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Große Flüsse: Mit Gummiboot und Gummifisch

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Thomas Schulte mit Hecht
Strahlender Fänger: Thomas Schulte mit Pracht-Esox von 20 Pfund und 1,10 Meter Länge.
Ein strammer Hecht
Gib Gummi: Ein strammer Hecht hat sich den Weichplastik-Köder geschnappt, der vom Schlauch-Boot aus angeboten wurde.
Hecht auf Gummi-Fisch
Gib Gummi: Ein strammer Hecht hat sich den Weichplastik-Köder geschnappt, der vom Schlauch-Boot aus angeboten wurde.

Räuber ganz soft – Thomas Schulte und Marcel Birth schwören auf Schlauchboot und Kunstfisch. Mit dem Gummi-Duo befischen sie Raubfisch-Höhlen.

Von Thomas Schulte und Marcel Birth

Vor uns im Morgenrot liegt ein prächtiges Raubfisch-Revier. Der Flussabschnitt ist gespickt mit 1a-Einständen: Kehrwasser, Strömungskanten und Buhnen satt! Hier müssen sich Hechte und Zander einfach wohl fühlen. Wir biegen von der Straße ab, fahren auf einem Feldweg in Richtung eines einmündenden Altarms.

Dort angekommen, laden wir das Gummigefährt aus und blasen die beiden außen liegenden Kammern mit zwei großen Pumpen auf. Dann lassen wir es an einer seichten Stelle zu Wasser. Ruck, zuck sind der Acht-PS-Außenborder sowie das Echolot montiert und ist das Angelgerät im Boot verstaut. Nur eine Viertelstunde nach unserer Ankunft am Wasser starten wir bereits ins Raubfischparadies.

Innerhalb weniger Minuten ist unser erster Hot Spot erreicht: der Pfeiler einer Eisenbahnbrücke. Während der Fahrt dorthin ist weit und breit kein einziges Angelboot zu sehen. Kein Wunder: Slipstellen sind Mangelware in diesem malerischen Revier. Und auf die Idee, von einem relativ kleinen Boot aus zu fischen, kommt hier anscheinend niemand.

Dabei bietet unser Katamaran-Modell ausreichend Platz für zwei Angler und deren Gerät. Dank der außen liegenden Kammern hat es eine absolut stabile Lage und ermöglicht deshalb eine Menge Angelspaß. An diesem Tag nun wollen wir mit Gummifischen auf Hechte und Zander twistern.

Voll die Kante geben

In der Rückströmung flussabwärts des Brückenpfeilers jagen laut klatschend die Räuber. Wir ankern in einigem Abstand und schieben einen 15er Shad auf einen 14 Gramm schweren 6/0er Jigkopf. Der Verführer wird in den Wirbel an der geflochtenen Hauptschnur eingeklinkt. Ein zusätzlicher Schwanz-Drilling zum besseren Haken von „spitz-beißenden“ Fischen ist nicht nötig. Denn erfahrungsgemäß packen Esox & Co in diesem Gewässer meist voll zu.

Weiterer Vorteil: Wegen der nach oben stehenden Hakenspitze können wir auch schwieriges Terrain wie Pflanzenbewuchs, Steinschüttungen oder Holzpfosten ausgezeichnet befischen.

Dunkel im Klaren

Da aufgrund von Niederschlägen in den letzten Tagen das Wasser angetrübt ist, setzen wir gelbe Shads mit einem hellgrünen Rücken ein. Doch auch mit weißen Modellen haben wir unter solchen Bedingungen schon ausgezeichnet gefangen. Bei hoher Sichtigkeit vertrauen wir hingegen Dunkelgrün und Rauch-Glitter.

Doch in der ersten halben Stunde tut sich nichts, daher wechseln wir die Stelle und fahren in einen kleinen, flachen Altarm. Hier kommt der Vorteil einer Schlauchboot-Konstruktion voll zum Tragen: Es lässt sich auch in engen Passagen relativ gut manövrieren und hat kaum Tiefgang.

Im Flachwasser überlisten wir bereits nach kurzer Zeit zwei stramme Hechte: So darf es ruhig weitergehen!

Auf Holz geklopft

Es kommt jedoch noch besser: Am späten Vormittag driften wir an mehreren großen Holzpfosten entlang. „Wirf bloß nicht zwischen die Pfosten, da bleibst du nur hängen“, rufe ich Marcel zu. Doch es ist zu spät: Der Köder landet zwischen den Pfählen. Er ist jedoch höchstens fünf Sekunden im Wasser, als er tatsächlich festhängt – aber zwischen zwei mächtigen Kiefern. Der Anschlag sitzt, und ein rasanter Drill beginnt. Nach zehn Minuten schließlich landet Marcel per Hand einen 1,08 Meter langen und 18,5 Pfund schweren Hecht.

Ist noch eine Steigerung möglich? Kurz nach dem großen Fang werfe ich eine besonders lange Bahn entlang einer Scharkante, lasse den Gummiköder bis zum Grund absinken und zupfe ihn an gestraffter Schnur heran. Auf halber Strecke bekomme ich einen harten Biss und schlage an. Der Haken sitzt, und der Fisch lässt mich sofort seine Kraft spüren. Denn als er merkt, was die Stunde geschlagen hat, gibt er „Vollgas“: Immer wieder reißt der Fisch die geflochtene Schnur von der Rolle und zieht in Richtung eines überhängenden Busches. Doch gelingt es mir, die starke Flucht abzufangen. Schließlich tobt Meister Esox unter dem Boot.

Großhecht auf dem Gummiwulst

Nach einer Viertelstunde sind seine Reserven schließlich erschöpft. Der Kämpfer kommt an die Oberfläche, und ich hole ihn mit schonender Handlandung über die Bordwand: ein absolutes Prachtexemplar von 20 Pfund Gewicht und 1,10 Meter Länge! Abends beißt dann noch ein Pracht-Zander, der sich nach kurzem Kampf ergibt: 86 Zentimeter zeigt das Maßband an – ein toller Erfolg.

Gummifisch und Gummiboot haben uns einen herrlichen Angeltag beschert: elf Hechte und ein Zander sind die stolze Ausbeute. Gut gelaunt besprechen wir schon den nächsten Gummi-Trip.

Das richtige Modell

Wir benutzen ein 3,80 Meter langes Katamaran-Schlauchboot. Es ist durch die außen liegenden Luftkammern außerordentlich stabil. Solche Boote kosten zwischen 500 und mehreren 1.000 Mark. Noch preisgünstiger: ein gebrauchtes Modell aus einer Boots-Zeitschrift.

Die ersten zehn Meter der Ankerleine haben wir mit Schlaufen versehen, um blitzschnell mit passender Seillänge ankern zu können. Angetrieben wird unser Boot von einem Viertakter. Der ruhige Lauf ohne Geruchsbelästigung – wie es bei einem Zweitakter der Fall ist – begeistert uns immer wieder. An einem normalen Angeltag legen wir zwischen zehn und 20 Kilometer zurück und verbrauchen dabei höchstens drei bis sechs Liter Normalbenzin bleifrei.

Ein paar leichte Plastikruder sollten sicherheitshalber stets an Bord sein. Denn falls einmal das Benzin ausgeht oder der Motor doch streikt – was uns bislang aber noch nicht passiert ist -, bleibt man noch manövrierfähig.

Foto: Thomas Schulte und Marcel Birth

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