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Köder in Robbenform

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Alte Kunstköder aus Grönland: Der obere Köder besitzt die Form einer Robbe, der untere besteht aus einem Stück Muschelschale.

Diesmal beschäftigen wir uns mit archaischen Kunstködern der Inuit, die Kunstköder-Hersteller in ganz Europa inspiriert haben.

Sören Fietz schrieb per Mail: „Moin Thomas, ich habe zwei sehr skurril aussehende Köder geerbt, die aus Dänemark, vermutlich ursprünglich aber aus Grönland stammen. Ein Köder ist aus einem Stück geschliffener und mehrfach durchbohrter Muschelschale, zwei mutmaßlich handgeschmiedeten Nägeln und einem sehr naturbelassenen Stück Leder produziert worden. Das lederne Vorfach ist sehr überzeugend angebunden und lässt somit eine Anwendung des Köders in der Angelfischerei vermuten. Ist der Köder antik (älter als 100 Jahre) oder in deutlich jüngerer Zeit in traditioneller Handarbeit von einem Ureinwohner Grönlands hergestellt worden?

Ein weiterer Köder hat die Form einer Robbe und ist aus Bein, ich vermute sogar eher Elfenbein geschnitzt worden. Auch bei diesem Köder ist für mich das Alter nicht eindeutig zu bestimmen, ich vermute eine Herstellung vor 1955.

Blinker in Form einer Robbe wurden von verschiedenen Herstellern produziert oder zugekauft und im Programm geführt. Die DAM verkaufte in einem sehr kurzen Zeitraum den Sjöhund, meines Wissens wurde er nur im Katalog von 1964 beworben und sehr wahrscheinlich nicht selbst von der DAM hergestellt. Leider verkaufte ich mein Exemplar in einem Moment geistiger Umnachtung und habe deshalb aktuell, außer einer Katalogabbildung, kein Foto dieses Modells zur Hand.

Aber u. a. auch der norwegische Produzent Arnulf Hoff & Co. aus Trondheim, Marke Delphin/Delfin, produzierte einen robbenähnlichen Köder, den Trollsluk (http://www.123hjemmeside.no/helonwheels/123128491, ganz nach unten scrollen!). Es gibt darüber hinaus weitere norwegische Köder, die in ihrer Gestalt einer Robbe ähneln. Es ist ja schon etwas kurios, einem Köder das Antlitz einer Robbe zu geben, die eher Fische frisst als diesen als Nahrung dient. Vielleicht ist die Idee eines Köders im Erscheinungsbild einer Robbe zuerst von Ureinwohnern Grönlands entwickelt worden? Die Robbe dürfte in ihrer Kultur eine herausragende Bedeutung haben und sollte im Fischfang vielleicht ein besonderes Fangglück beschwören. Lieben Gruß Sören“

Hallo Sören, die Datierung dieser Köder ist natürlich sehr schwierig, sie wurden ja über Jahrtausende traditionell nahezu baugleich hergestellt. Anfangs wurde der Köder aus der Muschelschale sicher ohne geschmiedete Nägel produziert. Erst seit den zunehmenden Begegnungen mit europäischen Walfängern ab dem Beginn des 17. Jahrhunderts wurde auf Grönland auch häufiger Eisen verwendet. Zuvor wurde von den Inuit übrigens nur kaltgeschmiedetes Meteoriteneisen für besondere Schneidewerkzeuge verwendet, meistens aber nur Steinwerkzeuge aus Flint wie in der Steinzeit. Ich würde den Muschelköder gefühlsmäßig noch vor 1930 einordnen. Der Köder in Robbenform ist natürlich ein ganz tolles Teil! Sicher ist er aus Walrosselfenbein geschnitzt. Das gelötete Stahlvorfach, die Öse mit Gewinde und auch der Drilling mit Puschel zeigen aber, dass der Köder irgendwann ab ca. 1930 bis maximal 1950 hergestellt wurde, eventuell auch speziell für Touristen. Einen „Sjöhund“ von DAM habe ich noch in der Sammlung, die Bilder siehst Du am Ende des Beitrags. Beste Grüße Thomas

Wer hat weitere interessante Kunstköder? Bilder an thomas.kalweit@paulparey.de

Link-Tipp: Weiterer Köder in Robbenform…

Das Vorfach des Muschköders besteht aus Leder, die Haken sind handgeschmiedet.
Kunstvoll wurden die angelegten Flossen in den Robbenkörper geschnitzt.
Das Drahtvorfach wurde bereits gelötet. Der Haken mit Puschel spricht für ein Herstellungsdatum um 1930.
Im DAM-Katalog von 1964 findet sich auch ein Blinker in Seehund-Form.
Der "Sjöhund" von DAM ist zweifellos von skandinavischen Vorformen inspiriert.
Ein weiterer Blinker in Robbenform, der "Hval Sluk Tvisyn".
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