Perlon, Nylon, Dederon… Die Frühzeit der monofilen Angelschnur lässt sich fast wie ein spannender Wissenschaftskrimi erzählen.
1935 hatte der Amerikaner Wallace Hume Carothers für die Firma DuPont das allseits bekannte Nylon zum Patent angemeldet. In Nazi-Deutschland wollte man da nicht hintenanstehen, deshalb tüftelte der deutsche Chemiker Paul Schlack in Berlin für den Chemiekonzern IG Farben an einem vergleichbaren Material. 1938 hatte er die erste deutsche Kunstfaser Polycaprolactam entwickelt, die uns noch heute als “Perlon” bekannt ist. Sie war ähnlich reißfest und haltbar wie Nylon, bestand aber aus anderen Polymer-Molekülen. Das Material war so stabil, dass sogar Zahnräder, Gleitlager und Schrauben daraus hergestellt werden konnten.
Die neue Kunstfaser wurde natürlich sofort in der Kriegswirtschaft eingesetzt: Seile für Fallschirme, Schläuche für Flugzeugreifen, Bürstenborsten, Damenstrümpfe und vieles mehr… Auch die Uhren für die Wehrmacht besaßen damals Perlon-Armbänder. Nach Kriegsende wird 1949 die Perlon-Produktion wieder gestartet, vor allem Teppichfasern werden daraus produziert, aber auch Angelschnur. Auch die Firma Bayer (gehörte zur IG Farben) hat in Dormagen Perlon hergestellt, anscheinend noch bis heute, denn in England ist „Bayer Perlon“ noch als Angelschnur erhältlich.
Zeitgleich, 1949, meldete auch die Firma Plate aus Bonn eine Angelschnur aus Kunststoff (Platil) zum Patent an. Neben Angelschnur hat Plate auch den Kunststoff-Reißverschluss und den noch heute bekannten Heißkleber erfunden.
Nach der Firma Eulit habe ich im Zusammenhang mit Perlon einmal gegoogelt. Die 1924 gegründete Firma aus Peiting in Bayern stellt noch heute geflochtene Uhrenarmbänder aus diesem Material her.
Link-Tipp: Damyl mit Caprolatum…
Infos, Fragen und Anregungen bitte an thomas.kalweit@paulparey.de
Anmerkung vom 21. Dezember 2023:
Jürgen Keller hat uns noch zwei Schnurspulen der Firma Sportex mit Perlon geschickt. Dort hat man anscheinend auch auf das deutsche Produkt gesetzt.
Anmerkung vom 3. Januar 2024:
Markus Schober via Facebook: “Fritz Steurer hat in den Nachkriegsjahren seine “Peryl” Schnur in der Schweiz vertrieben. Aus dem Namen lässt sich Perlon als Material vermuten.”