Kinderkram?
Ich befinde mich in der letzten Phase zu einem Film, der eine Rückblende auf meine anglerischen Anfänge zeigt, und die Nostalgie der Moderne gegenüber stellt (voraussichtlich zu sehen auf der Fisch&Fang DVD 01/2017) Nichts prägt einen Menschen so sehr, wie die Erfahrungen aus der Kindheit. Sogar Gerüche und Geschmäcker prägen sich intensiv ein. Darum sind mir auch meine anglerischen Kindheitserfahrungen unglaublich wichtig. Die Euphorie und Freude daran meine Pose auf der Wasseroberfläche treiben zu sehen, ständig im Gefühl zu haben „gleich kann sie abtauchen“, das hat mich bis heute nicht verlassen.
Eine der wenigen Filmaufnahmen aus meiner frühen Kindheit auf „echtem“ Zelluloid – „Super 8“!
Bis heute gebe ich an Euch Informationen weiter, die gar nicht neu sind, sondern aus meinen Kindheitserfahrungen stammen. Zum Beispiel wenn ich Aale mit Maden oder extrem dicht am Ufer befische. Aber noch viel wichtiger ist mir folgende Erkenntnis:
Wichtige Erinnerungen
Ich erinnere mich an eine Geschichte, ich muss etwa 18 Jahre alt gewesen sein, als mein Kumpel Herbert, der von Zeit zu Zeit auch alleine mit seinem Boot auf den Binnensee fuhr, den wir gerne befischten, sich eine technische Neuheit zulegte. „Walkman“ nannte man die recht klobigen Dinger damals, man konnte damit unterwegs (das Ding wurde meist an den Gürtel geschnallt) Musikkassetten hören. Sein Gerät aber konnte mehr, auch Radioempfang war möglich. Klang für mich super und ich war ein bißchen neidisch als er das Gerät zum ersten Mal dabei hatte. Doch schon bei den nächsten Angeltouren fehlte das gute Stück. Auf meine Frage warum, gab er eine Antwort, die ich bis heute nicht vergessen habe: „Weißt Du, Matze, entweder man angelt, oder man hört Musik. Beides geht einfach nicht!“
Mein alter Kumpel Herbert im Jahr 1988 – „Beides geht einfach nicht!“
Was für eine ehrliche und tolle Erkenntnis. Und vor allem: Wie wahr! Ich werde häufiger mal gefragt, worin der Erfolg meiner Angelei besteht. Das ist einer der Gründe: Ich konzentriere mich aufs Angeln. Die einzigen Momente die ich investiere, die nichts mit dem Fischfang zu tun haben, sind die, in denen ich die Natur genieße.
Ein Bild vom letzten Samstag. Eine Nonnengans spielte bei meinem Auftauchen „verletzter Vogel“, um mich von der Lebensgefährtin, die auf dem See schwamm, wegzulocken. Mit „Boombox“ dabei wäre sie wohl eher weggeflogen.Mit Blick auf Smartphone und „Pokemon go“ hätte ich sie wohl gar nicht bemerkt.
Vergangenen Samstag war ich am Wasser um den erwähnten Film mit den Rückblenden in meine Kindheit zuende zu bringen. Da kamen drei Halbstarke mit einem Riesenschlauchboot und einem Musiklärm daher, der das ganze Boot vibrieren ließ. Dazu gröhlten und soffen sie. Ich suchte schnell das Weite. Diskussionen mit solchen Banausen bringen meist wenig. Mit Angeln hat das für mich nichts zu tun.
Ablenkung beim Angeln?
Dennoch bekomme ich häufig die Anfrage, ob man meine Filme von der Fisch&Fang DVD nicht mehr und mehr als Dateien ins Netz stellen könne. Ich verstehe dies Ansinnen durchaus, aber die Begründung vieler Kids, in Zusammenhang mit einer neuen Kauf DVD die in Produktion ist, hat mich einigermaßen erschrocken: „Wir gucken Deine Filme immer beim Angeln!“
Für Wetter-App okay, ansonsten Finger weg vom Smartphone beim Angeln!
Damit hätte ich nicht gerechnet. Motivation tanken ist immer eine gute Sache. Aber das am Wasser zu tun, halte ich für falsch. Besser wäre, wenn man die Smartphones, so nützlich sie auch sein mögen, ich schätze z.B. den Regenradar sehr!, einfach mal zuhause, oder jedenfalls im Auto liegen lässt. Am Wasser Filme gucken um besser zu fangen? Genau so funktioniert Angeln nämlich nicht. Bis heute habe ich mich zu keinem Zeitpunkt für einen außergewöhnlich guten Angler gehalten. Das ist keine falsche Bescheidenheit, das meine ich sehr ernst. Alles was ich tue, ist es mich auf die Sache zu konzentrieren und mich in der Natur als Teil davon zu präsentieren. Nicht als Fremdkörper.
Schon vor 30 Jahren konzentriert bei der Sache – beim Barschangeln am Kanal, gefühlvoll mit dem Finger an der Rutenspitze
Der Peter Lustig der Angler
Ich fand es sehr amüsant, dass ich in meiner Art zu moderieren schon öfter mal mit Peter Lustig, oder der Sendung mit der Maus verglichen wurde. Darum schließe ich mich heute resümierend mal dem Peter Lustig an, der einst seine Sendungen immer mit den Worten schloss: „Fernseher abschalten!“
Also: Smartphone und Radio abschalten! So angenehm einem das besonders beim langatmigen Karpfenangeln auch vorkommen mag: Die Fänge und das Verständnis für die Natur verbessert es nicht. Vom Bild, dass man so in der Öffentlichkeit abgibt mal ganz zu schweigen.