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Zielfisch Heilbutt: So fing ich den Weltrekord

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Zielfisch Heilbutt: So fing ich den Weltrekord
Der Däne Søren Beck und sein 202 Kilo schwerer Rekord-Heilbutt, der sich einen Seelachs schnappte.

Søren Beck erzählt, wie er seinen 202-Kilo-Heilbutt bezwang – und gibt Tipps für alle, die Ähnliches vorhaben.

Einfach zum Verzweifeln. Der halbe Angeltag ist schon vorbei, und wir haben noch nicht einen einzigen Köderfisch erwischt. Mit Hängen und Würgen gelingt es uns zum Glück doch noch, drei unterarmlange Seelachse zu fangen. Wir präsentieren sie an einem speziellen Hakensystem, das ich später noch ausgiebig beschreiben werde.

Unser Guide Per Jonasson steuert das Boot in einen ganz heißen Bereich vor der nordnorwegischen Insel Værøy, in dem er mit seinen Gästen schon viele große Heilbutts bezwungen hat. Ein Revier der Superlative, im wahrsten Sinne des Wortes. An einer Kante, an der der Meeresgrund von 23 auf 15 Meter ansteigt, spüre ich einen Ruck in der Rute. Sofort gebe ich ein, zwei Meter Schnur, damit der Fisch den Köder nehmen kann. Ich schlage an. „Mist, jetzt hänge ich fest!“ Doch bevor ich mir über das Hängerlösen Gedanken machen kann, werden urplötzlich etliche Meter Schnur von der Multi gerissen. Das kann nur ein großer Heilbutt sein. Er übt einen so gewaltigen Druck aus, dass die Rute zu bersten scheint. Wir haben keine Wahl, Per muss dem Fisch mit dem Boot hinterherfahren. „Hoffentlich geht das gut!“ Mir ist bange, dass die Geflochtene am Grund durchscheuert, denn mittlerweile ist einiges an Leine draußen. Ich versuche, so gut es geht, den Druck auf den Fisch aufrechtzuerhalten. Er darf auf gar keinen Fall wieder zum Grund flüchten, weil er dann dort neue Kräfte sammeln könnte.

Nach etwa 15 Minuten ist der Fisch auf dem Echolot zu erkennen – nur zehn Meter unter dem Boot. Dann zeigt sich die gewaltige Silhouette zum ersten Mal im klaren Wasser. Ein Riesen-Heilbutt! Ich forciere den Druck noch ein wenig und kann den Fisch an die Wasseroberfläche zerren. Per ist schon mit dem Gaff zur Stelle. Doch das Lande-Manöver misslingt. Das Gaff schlitzt aus. Jetzt spielt der Heilbutt völlig verrückt. Wie wild schlägt er um sich, bevor er mit einem Affenzahn wieder zum Grund hinabtaucht.

Rund fünf Minuten später, nach einem Drill auf Biegen und Brechen, ist der Mega-Butt wieder neben dem Boot. Diesmal versucht es Per mit einem längeren Gaffhaken. Doch auch dieser Versuch scheitert, und der Fisch schießt wieder nach unten.

Aber beim dritten Mal klappt es schließlich. Das so genannte Flying Gaff, das mit einem starken Seil verbunden ist, hängt sicher im Unterkiefer. Mit einem zweiten Haken fixiert Per den Fisch. Doch an Bord ist er noch lange nicht. Meine drei Bootskollegen versuchen, den Heilbutt über die Bordwand zu zerren. Dabei gerät das Boot so sehr in Schräglage, dass einer der beiden Motoren ins Wasser getaucht wird und den Geist aufgibt.

Dann ist es zum Glück geschafft. Der Butt liegt an Deck. Wir sind natürlich alle außer uns vor Freude und können das Glück kaum fassen. Was mag der Mega-Butt wohl wiegen? Wir schätzen sein Gewicht auf über 150 Kilo. Später im Hafen dann die Gewissheit: Der Gigant ist 202 Kilo schwer und 2,41 Meter lang – neuer Weltrekord!

 

Keine Kompromisse: Die Belastung beim Drill von Kapitalen ist enorm. Da muss auf das Gerät absolut Verlass sein.

