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Das große Drillkonzert

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Angler mit  Meerforelle auf Fünen
Meerforellen dieser Größe werden an den Stränden der Enebaerodde durchaus des Öferen auf die Schuppen gelegt
Karte Enebaerodde
Karte: G. Scot

Sie möchten in der Ostsee den Meerforellen nachstellen? Dorsche und Plattfische fangen? Dann sollten Sie Ihr Glück einmal an der Landzunge Enebaerodde im Nordosten der dänischen Insel Fünen versuchen. Von Karsten Bronk

Von Karsten Bronk

Mitte April war der Winter ein letztes Mal mit Macht zurückgekehrt. Der Sturm blies aus Nordost und jagte gewaltige Brandungswellen auf den Strand. Wir, ein Angelfreund und ich, wollten die Urlaubstage jedoch nicht dem Wetter opfern und fuhren trotz der widrigen Verhältnisse zur Enebaerodde, einer schmalen, fünf Kilometer langen und nur wenige hundert Meter breiten Landzunge am Eingangsbereich zum Odensefjord. Ein Revier, das bei allen Wetterlagen gute Fänge verspricht.

Bereits am späten Vormittag legte sich der Wind, und die Wellen liefen nur noch langsam auf dem Strand aus. Wir fischten zwischen den Sandbänken über steinigem Grund in gut einem Meter tiefem Wasser mit der Spinnrute auf Meerforellen. Die ersten zwei Stunden tat sich nichts. Gegen Mittag jedoch erfolgte der ersehnte Biss. Und was für einer!

„Mit harten Schlägen und wilden Fluchten versuchte der Fisch seinem Schicksal zu entgehen“

Von einer Sekunde auf die andere war der Teufel los. Die Spitze der Spinnrute bog sich bedrohlich. Eine stattliche Meerforelle hatte den schlanken, silbernen Flipper dicht unter der Wasseroberfläche attackiert. Dem lauten „Gulp“ beim Zupacken folgte das satte Klatschen des ersten mächtigen Sprungs, untermalt vom schrillen Surren der Rollenbremse. Eine wirklich schwere und kampfstarke Meerforelle hatte das Drillkonzert über dem Leopardengrund eröffnet.

Mit harten Schlägen und wilden Fluchten versuchte der Fisch seinem Schicksal zu entgehen. Immer wieder machte die Forelle akrobatische Luftsprünge, um den Drilling aus dem Maul zu schütteln. Eindeutig gab die Forelle den Takt an. Aber das Blatt wendete sich bald. Immer häufiger blieb der Fisch stehen, um Kräfte zu sammeln. Vorsichtig begann ich, mit senkrechter Rute Druck auszuüben. Die Bremse etwas fester gestellt, führte ich die Meerforelle mit kurzem, gefühlvollem Pumpen ein paar Meter dichter heran. Bloß keinen Schnurbruch verursachen, und nicht ins kalte Wasser fallen.

„Geschafft! Der silberblanke Neuneinhalbpfünder zappelte sicher im tiefen Netz“

Noch zwei, drei Mal preschte die Forelle mit all ihrer Kraft davon. Aber schließlich wurden die Fluchten immer kürzer. 20 Minuten nach dem Biss ließ sich die Meerforelle über den Kescher bugsieren. Ein silberblanker Neuneinhalbpfünder zappelte im tiefem Netz.

Sicher, ein solcher Fang ist an den meisten Küstenangelplätzen die Ausnahme. An den Stränden der Enebaerodde allerdings werden Kaliber dieser Größe des Öfteren auf die Schuppen gelegt. Auch die Zahl der gelandeten Drei- und Vierpfünder ist außergewöhnlich hoch. Das hat mehrere Gründe: Die Landzunge erstreckt sich vom engen Eingang aus weit in den Odensefjord hinein. Eine breite Rinne mit bis zu 18 Meter tiefem Wasser kommt nördlich aus dem Kattegatt hinzu. Sie führt bis auf 20 Meter dicht ans Ufer der Enebaerodde heran.

