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Zielfisch Meerforelle: Salziges Silber

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Zielfisch Meerforelle: Salziges Silber
Immer mehr Fliegenfischer erliegen der spannenden Angelei auf Meerforellen – bei solchen Traumfischen kein Wunder.

Nicolai Andersen geht in Sachen Meerforelle andere Wege – und das mit Erfolg. Unser Autor Peter Christensen hakte beim dänischen Küstenprofi nach.

Peter Christensen: Ich brauche an der Küste oft sehr lange Zeit, um aussichtsreiche Meerforellenplätze zu finden. Kannst Du mir und unseren Lesern ein paar Tipps geben, wie das schneller geht?

Nicolai „Nic“ Andersen: Gerade bei der Platzwahl gibt es jahreszeitlich bedingte Unterschiede, die sich aber nicht auf alle Küstenbereiche verallgemeinern lassen. So ist mein favorisierter Meerforellenplatz im zeitigen Frühjahr kein guter Spot im restlichen Jahr. Warum das so ist, das wissen bisher nur die Forellen. Auf jeden Fall habe ich unzählige Stunden gebraucht und viele Schneidertage durchleben müssen, um das herauszufinden. Ich rate deshalb jedem Fliegenfischer, der einen unbekannten Küstenabschnitt befischen möchte, Folgendes zu beherzigen.

Ich orientiere mich beispielsweise zu einem großen Teil an der Nahrung der Meerforellen. So finden sich die Fische immer auch da, wo es Kleinfische, diverse Krebsarten, Borstenwürmer und Tangläufer gibt. Das ist in der Regel immer auf Riffen, Muschelbänken, Landzungen oder Sandbänken der Fall.

Auch die Strömungsverhältnisse sollte man bei der Wahl des Angelplatzes beachten. Meerforellen lieben Strömung, und so sind Stellen, wo diese auf die vorangegangenen markanten Strukturen trifft, ideal. Liegt dann noch tieferes Wasser in unmittelbarer Nähe, dann lohnt es sich garantiert, dort einige Stunden zu fischen.

Peter: Wie beurteilst Du das Reizthema „Wurfweite“ beim Meerforellenfischen?

Nic: Selbstverständlich sind wir Fliegenfischer gegenüber den Spinnfischern in Sachen Wurfweite etwas gehandicapt, ein wirklicher Nachteil ist das meiner Meinung nach aber nicht. Besonders im Frühjahr, wenn sich das Wasser im Uferbereich bereits langsam erwärmt, erlebe ich es immer wieder, wie fängig wir unsere Köder doch präsentieren können. Das Wichtigste ist nun nämlich nicht die Wurfweite, sondern eine langsame Präsentation. Auf der Suche nach Fressbarem ziehen die Fische oft dicht unter Land, manchmal in nur knietiefem Wasser umher, aber während ein Spinnfischer mit seinen schweren Blinkern meist nur Tang fängt oder am Grund kratzt, haben wir die Chance auf Fisch. Wir können unseren Köder dort einfach deutlich langsamer anbieten, in meinen Augen eine wichtige Voraussetzung im Frühjahr.

Nicht nur in der warmen Jahreszeit setzt Nicolai auf die Hilfe eines Schusskorbs.

Grundsätzlich sollte man sich als Fliegenfischer aber immer Küstenstrecken suchen, an denen man ein Riff oder eine ausgeprägte Rinne gut befischen kann, ohne dabei weiter als 15 bis 25 Meter werfen zu müssen. Alles andere wird mit der Zeit anstrengend und beeinflusst die so wichtige Konzentration beim Fischen.

Leichtes Gerät – erfolgreiche Fischerei

Peter: Fischst Du – im Gegensatz zu vielen anderen Meerforellenanglern – auch deshalb mit leichtem Gerät?

Nic: In der Tat. Während die meisten Fliegenfischer an unseren Küsten mit Ruten der Klasse 8 auf Meerforellen fischen, gehe ich am liebsten mit 6er Fliegenruten ans Wasser, an sehr ruhigen Tagen sogar mit einer 4er oder 5er. Gründe dafür gibt es meiner Meinung nach gleich mehrere.

Ich kann mit einer leichten Rute deutlich länger ermüdungsfrei fischen und habe außerdem ein viel besseres Gefühl für die so wichtige Köderführung. Zudem macht der Drill mit einer leichteren Rute einfach mehr Spaß. Moderne Ruten sind heute von so guter Qualität, dass man sich bei einem heftigen Drill wohl eher fragen muss, ob das Vorfach durchhält, als die Rute selbst. Extrem wichtig, egal ob mit 8er oder 6er Fliegenrute, bleibt aber die Ausgewogenheit zwischen Fliegengröße und Vorfachspitze. Eine kleine Fliege an zu dicker Schnur fängt dabei ebenso wenig wie ein dünnes Vorfach, an dem eine viel zu große Fliege hängt. In beiden Fällen wird man wenig Erfolg haben.

