Das komplette Team Edeka freut sich über einen 127-Kilo-Heilbutt. Der Fänger Gunnar Deschauer steht links neben dem Fisch. |
Die besten Dorsche bissen auf einen speziellen Pilker, der zusätzlich mit einem Köhler bestückt war. |
Rute krumm beim Heilbutt-Drill. |
Nach dem sehr guten Abschneiden bei er Skrei-Weltmeisterschaft und beim Lofoten-Cup stand für das Team Edeka diesmal eine siebentägige Angelreise nach Island auf dem Programm.
Hier hatte sich das achtköpfige Team Edeka aus Mittelkalbach das kleine Fischerdorf Bolungarvik in den Westfjorden als Ausgangspunkt für die Angelausfahrten ausgesucht.
Am 9. Juni ging es mit „Andrees Angelreisen“ von Frankfurt in einem 3,5 stündigen Flug nach Keflavik. Von hier aus wurde die Reisegruppe per Bustransfer nach Reykjavik gebracht, wo auch schon eine Propeller-Maschine für den 40 minütigen Flug nach Isafjördur bereitstand. In Isafjördur wurden die Teilnehmer von Matthias Brill, dem deutschsprachigen Betreuer und Angelführer vor Ort, in Empfang genommen. Nach kurzer Einweisung und Übernahme der Mietwagen fuhr das Team in das 20 Kilometer entfernte Bolungarvik, wo dann die Wohnungen bezogen wurden.
Angeln rund um die Uhr
Nach kurzer Bootseinweisung wurden die sehr gut ausgerüsteten 130 PS Diesel-Boote mit Angelgerät beladen und die erste Ausfahrt fand noch am gleichen Abend statt. Aufgrund der geografischen Lage wird es in den Sommermonaten nicht dunkel, sodass ein Angeln rund um die Uhr möglich ist.
Die Wetterlage (Starkwind) ließ aber eine Ausfahrt auf das offene Meer nicht zu, sodass im küstennahen Gebiet vor Bolungarvik und Isafjödur auf die begehrten Steinbeißer (Seewölfe) geangelt wurde. Bei Matthias Brill wurde sich mit den von ihm entwickelten Steinbeißer-Vorfächern eingedeckt. Es konnten in zwei Tagen an die 80 Steinbeißer gefangen werden, es waren sogar Fische bis 14 Kilo und über 100 Zentimeter dabei.
50 Kilometer aufs Meer hinaus
Die ungünstige Wetterlage hielt leider noch zwei zusätzliche Tage an. Am Freitag war es dann aber soweit. Die Sonne schien und der Wind hatte sich gelegt. Laut Wettervorhersage sollte dieses Wetter auch noch die nächsten vier Tage Bestand haben – die Vorhersage behielt Recht. Und was dann in diesen vier Tagen passierte, war fast unglaublich.
Durch den kalten und langen Winter und der damit verbundenen späten Schneeschmelze war das Fjordwasser noch recht kalt, sodass davon ausgegangen werden musste, dass die Dorsche noch vor dem Fjord stehen „Gesagt, getan. Wir fuhren bis zu 50 Kilometer auf das Meer hinaus. Bei der Ausfahrt versorgten wir uns bei kurzen Stopps mit 35-45 Zentimeter großen Köhlern, die später als Hakenköder Verwendung finden sollten“, berichtet Uwe Heitzenröder.
Zwei Dorsche über 50 Pfund
Wir angelten mit speziell für diese Angelart gefertigten Pilkern, die ein ausgeklügeltes System zur Befestigung der Köderfische besitzen (nähere Infos zum Ködersystem per E-Mail: faengtjagut@gmx.de). Neben diesen Systemen wurden aber auch der herkömmliche Pilker und Gummifische am Bleikopf eingesetzt. Die meisten und auch größten Fische bissen allerdings auf das Pilksystem mit Köderfisch. Geangelt wurde auf einer Tiefe zwischen 80 und 140 Metern.
Der Erfolg ließ natürlich auch nicht lange auf sich warten. Dieter Jörges und Rüdiger Reuß fingen auch gleich riesige Dorsche von 27 und 26,5 Kilo. Neben diesen über 50 Pfund schweren Krachern wurden in vier Tagen noch 39 Dorsche zwischen 20 und 25 und 74 Dorsche zwischen 15 und 20 Kilo gefangen. Dorsche unter 15 Kilo wurden nicht gezählt.
