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Wenn der Hornhecht springt…

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Hornhechte
Hornhechte lassen sich mit Wasserkugel und Heringsfetzen besonders gut überlisten. Um das nötige Wurfgewicht zu erhalten, wird der „Proppen“ halb mit Wasser gefüllt
Sonnenuntergang

Im Wonnemonat Mai blüht neben der Natur ganz besonders das Herz des Küstenfischers auf: Die Hornhechte sind los! Dann gibt es auch für Jürgen Lorenz kein Halten mehr. Mit Wasserkugel und Heringsfetzen bittet er die Pfeilräuber zu heißen Tänzen an der Oberfläche.

By Jürgen Lorenz

Kleinfische durchbrechen in schnellen Fluchten die spiegelglatte Wasseroberfläche. Nach allen Seiten spritzen sie auseinander. Hungrige Hornhechte sind ihnen auf den Fersen. Vom Strand aus verfolge ich die spektakuläre Jagd an diesem frühen Morgen in der letzten Maiwoche. Es herrscht mäßig ablandiger Wind, und die aufgehende Sonne verheißt Kaiserwetter. Beste Bedingungen, um hier, am Strand von Wallnau an der Westküste Fehmarns, Hornhechte zu fangen.

Nachdem ich etwas „Atmosphäre“ geschnuppert habe, schreite ich zur Tat: Der dünndrähtige, kurzschenklige 7er Silberhaken wird mit einem Heringsfetzen bestückt. Knapp einen Zentimeter breit und dreieinhalb Zentimeter lang ist der Köderstreifen. Zwischen dem 80 Zentimeter langen 0,18er Vorfach und der 0,25er Hauptschnur habe ich eine weiße Wasserkugel geschaltet. Halb gefüllt, bekommt der „Proppen“ das nötige Wurfgewicht. Etwa 40 Meter vom Ufer entfernt taucht die Montage in die Ostsee. Die vier Meter lange Rute mit 40 Gramm Wurfgewicht stecke ich fast senkrecht in den Erdspeer-Halter.

Langer Anfang nach kurzer Zeit

Bereits nach wenigen Minuten wird die Wasserkugel erst drei Meter zur Seite und dann vehement in die Tiefe gezogen. Mit einem sanften Anhieb stoppe ich den davonschwimmenden Fisch. Zunächst – denn aus der hurtigen Querflucht setzt der gehakte Silberpfeil plötzlich zu mehreren rasanten Sprüngen an. Aber der Haken sitzt sicher, und die weich eingestellte Bremse an meiner kleinen Stationärrolle arbeitet zuverlässig.

Schließlich ist der Hornhecht ermüdet und reif für die Landung. Mit einer zügigen Bewegung schlenze ich ihn auf den flachen Strand. Gute 70 Zentimeter misst der Räuber – ein langer Anfang schon nach kurzer Ansitzzeit.

Glückt gehabt! Denn wegen seiner wilden Kapriolen im Drill, bleibt der Hornhecht so manches Mal Sieger. Dies gilt besonders, wenn mit Kunstködern gefischt wird. Oft gibt es dabei Fehlbisse, zumal Haken im knöchernen Schnabelmaul nur schlecht fassen. Das aber klappt mit Naturködern um so besser, weil man einem beißenden Hornhecht genug Zeit geben kann, richtig zuzupacken.

Trotzdem verzichte ich in bestimmten Situationen, beispielsweise wenn die Pfeilräuber beißfaul sind, nicht auf die optischen Reize von Kunstködern. Hornhechte gelten als Augenjäger und sprechen besonders gut auf Bewegungen an. Um dies auszunutzen, schalte ich einen Kleinstspinner, an dem der Drilling entfernt wurde, vor den Heringsfetzen. Aber heute ist aktives Fischen nicht nötig, weil sich die Silberpfeile in bester Beißlaune präsentieren.

Nach dem Versorgen des Hornhechts schneide ich einige Fetzen aus dessen heller Flanke und montiere dafür eine zweite Rute, während die erste mit Heringsfleisch bestückt bleibt. Ich will erneut vergleichen, welcher der beiden Köder besser fängt. Und die nächsten Bisse zeigen es: Auf zwei mit Heringsfetzen gefangene Schnäbler kommt nur ein Exemplar, das lieber nach dem Fleisch des Artgenossen schnappte. Deshalb ist Hornhechtfleisch meiner Meinung nach eher eine Notlösung.

Gesalzene Heringsfetzen

Um bei der Köderfrage gar nicht erst in Verlegenheit zu kommen, schaffe ich vor dem Angeln einen Vorrat an Heringsfetzen. Als Tagesbedarf genügt das Fleisch von zwei Silberlingen. Tags zuvor schneide ich mit einer scharfen Schere die Fetzen zurecht, bestreue sie mit Kochsalz und bewahre die Köder in einer Plastikdose kühl auf. Um Tropfwasser aufzusaugen, sollte der Behälter mit Küchenkrepp ausgelegt und luftig verschlossen sein.

So habe ich nicht nur genug Köder für den folgenden Angeltag, sondern buche mit meinen gesalzenen Heringen gleich noch einen weiteren Vorteil: Die präparierten Happen halten viel besser am Haken als unbehandelte, die besonders bei Sonnenschein schnell zu weich werden und dann beim Auswerfen vom Greifer fliegen.

Petrus gönnt mir in den nächsten zwei Stunden noch mehrere Hornhechte. Inzwischen ist aber Wind von See her aufgekommen, so dass die Wellen zunehmend Algen Richtung Ufer spülen. Schon bildet sich ein lockerer, grüner Saum. Durch die hoch abgelegten Ruten kann ich anfangs noch über den Algenteppich hinwegfischen, und die letzten Meter Schnur schwimmen an der Oberfläche, da ich sie eingefettet habe. Zwar gelingt es, noch drei stramme Pfeilräuber zu stranden, dann jedoch gebe ich auf und packe ein. Dabei steigt schon mein Appetit auf geräucherten Hornhecht…

Foto: Verfasser

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