Ein massiver Brassen-Schädel mit Rüsselmaul: Der Dümmer ist bekannt für seine bronzenen Riesen. |
Bootsangler sind zwar im Vorteil, aber auch vom Ufer aus kann mit guten Erfolgsaussichten gefischt werden. Aale zum Beispiel sind allgegenwärtig. |
Der fischreiche Dümmer in Niedersachsen beherbergt außer vielen Brassen auch prächtige Hechte und Zander. Ein Gewässer, das sowohl Friedfisch- als auch Raubfischanglern viel Freude macht.
Von Michael Kahlstadt
Flache Wiesen, Wind und ein weiter Himmel … Heimatgefühle überkommen mich, als ich im Sommer dem Dümmer einen anglerischen Besuch abstatte. Fast 30 Jahre habe ich dort gelebt und Unmengen von Brassen gefangen, die ersten Hechte an den Spinner gelockt und den Segelschein gemacht.
Der Dümmer besitzt eine Wasserfläche von 16 Quadratkilometern und hat als echter Flachsee eine durchschnittliche Tiefe von einem bis anderthalb Metern. Obwohl gut mit Zandern und Hechten besetzt, die sich an dem enormen Weißfischbestand mästen, ist er anglerisch kaum entdeckt. Das mag am trüben Aussehen des nährstoffreichen, aber von Schadstoffen unbelasteten Wassers liegen. Schuld sind aber wohl auch die nicht immer optimalen anglerischen Bedingungen: weite, unter Naturschutz stehende Schilf-Flächen, Privatgelände und Segelhäfen, die nicht betreten werden dürfen. Dennoch hat auch der Uferangler gute Chancen, zum Erfolg zu kommen.
Weißfische lassen sich am Dümmer praktisch überall fangen. Sie bevölkern den See in so großer Zahl, dass es unmöglich erscheint, keinen Fisch an den Köder zu bekommen. Die meisten dieser Flossenträger sind aber kleine bis mittelgroße Brassen und Güstern.
Wer es auf größere Brassen abgesehen hat, sollte es nicht in Ufernähe, sondern weiter draußen mit der Feederrute versuchen. Allerdings muß man sich darauf einstellen, regelmäßig größere Mengen nachzufüttern, da die Massen an Kleinfischen den Angelplatz schnell „aufräumen“.
Wer hier einen längeren Urlaub verbringt und an mehreren Tagen mit Partikelködern wie Mais, Hanf oder Linsen anfüttert, kann sich nicht nur über große „Klodeckel“ freuen, sondern auch über den einen oder anderen Karpfen. Wer es speziell auf die Moosrücken abgesehen hat, sollte mit relativ großen Boilies fischen.
Will man nicht von Touristen „umlagert“ sein, empfiehlt es sich, in den frühen Morgenstunden zu angeln oder sich aufs Boot zu verdrücken.
Gröberes für große Raubaale
In jedem Frühjahr lassen sich an den Laichplätzen der Weißfische große Raubaale erbeuten. Mein Tip: Achten Sie auf laichende Brassen Rotaugen sowie Güstern und angeln Sie dann abends mit Laich Fischfetzen oder kleinen toten Köderfischchen an diesen Stellen.
Der flache Gewässerboden des Dümmers ist in aller Regel hindernisfrei und so könnte man den schleimigen Gesellen eigentlich mit relativ feinem Zeug nachstellen. Wenn – ja wenn da nicht die Sache mit den Welsen wäre. Obwohl sie „offiziell“ nie eingesetzt wurden gehen den Anglern seit einigen Jahren immer häufiger diese Bartelträger wenn auch kleinere an den Haken. Etwas gröberes Angelgerät für den Fang von Aalen scheint daher sinnvoll.
An denselben Stellen und zur gleichen Jahreszeit sollte man nicht nur sein Glück auf Aale sondern auch auf große Barsche versuchen die im Dümmer Gewichte von mehr als drei Pfund erreichen. Da sich die Hechte im Mai ebenfalls oft in flachen schilfbestandenen Uferbereichen aufhalten versuche ich in dieser Zeit mein Glück mit Gummifischen die sich besonders bewährt haben.
Die beste Periode für das Angeln vom Ufer aus sind die Monate vom Frühjahr bis Frühsommer. Dagegen bin ich im Sommer und Herbst lieber mit dem Boot unterwegs. Beim Fischen auf Hechte haben sich das Schleppangeln und das intensive „Abklopfen“ der Hot Spots mit der Spinnrute als effektivste Methoden herausgestellt. Als beste Stellen gelten die Ränder der Seerosenfelder und Binseninseln die Schilfkanten sowie Hafeneinfahrten.
Sehr gut sind auch der Lohneausfluss und der Bereich der Hunte-Mündung Sperrstrecken beachten. An diesen Stellen lege ich immer einen kurzen Ankerstop ein und werfe die verheißungsvollsten Stellen an. Dabei sollten Sie Köder benutzen die sowohl eine auffällige Farbe haben als auch starke Vibrationen aussenden denn das Wasser wie gesagt ist sehr trüb. Auffällige Tandemspinner Gummifische und mehrteilige Wobbler sind die beste Wahl.
Scheuen Sie sich nicht den gleichen Bereich mehrmals abzublinkern da die Hechte den Köder häufig einfach nicht so schnell orten um ihn attackieren zu können. So habe ich schon des öfteren Hechte erst nach dem zehnten oder gar zwanzigsten Wurf gehakt.
Mit Abstand auf Stachelritter
Was die Zander betrifft ist es am besten den Gummifisch vom Boot aus 15 bis 25 Meter weit auszuwerfen. Sie werden dann kaum beunruhigt und mit etwas Glück lassen sich sogar mehrere erbeuten.
Bei schlechtem Wetter, das wurde mir von anderen Anglern bestätigt, fängt man am Dümmer kaum etwas. Bei ruhigem Wetter und Sonnenschein dagegen wenn an tieferen Gewässern eher „tote Hose“ herrscht beißen die Fische gut. Vermutlich hängt dieses Verhalten mit dem flachen Wasser zusammen. Während sich die Flossenträger in anderen Gewässern bei Sauwetter in die Tiefe zurückziehen können müssen sich die Fische im Dümmer „durchrütteln“ lassen. Klar dass sie dann keine Lust zum Fressen haben.
Alles in allem stufe ich den Dümmer als sehr gutes Angelrevier ein in dem der Friedfisch- wie auch der Raubfischangler Erfolg haben wird. Für die nichtangelnde Familie gibt es Wander- und Radwege, Bootsvermietungen mit Segel-, Ruder- und Tretbooten sowie die empfehlenswerte örtliche Gastronomie mit zahlreichen Fischrestaurants. Ein Muss sind Besuche des Dümmer-Museums sowie der Naturschutzstation des Landes Niedersachsen im Ochsenmoor.
Infos
Erlaubnisscheine sind erhältlich bei: Fricke und Dannhus, Große Str. 25, 49459 Lembruch, Tel. 05447/274. Die Tageskarte kostet 8 DM, die Wochenkarte 15 DM, die Drei-Wochenkarte 40 DM, die Jahreskarte 70 DM.
Bootsvermietungen: Bootsverleih Willi Schomacker, Olgahafen, Dümmerlohhausen, Tel. 05491/7844. Segelschule Schlick, Lehmbruch, Tel. 05447/466.
Weitere Informationen: Landesfischereiverband Niedersachsen, Calenberger Str. 41, 30169 Hannover, Tel. 0511/17304 und 05442/3288.
Stand 2000
Foto: Verfasser