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Wasserkraft und Fischschutz – Wille zur Umsetzung fehlt

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Es gibt Lösungen, wenn man denn will. Durch ein Leitrechen-Bypass-System erfolgreich geschützte und verletzungsfrei in das Unterwasser abgeleitete Aale (Fang allein aus einer Kontrollnacht). Foto: Dr. Guntram Ebel
Es gibt Lösungen, wenn man denn will. Durch ein Leitrechen-Bypass-System erfolgreich geschützte und verletzungsfrei in das Unterwasser abgeleitete Aale (Fang allein aus einer Kontrollnacht). Foto: Dr. Guntram Ebel

Der DAFV weist darauf hin, dass man die Schäden der kleinen Wasserkraft schon heute wirksam mindern könnte, wenn sie dem Stand der aktuellen Technik entsprechen würden – doch in vielen Fällen fehlt der Wille zur Umsetzung.

Bundesweit gibt es in Deutschland derzeit ca. 7500 Wasserkraftanlagen, von denen nur ein geringer Teil mit Fischschutz- und Fischabstiegsanlagen ausgestattet ist.

Der DAFV begrüßt die aktuelle Veröffentlichung des Verbandes Deutscher Fischereiverwaltungsbeamter und Fischereiwissenschaftler e.V. (VDFF) zum „Stand des Wissens“ und „Stand der Technik“ bei Fischschutz- und Fischabstiegs-Systemen.

Wasserkraftbedingte Fischschäden könnten bei 90 Prozent der bestehenden Anlagen wirksam gemindert werden. Der Wesentliche Absatz aus der Veröffentlichung lautet:

„Die beste derzeit verfügbare Technik für den Fischschutz an Wasserkraftanlagen ist eine Kombination aus einem schräg angeströmten 10-mm-Horizontalrechen und einem schachtartigen Bypass, der sich am abstromigen Ende des Rechenfeldes befindet und die gesamte Höhe der Oberwassersäule erfasst (Leitrechen-Bypass-System nach EBEL, GLUCH & KEHL, vgl. EBEL et al. 2015 und EBEL 2016). Entsprechend dem derzeitigen Erfahrungsstand ist der Fischschutz mittels 10-mm-Leitrechen für Durchflüsse bis etwa 50 m³/s pro Rechenfeld praktisch realisierbar (EBEL et al. 2018). Damit ergibt sich für kleine und mittelgroße Wasserkraftanlagen, die mehr als 90 % der deutschen Kraftwerkskulisse bilden, die Möglichkeit, wasserkraftbedingte Fischschäden wirksam abzumindern.“ Aus: VDFF-Fachinformation (2018): „Stand des Wissen und der Technik bei Fischschutz- und Fischabstiegssystemen an Wasserkraftanlagen“. http://www.vdff-fischerei.de/fileadmin/daten/pdf-Dokumente/Stellenangebote/VDFF_Fachinformation_2018_final.pdf

Anlagen sind bereits im Betrieb

Dr DAFV hatte Ende letzten Jahres die Möglichkeit, zusammen mit den Herren Dr. Ebel, Gluch und Kehl eine solche Anlage in Öblitz an der Saale in der Praxis zu besichtigen. Das System wurde laut Aussage von Dr. Ebel bewusst nicht patentiert, um eine möglichst breite Anwendung in der Praxis zu ermöglichen.

Die Rechenanlage in Öblitz vor Inbetriebnahme. Der schräg angeströmte Rechen mit 10 mm Stababstand und anschließendem Bypass zum Fischabstieg gewährleistet einen effektiven Fischschutz. Foto: Dr. Guntram Ebel

Die Wasserkraftanlage Öblitz, die als überströmbares, hochwasserneutrales Laufwasserkraftwerk konzipiert und linksseitig in die bestehende Staustufe Öblitz integriert ist, befindet sich am Saalekilometer 151,450 nordöstlich von Naumburg im Bundesland Sachsen-Anhalt. Der Ausbaudurchfluss beträgt 48 m³/s und die Nennfallhöhe 2,13 m. Um abwandernden Fischen eine gefahrlose Passage des Standorts zu ermöglichen, wurde an der Wasserkraftanlage ein Leitrechen-Bypass-System nach EBEL, GLUCH & KEHL (2001) installiert. Nach 2-jähriger Bauzeit nahm die Anlage im September 2017 den Probebetrieb auf.

Politik ist gefordert

Der DAFV sieht in der Technik grundsätzlich einen zielführenden Ansatz, dringend benötigte Lösungen zum Fischschutz praktisch und zeitnah umzusetzen. Vor allem zum Schutz des Europäischen Aals ist es dringend geboten, wirksame Schutzmaßnahmen zu ergreifen. Leider ist es seitens der Politik bisher bei Absichtsbekundungen geblieben, das Problem wirksam auf allen Ebenen anzugehen. Als einzige Maßnahme zum Schutz der Aale wurden dieses Jahr Beschränkungen für die Berufsfischerei in der Nord- und Ostsee beschlossen. Der DAFV befürchtet, dass weitere Fangbeschränkungen die flächendeckenden Besatzmaßnahmen der Angler und Fischer zum Erliegen bringen und damit dem langfristigen Erhalt der Bestände des Europäischen Aals entgegenwirken. Fangbeschränkungen werden die Bestände nicht retten, im Gegenteil. Der DAFV fordert, den illegalen Handel mit Glasaalen zu bekämpfen und Wasserkraftanlagen ohne Fischschutz nach dem Stand der Technik nachzurüsten oder zeitweise abzuschalten.

Weitere Informationen

Um Interessenten einen tieferen Einblick in die Technik zu erlauben, gibt es eine ausführliche Beschreibung unter: http://www.bgf-halle.de/files/leitrechen_bypass_system.pdf sowie das Handbuch „Fischschutz und Fischabstieg an Wasserkraftanlagen – Rechen- und Bypasssysteme“ Autor: Dr. Guntram Ebel, Hrsg.: Büro für Gewässerökologie und Fischereibiologie, ISBN: 978-3-00-039686-1

-pm-

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