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Der Bischoff-Suppenlöffel

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Die allererste Abbildung eines Blinkers in der deutschen Angelliteratur. Aus: Wilhelm Bischoff, Anleitung zur Angelfischerei, 1859.

Viele denken heutzutage, dass es sich beim Blinker oder Löffel um einen uralten Kunstködertyp handelt.

Dem ist aber nicht so. Noch 1859 war dieser Blechköder bei uns in Deutschland weitgehend unbekannt, absolutes Hightech, das sich in Anglerkreisen in keinster Weise durchgesetzt hatte. Wilhelm Bischoff schrieb in diesem Jahr in seiner berühmten „Anleitung zur Angelfischerei“: „Sehr empfohlen wurde für die Seefischerei in jüngster Zeit ein Instrument in der Form eines Suppenlöffels ohne Stiel; die innere Seite vergoldet und nach außen versilbert, an drei Stellen mit fliegenden Ankerhaken bewaffnet, und vorne an einem Umlauf befestigt. Dieser Löffel scheint und blitzt vortrefflich, soll für Meerfische ausgezeichnet sein, ob er aber auch in unseren Seen von Nutzen sein wird, darüber fehlen zur Zeit noch die Erfahrungen.“

Mit „Seefischerei“ meint Bischoff das Schleppangeln auf den großen Voralpenseen. „Ankerhaken“ nannte man damals Drillinge, „Umlauf“ einen Wirbel. Dieser Löffel mit den beiden Seitendrillingen ist einer der ältesten Kunstköder deutscher Bauart. Es wäre bestimmt witzig, wenn ein begabter Bastler mit einem Löffel vom Flohmarkt diesen Köder einmal nachbauen würde. Nach der Abbildung ist wichtig, dass ein kleines Stück vom Stiel an der Löffelkelle stehen bleibt, welches dann abgerundet wird, um ein Loch für den oberen Drilling hinein zu bohren. Die Drillinge waren allesamt mit Draht angewunden und dann verlötet. Sie bestanden aus drei Einzelhaken ohne Öhr. Die seitliche Befestigung der Drillinge ist nicht genau geklärt, Bohrungen im Löffel dafür sind nicht zu erkennen, womöglich sind sie mit einem Draht mit dem oberen Drilling verbunden.

Der Hofgärtner und Botaniker Wilhelm Bischoff (*1797 Homburg/†1881 München) war weitgereist, er kann den Löffel zuerst auf seinen zahlreichen Reisen in England oder sogar den USA kennengelernt haben. Er war übrigens auch der anglerische Lehrmeister von Dr. Karl Heintz. Schon 2009 habe ich einen größeren Artikel über Bischoff und auch seinen Blinker in der FISCH & FANG veröffentlich. In meinem Sonderheft „Geschichte des Angelns“ von 2011 befinden sich ebenfalls Informationen über diesen berühmten Angler.

Wer hat weitere Infos über den Bischoff-Suppenlöffel? Bitte Mail an thomas.kalweit@paulparey.de

Link-Tipps:

Löffel zum Schleppen…

Rotbraune Bischoff-Fliege…

Der Seeteufel…

Blinker aus Besteck…

Der obere Drilling ist mit verzwirbeltem Draht mit dem Wirbel und der Öse am Löffel verbunden. Man hat für die Bohrung ein kleines Stück vom Stiel an der Löffelkelle belassen.
Auch der untere Drilling ist nur mit Draht am Löffel angebracht. Sprengringe gab es noch nicht. Die drei Einzelhaken haben kein Öhr und sind an den Draht angelötet.
Laut Beschreibung handelt es sich auch bei den seitlichen Haken um Drillinge. Wie sie befestigt wurden, ist unbekannt. Es ist aber sehr wahrscheinlich, dass der Draht vom oberen Drilling durchläuft und die Drillinge nur für die Zeichnung so schön am Rand des Löffels platziert wurden.
Die 1. Auflage der "Anleitung zur Angelfischerei", warscheinlich die Initialzündung des modernen deutschen Angelsports zum Ende des 19. Jahrhunderts.

Anmerkung vom 14. Februar 2022:

Hans van der Pauw schrieb per Mail: „Hallo Thomas, der Bischoff-Suppenlöffel aus 1859 ist ähnlich dem Löffel abgebildet in Henry Cholmondeley-Pennells ‚Book of the Pike‘ aus 1865 (Bild 1). Deutlich Zeitgenossen. Weil der Löffel weithin mein Lieblingskunstköder ist, wollte ich auch mal mit der Mutter aller Löffel gefischt haben und hab ich mir einen gemacht, von einem ziemlich großen Suppenlöffel (Bild 2). Es war ein bisschen eine Enttäuschung, weil der Löffel nicht attraktiv von Seite zu Seite wobbelte aber stark rotierte. Das macht es notwendig ein Antikinkmittel zu verwenden und das gefällt mich nicht (unnötig kompliziert, behindert das Werfen, sammelt Kraut). Das Experimentieren war jedoch Spaß. Mit freundlichen Grüßen, Hans van der Pauw“

Anmerkung TK: Bei Bischoff ist der Löffel in Zugrichtung anders herum angebracht, der Wirbel wurde bei ihm am breiten Ende montiert, der Drilling am spitzen. Vielleicht sorgt das für einen etwas anderen Lauf.

Früher Löffelblinker aus England: Aus: H. Cholmondeley-Pennell, Book of the Pike, 1865. Bilder: H. van der Pauw
Nachgebauter Löffelblinker von Hans van der Pauw.
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