Wünsch Dir was
Wer hört das nicht gerne? Kinder oder Jugendliche, auch Erwachsene haben unter schweren Bedingungen wie einer Krankheit umso mehr diesen Wunsch. Wenn man auch den vermutlich größten nicht mit einem Fingerschnips erfüllen kann, die Heilung, so kann man dennoch einen großen Teil zu erfolgreicher und vollständiger Genesung beitragen, denn es ist erwiesen, dass ein motivierter, freudiger und kämpferischer Geist diesen Prozess definitiv spürbar unterstützt.
Novemberstimmung am Poldergraben – da muss was gehen!
Das hat sich der Verein „wünsch Dir was e.V.“ auf die Fahnen geschrieben, und will Kranken damit Freude machen und die Heilung so unterstützend vorantreiben. Selbstredend geschieht alles ehrenamtlich. Sowohl die Begleitperson, die bei jeder Tour dabei ist um zu dokumentieren, als auch die Unterstützer die zur Wunscherfüllung beitragen. Gestern war einmal mehr ich einer dieser Unterstützer, und war mit Andre samt Papa Horst unterwegs. Es sollte auf Raubfisch gehen.
Mit seiner Dropshotrute landete Andre neben den erwünschten Barschen eine ganze Reihe von natürlich reproduzierten Nachwuchshechten.
Ich traf keineswegs auf Einsteiger oder unbedarfte Neulinge, sondern auf Allrounder, die aber dennoch sehr spezielle Angelmethoden bevorzugen, und zwar das Feedern und die Dropshot-Angelei. Für Raubfisch bietet sich da eher das Dropshotten an, aber ich staunte nicht schlecht, als Andre von einem 108cm Hecht an der Feederrute berichtete. Der Futterkorb hätte sich in einem Wobbler verhängt, der noch im Maul des Räubers hing. Das erlebt man auch nicht alle Tage. Auch die zweieinhalb Stunden Drill nicht.
Andres Toprezept: Stintfetzen am Dropshotsystem
Nicht weniger überraschend für mich war die Art des Dropshottens. Ja, auch ich habe schon so einiges an Dropshothaken gehängt, während einer 100-Euro-Aktion auch schon erfolgreich Fischfetzen. Aber einen Stintlappen anzuhängen, die Idee hatte ich um ehrlich zu sein noch nicht, dabei ist der Stint immerhin mein liebster Hechtköder. Die enorm zähe Stinthaut hielt unglaublich lange an Andres Haken, und Barsche und kleine Hechte fing er im Minutentakt. Die Fische waren meist nur winzig, aber nach holländischen Regeln, die es bei einigen Raubfischangeln ähnlich den Stipperwettbewerben gibt, hätte er uns heute restlos an die Wand geangelt, denn nach denen zählt allein die Stückzahl, nicht Größe, Art oder Gewicht der gefangenen Fische. Mich beeindruckte wie schnell der Jungangler reagierte. Gab es Fehlbisse auf die kleinen Stintlappen, verkürzte er das Stück, und „zack“, hing der nächste handlange Barsch.
Nur eine von vielen – Andre hatte die Führung der Dropshotmethode perfekt drauf
Der auf mir lastende Druck nahm dennoch zu, denn so beißfreudig sich die Barsche auch präsentierten, sollten natürlich auch vorzeigbare Hechte im Kescher landen, und nicht nur 20cm Exemplare. Köderfischruten sind dafür wie gemacht, denn wenn es beißt, könnte ich Andre einfach rufen, während er sich in der Zwischenzeit weiter seiner Dropshotleidenschaft widmet. Doch es gab nichts zu rufen. Denn auf Stint wollte heute so gar nichts beißen. Also begann auch ich zu werfen und hakte recht schnell unter einer dunklen Brücke einen halbstarken Hecht. Ein Motivationsschub, hoffte ich. Kurz darauf legte Papa Horst nach mit einem ähnlichen Hecht.
Der erste halbwegs vorzeigbare Hecht ist gelandet – ob die Sonne den Fischen auf die Mägen schlug? Er biss unter einer dunklen Brücke
Dabei bliebt es aber bis zum späten Nachmittag. Zweimal wechselten wir das Gewässer, unsere ehrenamtliche Begleiterin Ines klagte über kalte Füße, was ihr nicht zu verdenken ist, denn das Wetter war durchaus November typisch. Zwar schien den ganzen Tag lang die Sonne (das Gegenteil vom prophezeiten), aber der kalte Wind kühlte auch mich durch, wenn ich mal nicht meine Waggleshads auswarf.
Papa Horst legte nach, jetzt war es an Andre
Das letzte Gewässer musste es dann bringen. Nur noch eine Stunde bis zur Dämmerung, die Zeit rannte und rannte, ich kurvte noch einmal hektisch mit dem Bulli zurück, weil ich glaubte eine meiner Ruten an einem Gewässer vergessen zu haben, merkte dann aber, dass dies ein Denkfehler war und kurvte nach wenigen Kilometern wiederum zurück. Druck macht auch mich offenbar hektisch.
Als es zäh lief, legte Moni die Kamera aus der Hand und griff ebenfalls zur Spinnrute, während Begleitung Ines ihr neugierig über die Schulter sieht.
Moni beaufsichtigte solange meine Köderfischruten, die sie auch selber platzierte, und kaum war ich zurück, schallte endlich ihr mir so bekannter Pfiff, während ich gerade bei Andre stand. Natürlich sollte er diesen Biss verwandeln, wir hasteten gemeinsam zur Rute, ich nahm sie auf, um sicherzustellen dass die Schnur sauber ablaufen kann, dann ging die Arbeit an Andre. Der saubere Anschlag saß, der Hecht kämpfte beachtlich, aber er meisterte auch ohne seine geliebte Dropshotrute alles souverän und der schönste Hecht des Tages lag mit 75cm im Kescher. Aufatmen.
Puuuh, na endlich, Andre mit dem gewünschten Hecht! Der kann sich doch schon echt sehen lassen, und hat im Drill einiges an Kräften gezeigt
Kurze Zeit später kam ein deutlich besserer Esox hinter dem Gummiköder von Horst her. Und das keinen halben Meter vor unsren Füßen. Fast im gleichen Augenblick attackierte er auch den winzigen Barschköder von Andre. Kaum zu glauben, der wollte es wirklich wissen. Als der Fisch sich weigerte erneut zu beißen, landete meine Stintpose an der fraglichen Stelle. Nachdem ich die einige Male angezupft hatte, nahm der Räuber tatsächlich den Köder und zog damit ab. Bingo! Die Schnur lief zügig von der Rolle, Andre wartete dennoch ein Weilchen ab, aber bei der Geschwindigkeit gab ich dann doch zügig das Kommando zum Anschlag, denn die Haken des 75ers von eben saßen schon recht tief. Leider war das wohl ein Fehler, denn dieser Fisch hatte den großen Stint zwar gut zerlegt, hing aber leider nicht. Mist. Den hätte ich gerne als Abschluss gehabt. Aber man kann nicht alles haben, darum musste Andre sich als Abschluss mit meinem Buch und dem Fisch&Fang Kalender begnügen.
Der Fisch&Fang Kalender 2017 – leider auch in diesem Jahr einmal mit meinem Gesicht! Aber den September übersteht man auch irgendwie! 😉
Trotz des zähen Verlaufs ein toller Tag, und es war Vater und Sohn anzusehen, dass es auch für sie ein guter Tag war.