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Dalarna – Äschen im Land der Bären

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Dalarna
Das Wandern ist des Anglers Lust: Der Österdalälven lädt förmlich dazu ein. Hauptfisch ist die Äsche.
Kenneth Svenson
Kenneth Svensson bietet vor Ort Fliegenfischerkurse an.

Im Herzen Skandinaviens erwartet Sie die südlichste Wildmark Nordeuropas: kristallklare Flüsse, glitzernde Seen, verwunschene Wälder, und vor allem Ruhe und Stille. Frank Schwarz war für Sie in Mittel-Schweden und berichtet von Äschen und Hechten.

Von Frank Schwarz

In der Abendglut eines Spätsommertages packt mich das Dalarna-Fieber: Die großen Köcherfliegen schwärmen, und die Fische steigen nach den schlüpfenden Dunkelmännern. Genau wie es mir der Schwede Leif vorher beschrieben hatte. Vorbei und vergessen sind die drei vergangenen Tage voller Regen und Nebel. „Die Dalarna-Äschen sind die besten Steiger weit und breit“, hatte Leif erzählt, denn er ist ein begeisterter Fan der Trockenfliege und greift hier rund 260 Tage im Jahr zur Angelrute.

Die besten Steiger – dieser Satz klingt mir noch im Ohr. Aber jetzt übertönt das Wasser des Österdalälven meine Gedanken. Aus den Augenwinkeln beobachte ich meinen schwedischen Guide Kenneth, der seine Fliege an kurzer Leine stromab plaziert. Wieder und wieder lässt er sie über wenige Meter Flussstrecke treiben. Das macht die Fische nervös und täuscht einen Schlupf vor.

Überraschend reißt er plötzlich die Rute hoch, und in dem feinen Sprühnebel der Leine schimmern alle Farben des Regenbogens. Er hat eine! Nicht schlecht, denke ich, aber stromauf zu fischen ist mir lieber. In dem gut hüfthohen Wasser verfolge ich meine kleine Köcherfliege. Sie treibt über einer gurgelnden Rinne. Ihre lebendigen Vorbilder klatschen im schwerfälligen Fluge gegen meine Polbrille.

Meine Fliege kommt immer dichter auf mich zu. Kenneth ist gerade dabei, seinen Fisch zurückzusetzen. Vor mir ein kleiner Strudel. Plopp! Und auch meine erste Äsche wehrt sich. Keine große, und doch macht sie mir sofort klar: Die kämpfen hier wie die Berserker. Was geschieht erst, wenn sich eine der begehrten grau-schwarzen „Fünfziger“ die Fliege schnappt?

Entdecken Sie das Paradies

Am folgenden Tag wollen wir zur Spinnrute greifen und den Hechten nachstellen. Mein Begleiter Jürgen und ich haben auf der Karte eine Stelle ausgesucht, die wir uns erwandern wollen. Der Pfad abseits der Straße führt durch das Dickicht. Zum Schluss geht es noch einmal zweihundert Meter durch die pure Wildnis. Hier wohnt der Biber und hinterlässt seine Spuren. Gerade an einer frisch gefällten Birke vorbeigekommen, liegt der Fluss plötzlich vor uns.

Auch hier büßt er nichts von seinen geheimnisvollen Reizen ein. Rückströmungen, Abbruchkanten, Felsen und Sandbänke über das ganze Flussbett verteilt, bieten den Fischen viele Standplätze. Zwischen den dunklen Steinen müssen ebenso dunkle Raubforellen oder Hechte stehen. Kein Wunder, dass hier die Einheimischen die Fliegen- mit der Spinnrute vertauschen. Jürgen bezieht Position auf einer kleinen Felsnase. Dort hat die Strömung soviel Power, dass er seinen Wobbler kaum einzuholen braucht.

Zwei Säger fliegen vorbei, als sich ein Hecht den Nils Master schnappt. Im Delphinritt versucht der Räuber, den Köder abzuschütteln. In dieser Strömung hat selbst ein durchschnittlicher Esox enorme Kraft. Zumindest, bis Jürgen ihn in die Rückströmung führen kann. Schonend löst er die Haken, und sanft gleitet der „Recke“ zurück in den Fluss.

