Dass es Riesenschleien im Alfsee gibt, ist bekannt. Sie sind aber schwer zu überlisten. |
Der zwischen 1971 und 1982 errichtete Alfsee ist bundesweit bekannt für seine spektakulären Schleienfänge. Aber auch die Weißfische, Karpfen und Hechte erreichen gewaltige Gewichte.
08/2000
Von Michael Kahlstadt
Jahrhundertelang bedrohten die Hochwasser der Hase die an ihrem Unterlauf gelegenen Ortschaften. Deshalb entschloss man sich 1971, das Hochwasser-Rückhaltebecken Alfhausen-Rieste, genannt Alfsee, zu bauen.
Der Alfsee zwischen den Städten Bramsche und Bersenbrück im Landkreis Osnabrück hat eine Größe von 210 Hektar sowie eine durchschnittliche Tiefe von etwa zwei Metern. Aufgrund der geringen Tiefe erwärmt sich das flache Wasser relativ schnell, und die hohe Konzentration an Nährstoffen aus der Hase begünstigt die Bildung von Algen, von denen sich Wasserflöhe und andere Tiere des Zooplanktons ernähren. Dies wiederum kommt den Weißfischen zugute, die sich an ihnen laben.
Vor allem die Zuckmückenlarven bilden mit bis zu 8.000 Individuen pro Quadratmeter zu bestimmten Zeiten einen großen Anteil des Speiseplans der Fische. So konnte sich im Laufe der Jahre ein guter Friedfischbestand aufbauen.
Da sind zum Beispiel die Schleien, die im Alfsee Gewichte von über acht Pfund erreichen. In jedem Frühjahr lassen sie sich beim Laichen in Ufernähe beobachten. Nur, beobachten und erbeuten, das sind zwei verschiedene Paar Schuhe…
Die besten Fangaussichten bestehen im Frühjahr in der Nähe des Überlaufs und an der Schilfkante auf der Riester Seite. Erfolgversprechende Köder sind Würmer, Muschelfleisch und Schnecken. Besonders wichtig ist es, sich absolut ruhig zu verhalten, denn die Schleien sind äußerst sensibel.
Reichlich anfüttern
Leichter tut man sich da mit Brassen und Rotaugen. Nach reichlichem Anfüttern am besten über mehrere Tage ist immer mit Bissen auch zweistelliger Brassen zu rechnen. Der schwerste Fisch des vergangenen Jahres wog annähernd 13 Pfund. Rotaugen zwischen einem und drei Pfund gehen häufiger an den Haken.
Ein Kenner des Gewässers erzählte mir dass ein Angler an nur einem Tag zwölf Plötzen im Gesamtgewicht von 13 Kilogramm fing. Der schwerste Fisch dieser phantastischen Serie wog 1.460 Gramm.
Zum Angeln auf Weißfische ziehe ich die Matchrute der unberingten Stippe vor da ständig auch mit dem Biss großer Fische zu rechnen ist. Stehen die Flossenträger – was häufiger vorkommt – sehr weit draußen greife ich zur Feederrute.
Zu den beliebtesten Fischen im Alfsee gehören die Karpfen. Das reiche Nahrungsangebot und die Tatsache dass nur vom Ufer aus geangelt werden darf lassen die Fische zu kapitalen Größen heranwachsen. Der schwerste mir bekannte Karpfen wog exakt 44 Pfund. Mit mehrtägigem Boiliefüttern erhöht man die Chancen einen wirklich großen Brocken zu fangen zwar enorm aber selbst am Alfsee lassen sich die Riesenkarpfen nicht nach Belieben an Land ziehen. Auch hier liegen Fangglück und Misserfolg nahe beieinander.
Tolle Fänge winken auch dem Raubfischangler: Neben den Schafstränken an der Westseite und dem Seglersteg an der Ostseite ist der Überlauf einer der Magneten für Hechtspezis. Leider dürfen die Stege und der Überlauf zum Angeln nicht betreten werden deshalb ist das „Abklopfen“ des Seebodens mit dem weit fliegenden Gummifisch eine der erfolgversprechendsten Methoden den gefleckten Räubern auf die Schuppen zu rücken.
