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Bornholm

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Angler mit Meerforelle
Die aus der Kälte kam: Wer den schneidenden Wind nicht scheut, wird mit edlem Silber in Form von Meerforellen belohnt. Und bei dem spannenden Drill vergißt man schnell das Wetter.
Angler keschert Meerforelle
Wer sich im kalten Wasser nicht die Füße abfrieren möchte, kommt um eine dicke Neopren-Wathose nicht herum.

Silber und Eis: Schneidender Wind, gefrorener Seetang und zu allem Überfluß auch noch eine tosende Brandung – das winterliche Bornholm zeigt dem Besucher die kalte Schulter. Wären da nicht die Meerforellen…

Von Burkhard Müller

„Das habe ich mir anders vorgestellt“, sagt der Kollege aus Marl ernüchtert. Gestern abend noch berichtete er voller Eifer und mit glänzenden Augen über sein kanadisches Lachs-Abenteuer. So mitreißend, daß wir alle den milden Geruch des „Indian summers“ zu spüren glaubten. Jetzt riechen wir nichts mehr. Der eisige Gegenwind hat unsere Nasen rot anschwellen lassen. Ein von Tränen verschwommener Blick aufs Meer: weißer Schaum, graue Wogen – kein Motiv für Tourismus-Prospekte.

Dabei haben Gerd, Wolfgang, Martin und ich lange auf diesen Tag gewartet.

Gestern trafen wir uns mit begeisterten Anglern aus ganz Deutschland, um unter fachkundiger Leitung eines Angel-Führers die Silberschätze von Bornholm kennenzulernen – denn die Chancen auf Meerforellen sind jetzt, im März, nirgendwo besser als an den Stränden dieser Ostsee-Insel.Heute morgen waren wir vor Aufregung schon wach, bevor der Wecker klingelte. Ein herrlicher Tag bei strahlendem Sonnenschein und mäßigem Wind aus Nordost zieht herauf – gute Bedingungen also, wenn das Thermometer nicht ausgerechnet am Gefrierpunkt hängengeblieben wäre.

Wat-Wagnis

Guide Carsten hat uns an die Westküste zwischen Rønne und Hasle geführt. Hier ist die Brandung noch am geringsten und der Untergrund auch für die Anfänger unter uns akzeptabel: Auf dem Sand zwischen den Steinfeldern läßt es sich gut stehen. Trotzdem fühlen wir uns noch unsicher und gehen allerhöchstens bis zu den zitternden Knien in die See. Deshalb erreichen die Blinker auch kaum die beruhigte Zone vor der Brandungslinie.

Unter diesen Bedingungen beginnt die Zuversicht bald schon zu schwinden. Nachdem Wolfgang gegen Mittag seinen Platz für eine kleine Pause verlassen hat drängt sich Carsten in die Lücke und demonstriert uns daß die Forellen doch da sind: Auf die Schnelle fängt er eine kleine Silberblanke von 45 Zentimeter. Dabei bleibt es aber auch an diesem ersten Gewöhnungstag. Wieder einmal zeigt sich: Meerforellen-Angeln ist ein hartes Brot – auch an Top-Stellen wie die Küste vor Bornholm.

Am nächsten Tag brauchen wir denn auch etwas länger um aus den warmen Betten zu schlüpfen. Wieder ein strahlend blauer Himmel noch immer Minus-Temperaturen. Es geht an die Westseite der Insel bei Hellig Peder. Die Hamburger Gruppe ist bereits vor Ort.

Große Sprünge

Schon von weitem erkennt man ihre Aufregung – eine der Ruten ist zum Halbkreis gebogen. Augenblicke danach schnellt eine Meerforelle von schätzungsweise 15 Pfund aus dem Wasser und versucht den Köder abzuschütteln. Immer wieder springt der Fisch meterhoch aus dem Wasser und zeigt seine glänzende Breitseite. Viel zu früh versucht der Angler auf dem glitschigen Untergrund die Landung. Das kann nicht gutgehen: Der Fisch startet eine letzte Flucht und schwimmt dem Hamburger zwischen den Beinen hindurch. Der Fang seines Lebens entkommt!

Doch dieses Erlebnis hat uns wieder voll motiviert. Wolfgang und ich starten nördlich des Hafens von Hellig Peder. Das Waten wird wegen der großen runden Steine und der Tangfelder zum äußerst schwierigen Unternehmen. Ich versuche mit einem zehn Gramm schweren Kupferblinker und langsamer Köderführung eine Aalmutter zu imitieren – hier im Bewuchs sicher ein häufig vorkommender Futterfisch.

Die Wahl ist goldrichtig: Schon nach einer halben Stunde reißt es mir beinahe die Rute aus der Hand. Durch das Erlebnis am Morgen habe ich eines gelernt: Ruhe bewahren. Schon nach kurzem Drill ist die Forelle im Kescher – ein brauner Absteiger noch vom Laichgeschäft gezeichnet. Bei 73 Zentimeter Länge wiegt der Fisch kaum sechs Pfund. Er kommt unverzüglich zurück in sein Element.

Schattenspiele

Wir gehen nun auf die andere Seite des Hafens wo Martin und Gerd ihr Glück versuchen. Sie haben einige Schatten in der tiefen Rinne nahe des Ufers ausgemacht. Und tatsächlich – ein Trupp Meerforellen zieht parallel zur Kante an der Küste entlang. Innerhalb kurzer Zeit beißen drei Fische darunter ein blankes Kraftpaket von 70 Zentimeter Länge. Der Bann ist gebrochen!