Große Hechte sind in diesen Abschnitten selten, ein Fünf- oder Sechspfünder ist ein guter Fisch. Abwechslungsreiche Stunden sind allerdings garantiert, wenn Sie zur Spinnrute greifen. Sollten Sie schwierige Tage am Österdalälven erwischen, ist es sicherlich ein heißer Tip, einen der vielen Seen auszuprobieren – oder auch die Staustrecken des Flusses, die alle einen langen, trichterförmigen Einlauf haben. Hier lässt es sich gezielt auf Hechte angeln, und große Barsche sind ebenfalls in vielen Abschnitten zu Hause.

Die Natur hat einiges zu bieten

Und sollten Sie zu kleinen Bächen und Flüssen ein besonderes Verhältnis haben: Bitte, gehen Sie auf Entdeckungsreise entlang einer der vielen Bäche. Überall kann Ihr Spinner von einer Bachforelle angegriffen oder Ihre Trockenfliege überfallen werden.

Doch zum Abschied noch einmal die Äschen. Ab Mitte Mai steigen sie, und in vielen Strecken sind dunkel-gepunktete Bachforellen mit von der Partie. Fische über der Kilomarke sind selten. Aber ein Forellenanteil von dreißig bis vierzig Prozent verführt natürlich auch eingefleischte Äschenfreunde, die Ringe steigender Forellen anzuwerfen. Besonders der Juni ist der Top-Monat für den Fliegenfischer, sogar Maifliegen schlüpfen um den 22. herum.

Von Juli bis Mitte August ist allerdings Flaute angesagt. Wenn dann aber der Herbst einzieht, spüren die Fliegenfischer in Älvdalen wieder das verlangende Kribbeln in den Fingern. Jetzt steigen die Äschen im Österdalälven noch einmal nach den kleinen, grauen Eintagsfliegen.

Und klappt es mit dem Angeln einmal nicht, können Sie sich in Nusnäs davon überzeugen, dass die roten Dalarna-Pferdchen wirklich von Hand geschnitzt werden. Vielleicht verlieren Sie Ihr Herz ja auch im Tierpark von Orsa Grönklitt. Luchse und Wölfe gibt es zu beobachten, und hier können Sie auch Meister Petz auf die Tatzen schauen.

Es kann allerdings auch durchaus passieren, dass Sie einem Bären in der Wildnis begegnen. Das ist in dieser Region schon lange keinen Zeitungsartikel mehr wert. Sollte das geschehen, so raten die Schweden, Jacke ausziehen, ablegen und langsam rückwärts zu gehen. Der Bär kommt, beschnuppert die Jacke und trollt sich dann wieder, weil Sie für ihn kein Rivale im Revier sind.

Machen Sie sich also auf den Weg, um an einem friedlichen, nur selten befischten Stück des Österdalälven, abseits der Straßen die Stille der Landschaft zu erleben. Sie werden es sicher nicht bereuen, denn nun greifen Sie der unberührten Natur in die Tasche.

Info

Angelkarten: Die Angelerlaubnis für die Älvdalenregion gibt es im Touristenbüro in Älvdalen. Sie kostete 1997 40 Skr (pro Tag), 150 Skr (pro Woche) beziehungsweise 300 Skr für das ganze Jahr. Alle Gewässer der beigefügten Karte lassen sich damit befischen. Weitere Angelmöglichkeiten gibt es in den vielen Gewässern der angrenzenden Region, wie z.B. der Siljan Seenplatte. In allen Flüssen, außer dem Österdalälven, darf zwischen dem 01.09. und 30.04. nicht gefischt werden. Die Seen bleiben ganzjährig frei. Es gibt keine offizielle Fanggrenze, aber als Limit gelten sechs Fische pro Tag.

Adressen: Älvdalens Turisteninformation, Dalgatan 47, S-79622 Älvdalen,

Tel.: 0046/251/80290, Fax 0046/251/10755; Siljan Tourism Mora, Ångbåtskajen, S-792 00 Mora, Tel.: 0046/250-26550, Fax 0046/250-15251.

Unterkunft: Campingplätze, Hotels und Ferienhäuser sind die üblichen Übernachtungsmöglichkeiten. Besonders in der für das Angeln interessanten Vor- und Nachsaison liegen die Hüttenpreise etwa zwischen 2.000 und 3.000 Skr. / Woche. In Älvdalen liegt ein Campingplatz direkt am Fluss.

Anreise: Fähre Travemünde / Trelleborg, ca. 820 Kilometer bis Älvdalen. Fähre Kiel / Oslo, ca. 400 Kilometer bis Älvdalen.

(Stand 1998)

Foto: Frank Schwarz und Kenneth Svensson

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