 

Ich wollte eigentlich sehr gern die Schwanzflosse des Heilbutts als Andenken mit nach Hause nehmen. Doch das klappte leider nicht, denn man darf ja entweder maximal 15 Kilo Filet oder einen Trophäenfisch aus Norwegen ausführen. Und verkaufen kann man einen Butt auch nur komplett. Am Ende landete mein Fang auf einem Fischmarkt in Frankreich. Das Geld, das ich dafür bekam, spendete ich für eine Schule auf Værøy.

 

Die Erfolgs-Montage

Wie eingangs bereits erwähnt, habe ich den Rekord-Fisch mit einem etwa unterarmlangen Seelachs gefangen. Ein unschlagbarer Köder – gerade für Kapitale. Doch wie bietet man den Köfi optimal an? Die perfekte Montage ist einer Weiterentwicklung des so genannten Paternoster-Rigs, bei dem ein recht langes Vorfach benutzt wird, das sich leider des Öfteren vertüddelt. Die Lösung: ein spezielles, direkt an die Hauptschnur geknüpftes Exzenter-Gewicht, auch Antikink- oder Mooching-Blei genannt. Dadurch verhindert man wirkungsvoll fast jeglichen Drall, und das Ganze erweist sich als regelrechter Heilbutt-Magnet.

Der Köderfisch wird mithilfe von zwei Drillings- beziehungsweise Einzelhaken fixiert (siehe Zeichnung). Optimal ist es, wenn man den vorderen Haken mit einem Gummiband sichert, das man durch die Augenhöhle des Köfis zieht. Schließlich den hinteren Haken leicht in die Haut stechen. Fertig.

 

Die Montage: Der Köderfisch wird mit einem Zwei-Haken-System fixiert (u.). Ein spezielles Mooching-Blei schützt vor Verhedderungen und bringt das Ganze auf Tiefe. Auf dem Foto oben erkennt man ein Stück Schaumstoff zwischen beiden Haken. Dies benutzt der Autor als optisches Lockmittel, damit der Heilbutt den Köder besser anvisieren kann.

 

Sehr wichtig ist die richtige Auswahl der Haken. Sie müssen möglichst leicht sein, sodass sie nicht das Spiel des Köders beeinträchtigen. Auf der anderen Seite sind sehr stabile Modelle gefragt, denn Heilbutts können schwer, sehr schwer werden…

 

Fängiges Hakensystem

Ich benutze ein bis zu zwei Meter langes Vorfach aus 1,0er Fluorocarbon. Dieses Material ist recht abriebfest und im Wasser nahezu unsichtbar. Zunächst kommt bei mir ein 5/0er bis 10/0er Einzelhaken, der Owner SSW, ans Vorfach. Dahinter sitzt ein 1/0er bis 4/0er Drilling, und zwar der ST-66, ebenfalls von Owner. Beide Haken sind durch ihre spezielle Form perfekt für diese Montage geeignet. Der SSW-Haken hat ein nach oben weisendes Auge. Dadurch liegt der Hak-Punkt parallel zum Vorfach, wenn der Heilbutt beißt. Auf diese Weise ist sichergestellt, dass der Haken optimal im Maul fasst.

Ans andere Ende des Bleis kommt eine etwa zwei bis vier Meter lange, monofile Schlagschnur, die wirksam vor Abrieb schützt. Per Albright-Knoten verbinde ich sie mit der Hauptschnur. Das hält bombenfest.

Bei einem Testfischen haben wir mit der neuen Montage vier Mal so viel gefangen wie mit dem herkömmlichen Paternoster-Rig. Ein eindeutiges Ergebnis. Daraufhin bestückten wir alle Ruten mit der neuen Montage und beobachteten das Ganze mit der Unterwasser-Kamera.

Was genau war der Clou? Es stellte sich heraus, dass das Blei dank seiner „Bananen-Form“ das lange Vorfach regelrecht nach oben in die Strömung drückt. Dadurch bewegt sich der Köderfisch sehr verführerisch, wenn man die Montage langsam nach oben durchs Wasser kurbelt. An dieser Stelle sei allerdings angemerkt, dass in Norwegen der lebende Köderfisch mittlerweile verboten ist. Aber keine Bange: Mit diesem Rig klappt das Ganze auch mit totem Köfi sehr gut.