Peter: Was gilt es außerdem in Sachen Gerät zu beachten?

Nic: Ich bin der Meinung, dass man zur Küstenfischerei auf Meerforelle mit dem günstigsten Gerät fischen kann, das man bekommen kann. Das ist zwar mit einigen Einschränkungen zu verstehen, im Grunde aber doch wahr. Man muss seine Fliege im Prinzip ja „nur“ dort platzieren, wo man die Fische vermutet – und das schafft man auch mit einer sehr günstigen Ausrüstung. Aus Gründen der Bequemlichkeit fische ich in den meisten Fällen mit einem Schusskopf. Bei diesem Schnurtyp brauche ich deutlich weniger Leerwürfe als bei einer WF-Schnur und damit auch weniger Energie. Darüber hinaus benutze ich immer einen Schnurkorb oder einen so genannten „Flexi-Stripper“, eine einfache Platte mit kleinen flexiblen Plastikspitzen. So fällt die Schnur beim Einstrippen nicht ins Wasser und schießt beim nächsten Wurf wieder ungehindert hinaus.

Peter: Und die Fliegenrolle?

Nic: Auch hier habe ich meine Erfahrungen gemacht und glaube, dass ihre Bedeutung überschätzt wird. Ich benötige keine teure Rolle mit einer Superbremse oder so irgendetwas. Das einzige, was für mich wichtig ist: Sie muss einigermaßen salzwasserbeständig sein und auch mal ein Körnchen Sand vertragen.

Nicolai mit Meerforelle. Der Profi benutzt gern Fliegen des Typs „Magnus“ – ein wahrer Klassiker an der Küste.

Peter: Welche Fliegen setzt Du wann am liebsten ein?

Nic: Sowohl im Frühjahr und Sommer als auch im Herbst ist es immer eine gute Idee, mit natürlichen Imitationen zu fischen. Im Winter dagegen sieht die Sache schon anders aus. Die Fische sind durch die geringen Wassertemperaturen eher inaktiv und fressen weniger. Provokation heißt nun das Stichwort. Ich greife deshalb meist zu feuerroten oder orangenen Mustern, auch neongrün schadet nie.

Generell fische ich oft Muster vom Typ „Magnus“. Sie sind an unseren dänischen Küsten wahre Klassiker, die sowohl Krebse als auch die häufig vorkommenden kleinen Fischarten imitieren. Ich binde zu Hause unterschiedlicher Varianten dieser Fliege, beispielsweise mit einer roten Kopfhechel für den Winter, und wurde selten enttäuscht.

Peter: Wie verläuft für Dich die Meerforellensaison, und wann fischst Du am intensivsten?

Nic: Auch das mache ich mir ganz einfach: Ich fische auf Meerforellen, wenn ich Zeit dazu habe. Im Grunde bedeutet dies, dass ich mich auf die Meerforellenangelei konzentriere, wenn es meine Arbeit zulässt und nicht gerade Trockenfliegensaison ist. Jede Jahreszeit hat ihre ganz eigenen Reize, und so versuche ich mein Glück sowohl im Winter, aber eben auch in lauen Sommernächten.

Die beste Zeit ist aber wohl der Spätsommer und der Herbst. Die Fische sind dann in einer Top-Kondition und durchstreifen die ufernahen Bereiche, wo sie noch reichlich Nahrung zu sich nehmen, bevor sie ihre Laichwanderung in die Flüsse antreten.

Blick nach Dänemark

Peter: Wir sprachen bereits über die Suche nach guten Angelstellen. Wo sollten Gastangler, die nach Dänemark kommen, ihr Glück denn genau versuchen?

Nic: Ich halte mich meistens an den Küsten Sjaellands auf, denn hier gibt es wirklich viele sehr gute Meerforellenplätze für alle Gelegenheiten. Für die Herbst- und Winterfischerei empfehle ich die sjaelländische Westküste im Gebiet von Reesø bis Asnaes. An der Nordküste von Sjaelland gibt es außerordentlich gute Plätze rund um Hornbaek und bei Gilleleje. Auch die Fjordgebiete wie der Roskilde- und Isefjord sind gute Stellen für das ganze Jahr. Der sehr niedrige Salzgehalt zieht viele Meerforellen an, die hier permanent leben. Wir nennen diese Fische Fjordforellen, und sie wirken fast wie eine Mischung aus Meer-und Bachforelle. Diese Fische werden zwar selten sehr groß, allerdings kann man hier wirklich tolle Angeltage erleben. Ich habe es am Isefjord schon geschafft, genau 17 Forellen in etwas weniger als zwei Stunden zu fangen.

Gezielt auf Ausbrecher

Peter: Man hört von immer mehr Fliegenfischern in Dänemark, dass neben Meer- auch vermehrt Regenbogenforellen an die Haken gehen. Lohnt es sich, diese, meist aus Fischzuchten entkommenen Salmoniden, gezielt zu beangeln?

