Wer am Gelben Riff angelt, bleibt selten Schneider. |
Das Gelbe Riff nordwestlich von Jütland ist berühmt für einen unglaublichen Fischreichtum. Wer zur rechten Zeit an der richtigen Stelle fischt, wird sein blaues Wunder erleben!
05/2000
Von Thomas Søbirk
Die erfolgversprechendsten Wracks des Gelben Riffs, das zu Dänemark gehört, befinden sich mindestens 35 bis 40 Seemeilen vor der Küste. Diese Bereiche gilt es anzulaufen, um die beste Hochseefischerei Nordeuropas erleben zu können. Wichtig ist allerdings, dass der Wind mitspielt.
Lassen Sie mich von unseren beiden besten Touren berichten: Im August 1995 waren die Wetteraussichten derart günstig, dass es der Skipper riskierte, ganz besonders weit mit uns hinauszufahren. Und der Erfolg blieb nicht aus: Bereits beim ersten „Treiben“ landeten Lengs in Gewichten von zehn bis 16 Kilogramm auf dem Deck! Ihnen folgten zwei Lumbs mit jeweils exakt 9,3 Kilogramm. Doch damit nicht genug. Auch ein 10,4 Kilo schwerer Köhler sowie ein 5,5 Kilogramm schwerer Seewolf wurden erbeutet. Sensationell ? was für Fische!
Das nächste Wrack, dem wir einen „Besuch“ abstatteten, wimmelte nur so von Köhlern. Ich selbst hatte das Glück, den größten an den Haken zu bekommen. Der Biß war so gewaltig, daß mir das Monster die Rute fast aus der Hand gerissen hätte. 14,9 Kilogramm brachte der Riese auf die Waage.
Wenig später klatschten zwei Köhler mit Gewichten von 15,5 und 15,6 Kilogramm aufs Deck! Kurz darauf erwischte ich zwei Fische von 11,3 und elf Kilogramm. Zur gleichen Zeit nahm ein zwölf Kilogramm schwerer Köhler nur 30 Meter unter der Wasseroberfläche den Pilker meines Nachbarn.
Außer den großen Seelachsen wurden die ganze Zeit über „normale“ Lengs, Dorsche und kleinere Köhler gefangen. Gegen Abend folgten die Seelachse den großen Makrelenschwärmen bis an die Oberfläche, und wir mussten die Beifänger entfernen, um durch die Schwärme der Makrelen an die Köhler zu gelangen.
Abflug in die Tiefe
Nie werde ich vergessen, wie ein 11,8 Kilogramm schwerer Seelachs in etwa 20 Meter Tiefe meinen Pilker nahm und dann mit „Schallgeschwindigkeit“ zum 130 Meter tiefen Grund raste. Unglaublich, welche Kräfte er dabei freisetzte.
Als sich die Dunkelheit über das Meer legte, verdrückten wir uns in die Kojen. Gegen halb fünf morgens jedoch fischten wir bereits weiter. Und wieder badeten unsere Köder inmitten von Riesenfischen! Sören fing bereits seinen fünften Seelachs über zehn Kilogramm, und Jacob und ich pumpten zur gleichen Zeit je einen Elf-Kilo-Dorsch an Deck. Mehrere der Angelkameraden hatten wunderschöne Dubletten am Haken, im Schnitt sieben bis neun Kilogramm schwere Seelachse. Eine total verrückte, gigantische Fischerei!
Ich erbeutete noch zwei Seelachse von 12,8 und 11,5 Kilogramm und hatte nun insgesamt fünf Seelachse über elf Kilogramm! Ein weiterer denkwürdiger Fisch dieses Trips war der Köhler meines Freundes Ole, der genau 17 Kilo auf die Waage brachte. Der letzte Gigant, den wir fingen, war ein 18,7 Kilogramm schwerer Leng. In dem Moment jedoch, als dieser Fisch über die Planken des Schiffes glitt, war es vorbei. Keine Bisse mehr. Das war’s.
Hervorragende Voraussetzungen
Auch die zweite Tour liegt bereits einige Jahre zurück, ist jedoch ebenfalls in frischer Erinnerung: Es war Anfang September, und schon um drei Uhr früh fuhren wir erwartungsvoll in Richtung der weit draußen liegenden Hot Spots des Gelben Riffs. Der Wind war ungewöhnlich schwach, so dass wir mit perfekten Angelbedingungen rechneten.
Nach gut zweieinhalb Stunden waren wir am Ziel und begannen sofort mit dem Fischen. Gleich bei der ersten Drift über ein Wrack bogen sich mehrere Ruten, und Dorsche von elf, 16 sowie 18 Kilogramm wurden gelandet. Die Stimmung wurde fast euphorisch, als innerhalb der nächsten Stunden viele Dorsche über zehn und einige über 20 Kilogramm gefangen wurden. Schließlich sagte Skipper Tommy: „Wenn Ihr es schafft, heute 100 Dorsche mit einem Gewicht von jeweils über zehn Kilogramm zu fangen, spendiere ich morgen das Mittagessen!“
Jetzt ging es richtig los, alle fischten, als würde es um ihr Leben gehen. Um 18.30 Uhr klatschte Dickdorsch Nummer 99 auf die Planken, danach jedoch ebbte die Erfolgsquote ab. Es dauerte sehr lange, bis sich wieder eine Rute bog. Alle hielten den Atem an und waren sehr gespannt.
Als sich jedoch der weiße Bauch des Dorsches an der Wasseroberfläche zeigte, bestand kein Zweifel mehr. Das war unser Mittagessen! – Wir hatten Angelgeschichte geschrieben: 100 Pracht-Dorsche an einem Tag, davon 13 über 20 Kilogramm! Der schwerste brachte gar 25,3 Kilogramm auf die Waage.
Zugegeben, die beiden geschilderten Ausfahrten waren wirklich Weltklasse, aber wer nur weit genug auf das Gelbe Riff hinausfährt, hat gute Chancen, einen Riesenfisch zu erbeuten. Am 11. Juli 1999, um ein weiteres Beispiel für die Qualität des Gelben Riffs zu nennen, wurden von Bord der „Mölboen“, die von Hanstholm ausläuft, neben vielen kleineren Fischen mehr als 20 Dorsche in Gewichten von 25 bis 42 Pfund gefangen.
Gewaltige Seelachse
In der Regel läuft die Fischerei am Gelben Riff nach folgendem Zeitschema ab: Januar bis März: Das Dorsch-, Köhler- und Pollackangeln findet in diesen Monaten vorwiegend an Stellen in Landnähe statt. April bis Juni: Jetzt gibt es auf dem Riff viele und große Fische. Gewaltige Seelachse stehen über den Wracks, wo man ebenso Pollacks, Lengs und Seewölfe antreffen kann.
Juli/August: Nun lohnt sich auch noch das Makrelenangeln. Wer an einer Tour auf Heringshaie interessiert ist, sollte diese Zeit nutzen, denn die Fische wandern jetzt entlang der Rinne im Norden des Gelben Riffs. Oktober bis Dezember: Auch in diesen Monaten kann man – bei entsprechendem Wetter – am Riff noch gut fischen. Die Seelachse, die dann erbeutet werden, sind jedoch sind kleiner als die im Hochsommer.
Foto: Verfasser
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