 

Der Weltrekord-Heilbutt soll mit dem Handgaff gesichert werden. Doch der Haken reißt wieder heraus.
Auch der zweite Landeversuch mit dem längeren Gaffhaken misslingt. Wütend schlägt der 400-Pfünder um sich
Happy End: Zum Glück klappt es schließlich doch noch, und das Flying Gaff findet sicheren Halt im Unterkiefer des Giganten.

 

Die Technik

 

Und so funktioniert‘s: Zunächst lässt man die Montage zum Grund durchsacken und kurbelt sie einen bis zwei Meter nach oben. Dort lasse ich das Ganze etwa zehn bis 15 Sekunden verharren und arbeite mich dann langsam nach oben – so lange, bis sich die Montage im Mittelwasser befindet. Dann beginnt das Spiel von vorn. In rund 75 Prozent der Fälle attackieren die Heilbutts den Köder, wenn er eingekurbelt wird, oder wenn er recht hoch in der Wassersäule verweilt. Manchmal packen sie sogar direkt an der Wasseroberfläche zu, um dann mit rasantem Tempo Richtung Grund zu stürmen.

Große Heilbutts können sehr vorsichtig beißen. Daher ist es enorm wichtig, dass man die Schnur immer auf Spannung hält, um auch jeden kleinen Zupfer mitzubekommen. Ein „Klopfen“ in der Rute ist immer ein Zeichen dafür, dass sich da unten jemand für den Köder interessiert. In diesem Fall sollte man zwei bis drei Meter Schnur einkurbeln und den Köfi durch leichte Jigbewegungen der Rute aufreizend spielen lassen. Das veranlasst den Butt oftmals zum Zupacken.

 

Gummis geschleppt

Weil es, wie eingangs erwähnt, mitunter sehr schwierig sein kann, Köderfische zu bekommen, demonstrierte uns Per eindrucksvoll seine Spezial-Methode: das so genannte Jig-Trolling. Dabei werden große Gummifische an schweren Bleiköpfen mit einer Geschwindigkeit von bis zu fünf Knoten hinter dem Boot hergeschleppt. Auf diese Weise kann man schnell große Flächen nach Heilbutts absuchen. Trotz der teilweise recht hohen Geschwindigkeit konnten wir mit dieser Technik mehrere Butts bis über 70 Kilo fangen! Wichtig dabei: Man muss immer an der Kante entlangschleppen, denn dort lauern die meisten platten Räuber. Auch Kehrströmungen hinter Steinriffen sind ganz heiße Stellen. Wenn dann noch die Tide innerhalb der letzten Stunden gewechselt hat, haben Sie beste Chancen auf den ganz großen Fang.

Im Falle eines Bisses schlage ich erst dann hart an, wenn ich das Gewicht des Fisches richtig in der Rute spüre. Kann man den Anhieb trotzdem nicht verwandeln, lässt man den Jig einfach ein paar Meter absinken und schleppt dann weiter. Das reizt die Butts meist zum erneuten Zupacken.

Heilbutts lassen sich auch, wie in diesem Fall, mit einer um den Schwanz gelegten Schlinge sichern.

 

Sie sollten zwischendurch immer mal das Köderspiel variieren. Manchmal stehen die Fische auf gleichmäßig langsam geschleppte Gummis, dann können wiederum eingestreute, unregelmäßige Sprünge den Erfolg bringen.

 

Köfi top für aktive Butts

Wenn im Frühjahr die Wassertemperatur ansteigt, wandern die großen Heilbutts auf die flachen, sandigen Plateaus. Sie liegen dort wahrscheinlich auf dem Grund und verdauen ihre Beute, die sie im Tiefen gefressen haben. Dabei sammeln sie neue Kräfte und verbrauchen selbst kaum Energie. In diesem Fall scheint man mit einem Gummifisch erfolgreicher zu sein als mit einem Köfi. Ganz anders hingegen in Bereichen, in denen die Heilbutts aktiv nach Nahrung suchen. Dort fingen wir mit Köderfischen bis zu zehn Mal so viel wie mit Shads.

 

Gemeinsam mit einem Angelkumpel freut sich der Autor (re.) über einen gut 70 Kilo schweren Heilbutt. Der Fisch nahm beim Schleppen einen Shad.

