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Wieder auf Wels in Mequinenza

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Harald Diefenbach mit einem der ersten Mequinenza-Welse nach der Corona-Pause.

Harald Diefenbach war als einer der ersten Gäste im spanischen Mequinenza nach der Corona-Öffnung. Hier sein Bericht:

Langsam driften wir im Schatten der Bäume dicht am Ufer entlang. Wir achteten auf Welse, die im Flachwasser Deckung unter Krautfahnen nehmen. Thomas entdeckte ihn zuerst. Da vorne, siehst du die Schwanzspitze im Wasser, sagte er leise. Der Wels liegt in 80cm tiefem Wasser unterm Kraut. Es ist ein leichtes, den Fisch aus zwei Meter Entfernung, Präzise anzuwerfen. Der Twinnler klatscht auf die Oberfläche, direkt vors Maul. Biss! Der sofort mit einem harten Anschlag Quittiert wird.

Aber von vorne… Als wir vor ein paar Jahren Thomas Axthaler als Guide gebucht hatten, gemeinsam mit meinen Angelfreunden Uga Stavros-Kotanidis und Marcel Niessner, fiel er uns als sehr angenehmer Typ mit viel Fachwissen auf. Seine Drift-Touren mit speziellem Boot zum Spinnfischen auf Wels ist für mich die interessanteste und gleichzeitig am meisten fordernde Art des Welsfangs.

Nachdem jetzt Flugreisen nach Spanien wieder möglich sind, habe ich einfach telefonisch mit ihm einen Termin vereinbart. Wir freuten uns beide auf unser Wiedersehen nach einem Jahr. Drei Tage Driften waren geplant. Für mich ein Zeitfenster, in dem etwas gehen sollte.

Der Flachwasser-Wels am Haken setzt zur ersten brachialen Flucht an. Auf über zwei Meter schätze ich seine Größe. Thomas rudert mit aller Kraft ins Tiefe Wasser, ich halte den Fisch an kurzer Leine. Irgendwas gibt etwas nach dachte ich, hoffentlich ist es nicht das Material. Aber das Gerät hält. Gegen die geschlossene Bremse setzt der Fisch zu weiteren Fluchten an, die immer schwächer werden. Wir haben ihn unter Kontrolle. Wir steuern einen Platz fürs Fangfoto an, 225cm zeigt das Maßband.

Speziell ausgestattetes Boot von Guide Thomas Axthaler zum Welsspinnen auf dem Fluss.
Auch Zander mögen die großen Welsgummis.

Die Spiele haben begonnen!

Mit zwei metrigen Welsen als Zugabe beendeten wir zufrieden den ersten Angeltag. Am zweiten Tag, ausgestattet mit viel Wasser und wenig Essen, wegen erwarteter Temperaturen bis 36 Grad, sind wir guter Dinge, unsere Tour weiter erfolgreich fortzusetzen. Dass es der ultimative Big Fish Day werden wird, ist noch jenseits unserer Vorstellungskraft.

Thomas steuert das Boot perfekt. Er gibt mir die Zeit, potentielle Einstände der Welse präzise anzuwerfen. Genau das ist der Schlüssel zum Erfolg. Thomas liest den Fluss, gibt mir ständig Tipps wo ich hinwerfen soll.

Unter Schilf, auf Treibgut, zwischen Bäume im Wasser, hinter Büschen in ruhigen Bereichen. Der Twinnler am Offsethaken findet hängerfrei den Weg zu den Urianen. Biss! Anschlag! Wieder hat ein guter Fisch den Twinnler zum fressen gern. Nach nur 10 Minuten Drift können wir einen herrlichen Wels von 210cm Länge überlisten. Er lauert im ruhigen Bereich, nah am Ufer hinter einem Busch.

Guter Start, aber es soll noch viel besser werden. Etwa eine Stunde später, nach unzähligen Würfen können wir einen weiteren Wels mit dem Twinnler fangen. 150cm, ein schöner Fisch, der am Rand eines Krautfeldes lauerte. Mit fünf Ruten an Bord sind wir auf alle Angelsituationen vorbereitet. Schwer und leicht bebleiter Twinnler, Jerkbait, Gummifisch am 30g-Kopf und einen speziellen Köder, den Thomas Frikandel nannte. Ja genau, das holländische Nahrungsmittel. Nur nicht mit Zwiebeln und Curryketchup garniert, sondern mit Einzelhaken und Spinnerblättern.