Die Meerforellen vagabundieren das ganze Jahr über zwischen den nahrungsreichen Muschelbänken, ausgedehnten Seegraswiesen und tangbewachsenen Steinfeldern. Zum Laichen ziehen sie in die Odense Au und ihre Nebenbäche. Bei großer Hitze im Sommer und kurzer, extremer Kälte im Winter bildet das tiefe Wasser der Fjordrinne den nötigen Rückzugsraum für die Forellen. In den Monaten Januar und Februar zieht es die Fische weit in das salzärmere Fjordwasser. Erst wenn der Süßwasserzulauf aus den Auen bei Eisbildung gegen Null geht und dadurch der Salzgehalt im Fjord steigt, verlassen die Meerforellen ihr Jagdgebiet Richtung südliche Ostsee.

Der Fischreichtum hier ergibt sich aber auch aus den ausgedehnten Leopardengründen zwischen den weißen Naturstränden und der Tiefenkante. Im Westen wird das Wasser vor dem schmalen Eiland von Sandbänken durchzogen, die mit der Wathose gut zu erreichen sind. Im Osten, unterhalb des alten Leuchtturms, wird die Enebaerodde von tiefem Fjordwasser begrenzt. Dort haben Brandungsangler das ganze Jahr über gute Chancen auf dicke Dorsche. Plattfische, in erster Linie Butts, sind am besten im Frühjahr und Herbst auf den Sandbänken zu erbeuten. Die Enebaerodde ist ein Naturschutzgebiet, das nur zu Fuß oder mit dem Fahrrad durchstreift werden darf. Autos kann der Angler auf dem Parkplatz in Hasmark Strand zurücklassen. Ob Sie die ersten Würfe gleich unterhalb des Parkplatzes machen oder erst zwei, drei Kilometer weiter, ist eigentlich egal. Die Chancen, einen der silberblanken Flossenträger zu überlisten, sind auf der gesamten Strecke gleich gut.

Um an der Enebaerodde erfolgreich zu angeln, sind Spinnruten um drei Meter Länge mit Wurfgewichten von zehn bis 60 Gramm ideal. Fischen Sie silberne, schlanke Blinker mit aufgemalten Augen, zum Beispiel den „Flash“ von Hansen. Für das Angeln in der Nacht haben sich dunkelblaue und schwarze Modelle als besonders fängig erwiesen. Eine solide Rolle mit sensibler Bremse und ausreichend monofiler 30er Schnur ist perfekt. Auf ein Vorfach verzichte ich und befestige zum Einhaken der Blinker lediglich einen kleinen Seewirbel am Ende der Hauptschnur. Etwaige Hänger im Tang lassen sich so mit kräftigem Zug problemlos lösen.

Für Fliegenfischer gilt: zirka 2,80 Meter lange Ruten der Klassen 8 bis 10. Wichtig ist, die Vorfachspitze nicht zu fein zu wählen. Bei der guten Aussicht auf große Meerforellen ist eine 0,30er Schnur sicherer als eine 0,25er. Alle gängigen Küstenfliegen sind fängig, fehlen dürfen aber auf keinen Fall schwarze Muster für die Dämmerung und die Nacht. Besonders gute Fangergebnisse werden mit Streamern erzielt. Dann noch eine leistungsfähige Bremse in der Rolle sowie mindestens 100 Meter Nachschnur, und es kann losgehen.

Brandungsangler sollten unbedingt Buttlöffel einsetzen. Aber Achtung: Beim zügigen Schnureinholen werden immer wieder Meerforellen zum Biss verleitet. Wer die tiefe Fjordrinne befischt, muss ein schweres Blei an die Schnur hängen. 150-Gramm-Tropfenbleie sollten es schon sein, um der Strömung am Grund zu trotzen. Krallengewichte dagegen erhöhen die Hängergefahr.

Wer ein motorisiertes Angelboot zur Verfügung hat, findet hervorragende Bedingungen entlang der ufernahen Abbruchkante, über dem flachen Leopardengrund sowie in der Tiefe der Rinne. Auch im Bellyboot lassen sich vielversprechende Angelstellen erreichen. Vorsicht allerdings ist angebracht, wenn ein dicker Pott naht. Westlich der Enebaerodde liegt die Ferienhaus-Siedlung Hasmark Strand mit gemütlichen und individuell gestalteten Häusern und Hütten. Von dort aus ist die Fischereistrecke bequem zu Fuß zu erreichen.

Foto: Verfasser

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