Nic: In Dänemark haben wir tatsächlich eine ganze Reihe von Fischzuchten entlang der Küsten. Hin und wieder gelingt es einigen Fischen, durch Löcher in den Netzen zu entkommen, und so gleicht mancher Küstenbereich dann eher einem großen Put & Take-See. Zwar erinnert die Fischerei auf diese entschlüpften Regenbogner nicht mehr besonders an die Fischerei auf Meerforellen, allerdings macht es viel Spaß.

Regenbogenforellen findet man entlang vieler Stellen unserer Küsten, zu den sichersten Plätzen auf Vestsjaelland zählen die Gebiete um Reesø, die Sejerøbucht und die Musholm Bucht. Genau wie Meerforellen halten sich die ausgebüchsten Regenbogenforellen gerne in der Nähe von Süßwasser auf, so dass die Gebiete in der Nähe von Flussausläufen und unterseeische Quellen im Meer oft klassische Fangplätze sind.

Ob Fliegenrute und Streamer oder Spinnrute und Sbirolino – es gibt viele Möglichkeiten, um an der Küste erfolgreich zu sein.

Es ist eine ausgesprochen visuelle Pirsch, bei der man die Schwärme der Fische erst suchen muss. Sie verraten sich meist durch Unruhe an der Wasseroberfläche, und wir haben schon Forellen gefangen, die in gerade mal 30 Zentimeter tiefem Wasser, drei Meter vom Ufer entfernt, unterwegs waren.

Auch die Fliegen ähneln nicht mehr so sehr den Mustern, die ich auf Meerforellen benutze, denn wenn man aufgezogene Fische fangen will, muss man provozieren, ohne zu verschrecken. Ich benutze deshalb meistens Fliegen in Hakengrößen zwischen acht und 12 in Orange oder Rot, gerne mit Gummibeinen oder etwas ähnlichem.

Sind die Fische bereits eine gewisse Zeit in Freiheit, dann haben sie sich meist an die natürliche Nahrung angepasst. Wir haben dann sehr gute Erfahrungen mit kleinen Krebsfliegen (Hakengröße zehn bis 12) in hellbraunen Farben gemacht. Diese Fliegen sind dann übrigens identisch mit denen, die ich auch bei der Fischerei im ganz flachen Wasser auf Meerforellen benutze

Peter: Auf Eurer englischsprachigen Website: www.fly-only.dk habt Ihr auch bewegte Bilder über die Meerforellenfischerei entlang der dänischen Küsten veröffentlicht. Welches Konzept verfolgt Ihr mit Eurer Internetseite?

Nic: Mit unserer Website wollen wir in erster Linie Inspirationsquelle für andere Fliegenfischer sein. So haben wir neben den erwähnten Videos auch Filme übers Fliegenbinden und natürlich unsere Angeltouren online gestellt. Unsere Clips sollen dabei nicht als klassische Lehrfilme aufgefasst werden, sondern eher als ein kurzweiliges Videotagebuch. Wir hoffen, den Zuschauern so unsere Art des Fliegenfischens etwas näher bringen zu können und für Vorfreude auf den nächsten Angeltag zu sorgen. Vielleicht gelingt es uns ja sogar, noch mehr Fliegenfischer für die Küstenangelei zu begeistern, so dass auch sie Inspiration für andere sein können.

Fliegenfischen auf Meerforelle kann harte Arbeit bedeuten. Nicolai setzt deshalb eher auf hochwertige Bekleidung als auf teure Ausrüstung.

Gesetzeslage: Das muss man wissen!

 

Schleswig-Holstein:

 

Schonzeit/-maß*: 1. Oktober bis 31. Dezember/40 Zentimeter.

 

Zur Fischerei an der Küste von Schleswig-Holstein ist lediglich ein gültiger Fischereischein erforderlich.

 

Mecklenburg-Vorpommern:

 

Schonzeit/-maß*: 15. September bis 14. Dezember/ 45 Zentimeter

 

Zur Küstenfischerei ist in Mecklenburg-Vorpommern ein so genannter „Küstenschein“ erforderlich. Man erhält diesen in zahlreichen Ausgabestellen wie Tankstellen oder Angelfachgeschäften. Die Preise liegen zwischen 5 Euro (Tag) und 20 Euro (Jahr).

 

Dänemark:

 

Schonzeit/-maß*: 15. November bis 16. Januar/40 Zentimeter.

 

Um an der dänischen Küste fischen zu dürfen, benötigt man das so genannte „Fisketegn“. Der Erlaubnisschein ist erhältlich in Postämtern oder unter www.fisketegn.dk. Die Preise liegen zwischen 30 DK (Tag) und 125 DK (Jahr).

Sowohl in Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern als auch in Dänemark müssen in der Schonzeit gefangene, gefärbte Meerforellen sofort wieder zurückgesetzt werden. Es gilt ebenso, ausgewiesene Schonbezirke zu beachten und die Fischereiverbote oder -einschränkungen einzuhalten. (*Stand: Dezember 2009)

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