Es geistern seltsame Koppenblinker ohne Auge in den Sammlungen herum, teilweise sind sie sogar vergoldet. Nach ihrem typischen “Dreieckswirbel” könnten sie von Agilette produziert worden sein.
Sören Fietz besitzt zwei Köder mit “Dreieckswirbel”, er schrieb per Mail: “Moin Thomas, Agilette und Agilette? Ich habe zwei ungemarkte Köder in meiner Sammlung. Ein gemeinsames Merkmal, ließ mich zunächst vermuten, dass sie beide von Max Lahr/Agilette produziert wurden. Sie verfügen beide über für diese Firma so typischen Dreieckswirbel. Wie kürzlich von dir zum Zelluloid-Turbinensystem von Stork angemerkt, hilft auch in meinem Fall möglicherweise ein genaues Hinschauen. Der Dreieckswirbel des Köders in Form eines Heintz-Blinkers ist m. E. etwas feiner gearbeitet als derjenige an der Koppe, sodass ich ersteren Max Lahr und letzteren einem mir unbekannten Hersteller zuordnen würde.
Handelt es sich bei dem vorliegenden schlanken Blinker eventuell um den kleinsten Agilette-Heintz-Blinker? Er misst 50 mm, genau wie die 1939 von Lahr beworbene kleinste Ausführung dieses Modells. Er ist in Teilen dunkel angelaufen, dies würde für die damals u. a. angebotene versilberte Variante sprechen. Lahr äußerte im Katalog von 1939 zum Agilette-Heintz-Blinker: “mit neuem, von mir erfundenen Kopfwirbel”. Mit diesem Kopfwirbel meinte er gemäß Katalogabbildung den o. g. Dreieckswirbel. Der Drilling ist in einen verlöteten Ring, die bei Agilette-Ködern auch vorkommen, eingehängt.
Die Koppe muss wohl eher zufällig genau diese Wirbelform aufweisen. Hat sich jemand diesen Dreieckswirbel in Anlehnung an Köder von Lahr selbst so nachgebaut? Ich habe auch ein zweites Exemplar dieser Koppe, es ist jedoch vollständig ohne Montierung und mutmaßlich vergoldet. Agilette-Köder wurden m. W. vollständig montiert ausgeliefert, diesem Konzept widerspricht die eine Koppe vollständig, die andere zumindest in Teilen. Wer mag diese durchaus professionell hergestellt wirkenden Blinkerblätter produziert haben? Eine Vergoldung spricht eher gegen einen Eigenbau, da diese zum einen durch einen Spezialisten aufgebracht werden muss und zum anderen die Herstellungskosten für den Köder steigern – Aspekte, die man mit einem Eigenbau eigentlich zu verhindern versucht. Du hast bestimmt weitere Gedanken zu diesen beiden Ködern. Viele Grüße Sören”
Antwort von Thomas Kalweit: Hallo Sören, bei dem schlanken Blinker würde ich auch vom kleinsten Modell des Agilette Heintzblinkers ausgehen. Die kleinsten Heintzblinker hatten ja auch von anderen Firmen keinen oberen Kopfdrilling, auch wurde der untere Drilling wegen der kleinen Größe oft mit Ring montiert und nicht mit typischer überschlagssicherer Heintz-Hakenaufhängung. Ich weiß, dass bei Agilette ein Großteil der Köder ungemarkt rausging, vor allem, wenn andere Firmen die Kunden waren. Ich habe originale Vertreter-Verkaufseinheiten von Agilette (10er Packs), da ist vielleicht einer von 10 Ködern gemarkt.
Beim Koppenblinker ohne Auge spricht der Dreieckswirbel natürlich auch für Agilette. Ich besitze zwei Agil-Kataloge aus den Kaldenbach-Zeiten in Berlin (1920er und frühe 30er Jahre). In beiden Katalogen taucht überhaupt kein Koppenblinker auf, auch nicht der mit Auge, der eindeutig ins Ende der 1930er Jahre zu packen ist. Ich weiß also nicht, ob diese Koppe ohne Auge von Agilette ist. Sie taucht in der Regel immer unmontiert ohne unteren Drilling auf. Ich habe einmal vier hübsch vergoldete Blinker dieser Art komplett unmontiert kaufen können. Ich nehme also an, dass sie so in den Handel kamen. Wenn sie montiert sind, besitzen sie stets seltsam riesige Sprengringe. Zu Berliner Zeiten war übrigens ein J. Timar der Inhaber von E. Kaldenbach/Agilette. Dieser ungarische Nachname und dass die Firma genau 1939 nach Idar Oberstein an Max Lahr verkauft wurde, bringt einen zum Nachdenken. Beste Grüße Thomas
Wer hat weitere Infos und Fragen? Einfach Mail an thomas.kalweit@paulparey.de