Probiere mal die Frikandel, meint Thomas zu mir. Etwas ungläubig nehme ich die Rute in die Hand. Einfach durchleiern sagt Thomas. Ok, denke ich. Nach circa 20 Minuten am Spot, wieder Biss. Am Ende der Leine heftige Gegenwehr. Ein sehr, sehr guter Wels hat sich die Frikandel geschnappt. Im relativ flachen Flussabschnitt ohne Hindernisse hat der Fisch keine Chance sich zu befreien. Der Drill in der Mittagshitze verlangt mir alles ab. Als der Fisch das erste Mal die Oberfläche durchbricht kann ich es kaum fassen. Neuer PB denke ich. 241cm misst der Waller und tatsächlich neuer PB. Nach kurzem Fotoshooting setzen wir unsere Jagd fort.

Der Fluss ändert ständig seine Struktur.  Wehre, Kurven mit harter Strömung, Inseln, Einläufe von Gräben, diese Abwechslung alleine macht Driftfischen für mich zum ultimativen Angelerlebnis. Der nächste Wels wird nach einer halben Stunde Landgang überredet. Ein Halbstarker hat den Gummifisch beim Jiggen in einem Becken unterhalb einer Insel genommen. Was für ein Tag!

Volleinschlag!

Was geht den hier ab, denke ich. Am Ende eines Altarms packt wieder ein richtiger „Bolle“ den 20cm-Gummifisch beim Jiggen. Der Fisch zieht direkt raus in die Strömung. Thomas muss hart arbeiten, um mich wieder über den Fisch zu bringen. Nur so kann man gewährleisten, dass der Fisch nicht in ein Hindernis schwimmt und verloren geht. Wieder ein harter Drill, die kurze Bootsrute voll durchgebogen lässt dem Fisch keine Chance. 232cm! Brutal was hier abgeht.

So langsam geht der Angeltag dem Ende zu. Unsere Mimik wechselte ständig zwischen Grinsen und ungläubigem Staunen. Ich habe immer noch Bock zu Werfen und der Köder fliegt pausenlos in Richtung der potentiellen Einstände. Ein letztes Mal die Rute gewechselt, der Twinler fliegt in Richtung Kehrwasser am Ufer, Biss! Zwei Meter und sechs, Unfassbar.

Überglücklich beendeten wir den Tag. Thomas, gelernter Koch, servierte Steaks, Salat und mit Käse überbackenen Kürbis.

39 Grad Celsius war die vorhergesagte Höchsttemperatur für den dritten und letzten Tag. Entspannt, wegen der Fangerfolge der letzten Tage, starten wir gegen Mittag die letzte Drift. Nach 10 Minuten nahm ein metriger Wels den Gummifisch im tiefen Wasser. Geht ja gut los! Doch der erste Fisch ist für die nächsten zwei Stunden der einzige Kontakt. Trotz der extremen Hitze habe ich immer noch Bock auf eine dicke Überraschung aus diesem herrlichen Fluss. In einem Flachwasser-Bereich kommt wieder die Frikandel zum Einsatz, von deren Fängigkeit ich mittlerweile überzeugt bin.

Ein paar Würfe später: Biss! Wieder kann die Frikandel punkten. Nah am Boot können wir das erste Mal die Silhouette des Wallers erkennen. „Es ist ein Gelber!“ sagt Thomas etwas ungläubig. Und tatsächlich, zwei Minuten später sehen wir ihn in voller Länge an der Oberfläche. Ein wunderschöner Mandarin liegt vor uns im Wasser, sicher gehakt und bereit zur Landung, 180cm lang.

Was für eine Tour. So viele große Waller und dann noch so eine Schönheit ans Band zu bekommen, ein Traum hat sich erfüllt, niemals wiederholbar. Unsere Freude ist einfach grenzenlos.

Die restliche Zeit brachte noch zwei kleinere Welse. Auf meinem Wunsch brechen wir etwas früher ab, um bei einem guten Essen diese unvergessliche Tour ausklingen zu lassen. Danke, Thomas!

Info: www.nofishingnolife.com

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