wasser noch relativ kalt ist!
Gerade recht kommt der Beifänger auch, wenn es im Uferwasser nur so von Garnelen wimmelt. Dann fangen Fliegenfischer oft ausgezeichnet. Doch mitunter stehen die Forellen außerhalb der Wurfweite. Der Spinnfischer mit dem „Blech-Fliegen-Mix“ sammelt dann oft mehr „Silber-Schätze“.
Beifänger und sonst gar nix!
Im Extremfall beißen die Silbertorpedos sogar ausschließlich auf den Beifänger. Dann sieht der reine Spinnfischer ganz schön alt aus! Außerdem macht die „flitzende Fliege“ bestimmt auch die eine andere Forelle auf den eigentlichen Köder neugierig.
Und wenn das Wasser mit Kraut regelrecht durchsetzt ist, dient der Aufhänger als Krautschutz. An ihm bleiben lose Pflanzenteile hängen. So kann der Köder am Ende weiterhin frei spielen.
Bleibt die Frage, warum bei so vielen Pluspunkten nicht mehr Angler dem Beifänger vertrauen? Vielleicht, weil durch den erhöhten Luftwiderstand die Würfe etwas kürzer werden. Oder ist es der Aufwand, der das Knüpfen einer Montage macht? Sicherlich ist dabei ein wenig Mühe erforderlich, doch wenn erst einmal die erste Meerforelle an der Beifängerfliege hängt, ist die Bastelarbeit ruck, zuck vergessen.
Foto: Verfasser