 

Zum Schluss noch ein Tipp: Wenn ein Heilbutt nach der Landung im Boot wild hin und herschlägt, sollten Sie ihm ein feuchtes Tuch über die Augen legen und den Schwanz anheben. Dann beruhigt er sich meist recht schnell. So haben wir es auch mit dem geschätzten 70-Plus-Fisch gemacht. Wir konnten ihn prima markieren und anschließend wieder freilassen. Letzteres ist vor Værøy gang und gäbe. Von Pers Boot aus wurden in 16 Tagen insgesamt 48 Heilbutts gefangen – 42 davon durften wieder schwimmen. Entnommen haben wir nur den Rekordfisch und einige kleinere Exemplare zum Essen. Letztere schmecken ohnehin viel besser.

 

Die Landung per Schlinge macht‘s möglich: Nach dem Fototermin darf der 1,73 Meter lange Platte wieder schwimmen.

 

Für mich gibt es jedenfalls nichts Schöneres als der Anblick eines kapitalen Heilbutts, der majestätisch wieder in die Tiefe hinabtaucht. Wenn wir Angler gerade den großen Fischen die Freiheit schenken, bewahren wir uns ein Stück Zukunft dieser faszinierenden Fischart.

Was wiegt ein Butt?

Vor Værøy werden, wie zuvor beschrieben, viele Heilbutts nach dem Fang wieder zurückgesetzt, vor allem die größeren. Allerdings weiß der Angler dann meist nicht, wie schwer der Fisch in etwa war. Dafür gibt‘s eine einfache Faustregel: Bei Exemplaren zwischen 1,20 und 1,90 Meter lässt man einfach die Zahl vor dem Komma weg und zieht – je nach Kondition des Fisches – ein paar Kilo ab. Schon hat man das grobe Gewicht. Beispiel: Ein 1,59 Meter langer Heilbutt ist in etwa 55 Kilo schwer. So lässt sich das Gewicht gut schätzen, auch ohne den Fisch abzuschlagen.

Diese Längen-Gewichts-Beziehung wurde ursprünglich für den Pazifischen Heilbutt aufgestellt. Sie lässt sich aber ziemlich genau auf den Atlantischen Heilbutt übertragen. Eine Übersicht dazu finden Sie im Internet unter www.iphc.washington.edu/halcom/pubs/bulletin/lenwtmetchart.htm

Reise-Check

Kontakt: Wildwater Fishing, Kristian Keskitalo, Telefon 0047/41234474, E-Mail: Kristian@wildwater.se, Internet: www.wild water.se; Angeln mit Guide Per Jonasson: Tel. 0046/706987474, E-Mail: per@llaksi.se, Internet: www.fish4u.se

Buchung: Die Vermittlung für deutschsprachige Gäste läuft über Kingfisher Angelreisen, Pastor-Klein-Str. 17, Haus A, 56073 Koblenz, Tel. 0261/91554-0, Fax 0261/91554-20, E-Mail: info@kingfisher.de, Internet: www.kingfisher-angelreisen.de

Geräte-Check

Rute: Solide Bootsrute, beispielsweise die 2,10 Meter lange 68° North von WFT in 20 lb.

Rolle: Robuste Multirolle, zum Beispiel die TLD 15 von Shimano.

Hauptschnur: 0,25er Geflochte-ne wie die Penn KG.

Vorfach: Etwa ein bis zwei Meter langes Vorfach aus 1,0er Fluorocarbon, zum Beispiel das Tuff Stuff von Penn.

Schlagschnur: Zwei bis vier Me-ter lang, aus 1,2er Monofil.

Haken: Stabile, leichte Einzelhaken in der Größe 5/0 bis 10/0 wie den Owner SSW sowie 1/0er bis 4/0er Drillinge wie den Owner ST-66.

Bleie: Spezielle „Bananenbleie“ in Gewichten von 200 bis 350 Gramm. Mann kann sie sich leicht selbst gießen. Die Formen dazu bekommt man übers Internet unter www.hiltsmolds.com/BananaSpinSinkerMolds.htm

Gummifische: Fürs Jig-Trolling große Gummifische am Giant Jighead in 200 bis 300 Gramm. Sehr gut läuft auch die Wildeye Giant Jigging Shad von Storm in 385 Gramm.

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