Heilbutt von 127 Kilo!
Am vorletzten Angeltag bekam Gunnar Deschauer in 90 Metern Tiefe und fünf Meter über Grund einen starken Biss auf das Pilker-Köderfisch-System. Schnell war klar, dass es sich diesmal nicht um einen Dorsch handeln konnte, es musste etwas größeres sein. Nach 27-minütigem Drill kam der Fisch an die Oberfläche. Es war ein Heilbutt – und was für einer! Der Riese konnte mit vereinten Kräften ins Boot gewuchtet werden. Das erste Vermessen ergab eine Länge von 205 Zentimetern, das Gewicht wurde auf über 100 Kilo geschätzt.
„Der Fang hatte sich bereits herumgesprochen, sodass wir bei unserer Rückkehr in den Hafen bereits von zahlreichen Schaulustigen erwartet wurden. Selbst einige örtliche Pressevertreter waren vor Ort“, erklärt Uwe Heitzenröder. Mittels Kran wurde der Heilbutt abgeladen, vermessen und gewogen. Erst jetzt, als der Fisch am Kran hing wurden die gewaltigen Ausmaße erkennbar. Nach offizieller Wägung und Vermessung standen die Daten fest. Die Länge betrug 225 Zentimeter und das Gewicht wurde mit 127 Kilo festgestellt. Da der Fisch bereits ausgeblutet war, kann von einem Lebend-Gewicht von mehr als 130 Kilo ausgegangen werden.
Noch ein 100-Kilo-Fisch
Am Montag war der letzte Angeltag angesagt. Es ging wieder aufs offene Meer hinaus. Nachdem bereits zahlreiche Dorsche gefangen waren bekam Gunnar Deschauer fünf Meter über Grund einen “Hänger“. Trotz kräftigen Zuges bewegte sich der Hänger nicht, es war nichts zu machen, der Köder ließ sich nicht lösen. Nach zwei Minuten war plötzlich der Gegenzug verschwunden und Gunnar wollte sein Köder an die Oberfläche kurbeln. Während des Hochziehens, nachdem schon etwa 40 Meter Schnur eingeholt waren, hing der Köder wieder fest. Es musste doch ein Fisch sein! Der Fisch stand in 50 Metern Tiefe und bewegte sich nicht. Er ließ sich aber unter kräftigen Zug langsam nach oben pumpen. Das Angelgerät stieß hier schon fast an die Grenzen. Die Rute war zum Halbkreis gebogen. Nach über 20 Minuten kam der Fisch an die Oberfläche. Es war wieder ein Heilbutt. Auch dieser Butt konnte mit vereinten Kräften sicher gelandet und ins Boot befördert werden. Der Heilbutt wog bei einer Länge von 206 Zentimetern genau 103 Kilo. Uwe Heitzenröder kann es immer noch nicht fassen: „Natürlich wurden wir wieder von zahlreichen Schaulustigen im Hafen erwartet. Diese staunten nicht schlecht, aber noch mehr, als sie erfuhren, dass dies der zweite Heilbutt über 100 Kilo ist, den Gunnar Deschauer innerhalb von 24 Stunden fangen konnte!“
Wichtige Info: Heilbutts sind seit einigen Jahren vor Island streng geschützt und dürfen nicht gezielt befischt werden. Der Fang ist für Berufsfischer und Angler verboten. Wird ein Heilbutt zufällig durch einen Angler gefangen, so sollte dieser wieder zurückgesetzt werden, es sei denn, der Fisch ist durch Drill und Landung so stark verletzt, dass ein Zurücksetzen nicht sinnvoll erscheint. Wird der Heilbutt nicht zurückgesetzt, geht er automatisch in das Eigentum des Isländischen Staates über, er muss am Hafen abgeliefert werden, wird dann offiziell verwertet und verkauft. Der Verkaufserlös wird der isländischen Fischereiforschung zur Verfügung gestellt. Bei den beiden genannten Heilbutts war ein sinnvolles Zurücksetzen laut Angaben der Fänger unmöglich, die Fische waren zu stark verletzt.
Bilder: Team Edeka