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Weniger Wasserpflanzen, mehr Algen, mehr Methan

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Größere Wasserpflanzen werden in vielen flachen Seen immer seltener, Algen machen ihnen den Lebensraum streitig. S. Zankl/IGB

In den letzten Jahren sind in vielen flachen Seen weltweit die Unterwasserpflanzen verschwunden, stattdessen wachsen mehr Algen.

Ein chinesisches Team hat in Zusammenarbeit mit Sabine Hilt vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) in einem großen Mesokosmen-Experiment (Mesokosmos= experimentelle Anlage zur Simulation biologischer, chemischer, physikalischer Prozesse) gezeigt, wie Hitzewellen, Nährstoffe und Pestizide das Algenwachstum fördern und die Wasserpflanzen schwinden lassen. Diese Verschiebung der Pflanzentypen kann die Gesamtmenge der Treibhausgasemissionen aus flachen Seen erhöhen, wie die Forscherin mit niederländischen Kollegen und Kolleginnen in einem weiteren Experiment nachweisen konnte.

Plankton-Algen trüben Gewässer

Zugegeben, Wasserpflanzen stören vielleicht beim Baden, sie sind aber wichtige Lebensräume für verschiedenste Lebewesen und tragen zur Selbstreinigung von Gewässern bei. Gehen sie verloren und breiten sich in Gewässern stattdessen Algen und schwimmenden Pflanzen aus, werden außerdem mehr Treibhausgase freigesetzt. Dies zeigt eine Studie, an der IGB-Forscherin Sabine Hilt beteiligt war. Die Wissenschaftlerin untersucht, warum in vielen Gewässern in den letzten Jahren weniger Unterwasserpflanzen wachsen. „Man weiß, dass sowohl der Aufwuchs von Algen als auch die Trübung des Wassers dabei eine wichtige Rolle spielen. Schließlich benötigen die Pflanzen, die mit ihren Wurzeln im Gewässergrund verankert sind, dort unten Sonnenlicht für die Photosynthese, aber auch andere Stressoren spielen eine Rolle“, erläutert Sabine Hilt.

Hitzewellen bergen Risiken

Gemeinsam mit einem Team unter Leitung der Chinesischen Akademie der Wissenschaften in Wuhan untersuchte die IGB-Wissenschaftlerin, wie sich typische Stressoren in Agrarlandschaften – Erwärmung, Nährstoffe und das Pflanzenschutzmittel Glyphosat – einzeln und in Kombination auf das Wachstum von Algen und zwei Wasserpflanzenarten auswirken. Als Beispiele wählten die Forschenden die Grundnessel (Hydrilla verticillata), die an der Wasseroberfläche ein Blätterdach bildet und die Wasserschraube (Vallisneria denseserrulata), die am Gewässergrund wächst. Um flache Seen zu simulieren, nutzten sie 48 Mesokosmen mit je 2.500 Litern Wasservolumen.

Im Versuch hatten Erwärmung oder Hitzewellen allein keinen Einfluss auf das Vorkommen von Algen, verringerten aber die Biomasse der am Grund wachsenden Wasserschraube. Erhöhte Nährstoffkonzentrationen verstärkten das Algenwachstum und damit die Beschattung beider Wasserpflanzen, insbesondere der Wasserschraube. Das Pflanzenschutzmittel Glyphosat allein hatte bei stabilen Umgebungstemperaturen keinen Effekt auf das Wachstum von Algen und Wasserpflanzen. Hitzewellen förderten jedoch das Algenwachstum bei kombinierter Nährstoff- und Glyphosatbelastung stärker als eine kontinuierliche Erwärmung. Infolgedessen war die Biomasse der Grundnessel unter diesen Bedingungen am geringsten.

„Unsere Studie hat gezeigt, dass mehrere Stressfaktoren in Wechselwirkung zu einem Verlust von Wasserpflanzen führen können. Das Risiko, dass Wasserpflanzen verschwinden, steigt insbesondere durch häufigere Hitzewellen infolge des Klimawandels bei flachen Gewässern in landwirtschaftlich genutzten Landschaften“, resümiert Sabine Hilt.

Verschiebung der Pflanzentypen in Gewässern

Eine solche Verschiebung der dominanten Pflanzentypen in Gewässern kann auch dazu führen, dass mehr Treibhausgase freigesetzt werden. Dies zeigt ein weiteres Mesokosmen-Experiment, an dem Sabine Hilt beteiligt war. Das Forschungsteam unter Führung der Universität Nijmegen und des Niederländischen Instituts für Ökologie in Wageningen untersuchte in drei aufeinanderfolgenden Jahren den Effekt einer Erwärmung um 4°C auf die Freisetzung von Treibhausgasen aus Meskosmen mit Dominanz von Unterwasserpflanzen, Schwimmblattpflanzen oder Algen. Der Effekt der Erwärmung auf die Freisetzung von Methan war in den von Schwimmblattpflanzen und Algen dominierten Mesokosmen deutlich höher als in Mesokosmen, in denen vorwiegend Unterwasserpflanzen wuchsen. „Ein Grund für eine niedrigere Methanemission in Gewässern mit vielen Unterwasserpflanzen ist sicherlich die Bildung von Sauerstoff durch die Wurzeln. So wird das am Gewässerboden entstehende Methan oxidiert, bevor es in die Atmosphäre gelangen kann“, erläutert Sabine Hilt.

Die im Rahmen des Klimawandels zu erwartende Verschiebung des Pflanzentyps von Wasserpflanzen hin zu einer Dominanz von Algen oder Schwimmblattpflanzen wird die Gesamtmenge der Treibhausgasemissionen aus flachen Gewässern sicherlich erhöhen – eine bisher übersehene Rückkopplung, die den Klimawandel weiter antreibt. „Bewirtschaftungsstrategien, die darauf abzielen, das Vorkommen von Unterwasserpflanzen zu begünstigen, können daher helfen, die Treibhausgasemissionen aus Gewässern zu verringern“, sagt Sabine Hilt.

-Pressemitteilung IGB-

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