Stattliche Zander
Auch die Zander die seit einigen Jahren systematisch in den Alfsee eingesetzt werden sind aufgrund des reichen Weißfischangebots mittlerweile zu stattlichen Exemplaren herangewachsen und gern gesehener „Beifang“. Eine zweite erfolgreiche Methode auf Hechte ist das Angeln mit Segelpose und totem Köderfisch. Mit dem Wind im Rücken lassen sich dank des gleichmäßigen Gewässergrundes weite Seeteile absuchen. Ich empfehle für diese Angelart eine steife 360 bis vier Meter lange Kohlefaserrute und eine geflochtene 020er Schnur um den Anschlag auch auf große Entfernungen durchzubringen.
Vor allem im Herbst und im Winter wenn der Bootsbetrieb aufgehört hat und ein konstanter Wind über das Wasser peitscht werden Raubfischangler am Alfsee nicht lange erfolglos bleiben. Hechte über 20 Pfund und stattliche Zander in Längen bis etwa 90 Zentimeter sind immer drin.
Der dritte Räuber im Alfsee ist der Barsch. Allerdings werden relativ wenige dafür aber große Stachler gefangen. Spinnangler sind mit roten Twistern genauso erfolgreich wie Wurmangler die es verstehen mit einer Laufpose die Bereiche um die Stege „abzuschleppen“.
In der Nähe der Stege
Dazu wirft man vom Ufer aus in die Nähe der Stege und zupft die Montage langsam auf seinen Standplatz zu. Besonders aussichtsreich hierfür ist die kalte Jahreszeit. Dann winken Barsche zwischen einem und drei Pfund. Zu einem großen Problem und das gilt für alle Fischarten kann die Lokalisierung der Fische werden. Da das Rückhaltebecken keinen natürlichen Ursprung hat sondern ausgebaggert wurde ist der Grund sehr gleichförmig und hat nur wenig Struktur. Dies führt dazu dass die Fische praktisch überall stehen können.
Einen Hinweis auf die Stand- beziehungsweise Fressplätze der Friedfische allerdings kann der pH-Wert des Wassers geben. Durch die starke Algenentwicklung bei Sonnenschein bzw. das Absterben der Algen zu bestimmten Zeiten kann der pH-Wert im Tages- oder Wochenrhythmus zwischen 7,5 und über neun schwanken was den Fischen „auf den Magen schlägt“.
Zu diesen Schwankungen kommt es am ehesten im Bereich des Auslaufes so daß manchmal am Überlauf mit konstanten pH-Werten um 7,5 ein erfolgreiches Angeln am aussichtsreichsten erscheint während in anderen Seeteilen eine andauernde Beißflaute vorherrscht. Dieses „Phänomen“ allerdings tritt hauptsächlich im Sommer auf wenn die Fische sowieso nicht so recht wollen.
Aktuelle Informationen darüber wo welche Fische mit welchen Ködern gefangen werden bekommt man im Angelshop Sostmann in Bramsche und in Spechts Anglershop in Osnabrück. Sowohl Wolfgang Sostmann als auch Peter Specht kennen sich am Alfsee bestens aus und geizen nicht mit guten Ratschlägen.
Info:
Angelshop Sostmann, Feldstr. 9, 49565 Bramsche, Tel. 05461/62156, Fax 05461/880566 sowie Spechts Anglershop, Bramscher Str. 252, 49090 Osnabrück, Tel. 0541/62475, Fax 0541/62492.
Erlaubnisscheine:
Campingplatz am Alfsee, Alfsee Ferienpark, Am Campingpark 10, 49597 Rieste, Tel. 05464/5166. Gebühren: Tag sechs DM, zwei Tage zehn DM, Woche 20 DM, Monat 40 DM, Jahr 100 DM. Wichtig: Jahresfischereischein und Deutschen Sportfischerpaß des VDSF mitbringen.
Gesetzliche Bestimungen:
Drei Ruten mit je einem Haken, davon zwei Raubfischruten oder eine Spinnrute sowie eine Köderfischsenke.
Foto: Verfasser