Als wir zum Abendbrot in der Pension wieder auf die anderen Gruppen treffen blicken wir in strahlende Gesichter. Wenn auch nicht alle Angler Erfolg hatten so wurde doch jeder Zeuge spannender Drills in der Brandung.

Die Gruppe der „Kanada-Abenteurer“ aus Marl hatte sich nach dem Mißerfolg an der Küste ein Boot geliehen und geschleppt – zwei stramme Lachse wuchten sie nach ihrer Rückkehr aus dem Boot.Die letzten zwei Tage vergehen wie im Flug. Wir haben jetzt Vertrauen in die Angelei gewonnen und landen an verschiedenen Stellen siehe Kasten phantastische Fische.Als besonders erfolgreich erweisen sich gemächlich dahintorkelnde Küstenwobbler. Im kalten Wasser ist den Forellen nicht danach schlanken schnellgeführten Blinkern hinterherzujagen.

Im Strom

Bei einem nassen Wat-Abenteuer durch die Brandung zu einem vorgelagerten Riff entdecken wir am letzten Tag eine Stelle an der sich die Fische konzentrieren. In der Wanne vor dem Hindernis herrscht Strömung wie in einem reißenden Bach. Hier jagen die Forellen! Über eine Stunde lang fangen wir Fisch auf Fisch und erleben sogar Doppel-Drills. Dann plötzlich ist der Spuk vorbei. Nicht eine Forelle läßt sich mehr blicken. Erschöpft naß und durchgefroren bis auf die Knochen aber wunschlos glücklich geht es kurz darauf zurück zur Pension.

An diesem Abend wartet zum krönenden Abschluß noch eine ganz besondere Überraschung auf uns – ein Festessen der Extra-Klasse: Lachs und Meerforelle zubereitet in den unterschiedlichsten Variationen und eine leckerer als die andere.

Heiße Plätze in der Kälte

Rund um Bornholm lassen sich Meerforellen überlisten. Egal aus welcher Richtung der Wind pfeift. Bei unserem Aufenthalt haben wir unzählige hochkarätige Strandabschnitte gefunden. Hier fünf Top-Plätze:

1 Gudhjem

Von der Landstraße nach Gudhjem führen Pfade die wunderschöne Steilküste hinab. Durch eine hüfttiefe Wanne gelangt man auf ein knietiefes Riff das etwa 50 Meter vom Ufer entfernt verläuft. Vorsicht! Beim Waten lauern Löcher und glitschige Steine. Hinter dem Riff erstreckt sich eine etwa drei Meter tiefe Rinne. Hier jagen oft Forellen.

2 Vester Sømarken

Vom Parkplatz bei Vester Sømarken sind es nur wenige Schritte bis zur etwa 700 Meter langen Meerforellenstrecke Gedebak Odde. Tangwälder, Sandbänke, Seegras-Wiesen und große Steine: Ein Platz der geradezu nach Forellen riecht.

3 Sose Odde

Ein klassischer Meerforellen-Fangplatz. Wenn Fischernetze ausgebracht sind ist das Angeln jedoch unmöglich.

4 Sorthat

Bei Sorthat zwischen Rønne und Hasle erstreckt sich eine gut zu befischende Strecke. Sandbänke wechseln ab mit Steinfeldern; dazwischen lauert so manche Forelle.

5 Helligpeder

Rund um den Hafen von Helligpeder erstrecken sich traumhafte Fischgründe: große Steine und Tangfelder dazwischen immer wieder Rinnen und Wannen. Vorsicht bei der Pirsch – ein Watstock ist bei dem rutschigen Untergrund dringend zu empfehlen!

Info:

Zwei Fährlinien laufen den Hafen von Rønne auf Bornholm an: DFO-Linie ab Saßnitz/Rügen und Bornholm Ferries ab Neu Mukran/Rügen.

Die Anfahrt nach Rügen kann aufgrund der Brückenöffnungszeiten am Rügendamm länger dauern als erwartet. DFO-Fährcenter Saßnitz, Trelleborger Straße, 18546 Saßnitz, Tel. 038392/64180 oder 0180/5343443

Fax 038392/64200 oder 0180/5343444.Bornholm FerriesBornholmstrafikken Fährhafen Neu Mukran, 18546 Mukran, Tel. 038392/35226, Fax 038392/35221.

Der dänische Angelschein ist für 100 Kronen ca. 27 DM in Postämtern und Tourismusbüros erhältlich und gilt ein Jahr.

Geführte Angeltouren und Komplettangebote im Frühjahr auf Meerforelle und Lachs bietet: Sportfischerführer Carsten Wagner Skramman 6 Rø, DK-3760 Gudhjem, Tel./Fax 0045/56484338.

Trollingboote vermietet: Melsted Offshore Trolling Marine, Melstedvej 39, DK-3760 Gudhjem, Tel. 0045/56485211.

Angelgeschäfte findet man in Nexø (Nexø Sport) und Rønne (Sportmaster).

Unterkünfte gibt es in allen Preisklassen. Auskünfte und Zimmervermittlung: Bornholm VelkomstcenterNdr. Kystvej 3, DK-3700 Rønne, Tel. 0045/56959500, Fax 0045/56959568.

(Stand 1999)

Foto: Verfasser

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