Die Makrelen sind da! Ob mit Pose oder Paternoster – die Nordsee-Tiger machen bei der Beutejagd kein großes Federlesen.
By Niels Vestergaard und Dieter Schröder
Ohne Vorwarnung verschwindet die Pose mit einem „Blubb“ von der Wasseroberfläche – eine Makrele hat sich auf den Köder gestürzt. Jetzt muß man auf einiges vorbereitet sein: Schert sie blitzschnell zur Seite aus oder schießt sie zehn bis 20 Meter in die Tiefe? Manchmal düst eine Makrele auch zur Oberfläche, so dass man den Fisch verloren glaubt, weil die Schnurspannung flöten geht.
Bei diesen rasanten Fluchten hat man ohne fein justierbare Rollenbremse schlechte Karten – Schnurbruch kann die Folge sein. Besonders beim Drill von großen Exemplaren ist es fast unmöglich, die Kontrolle zu behalten. Aber gerade das macht die Posenfischerei vom Boot aus ja so spannend.
Manchmal jedoch beißen die Makrelen erstaunlich vorsichtig. Dann kann man beobachten, wie der Schwimmer zur Seite wandert, ein wenig hin und her hüpft, plötzlich still steht, um dann ganz langsam heruntergezogen oder angehoben (Hebebiss) zu werden. Genau in diesem Moment schlage ich an, denn sonst spuckt die Makrele den Köder womöglich wieder aus.
Ich fische eine 2,40 Meter lange Rute mit einem Wurfgewicht von 15 bis 40 Gramm. Dazu kommt eine Stationär- oder Multirolle, bespult mit 0,30er Monofil oder 0,20er geflochtener Schnur. Das Vorfach sollte eine Länge von 40 bis 50 Zentimetern haben und aus 0,40er Monofil sein.
Mit Filets ködern
Meine Top-Köder sind neben Tobiasfischen sieben bis zwölf Zentimeter lange, schmale Streifen aus frischem Heringsfilet. Um die Makrelen besser haken zu können, fische ich mit einem Tandem-Haken aus zwei Einzelhaken der Größe vier oder sechs.
Während ich die Pose langsam hinter dem Boot herschleppe, darf der Köder durch den Wasserwiderstand keinesfalls an die Oberfläche gedrückt werden. Deshalb trägt der Schwimmer etwa 30 Gramm, so dass der Happen durch die Bebleiung in der Erfolgstiefe von fünf bis acht Metern verharrt. Aber die Angeltiefe ist ja variabel, indem man den Schnurstopper verschiebt.
Die besten Chancen hat man auf Plätzen, an denen sich nur kleine Schwärme versprengter Makrelen tummeln. Wird dort der Fetzenköder präsentiert, erwischt man in der Regel die großen Brocken. Meine bisher schwerste Makrele brachte es auf fast vier Pfund.
Fette Beute garantiert
Wenn die gefleckten Räuber im Sommer Jagd auf die Kleinfische der Nordsee machen, greifen die meisten Angler zum klassischen Paternoster – egal, ob sie von Friesland oder Holland aus mit dem Kutter in See stechen. Mit dieser Angelmethode wird das Schwarmverhalten der Mini-Thune ausgenutzt, eine sichere Sache also.
Und so zieren auf der Rückfahrt dann rappelvolle Fischkisten die Planken der Kutter. Pro Angler 150 Fische – darunter manchmal auch einige Hornhechte oder Stöcker (Holzmakrelen) – sind keine Seltenheit. Aber: Man sollte sich vorher überlegen, wie viele man tatsächlich sinnvoll verwerten kann!
Die Paternoster kann man häufig auch an Bord kaufen. Sie bestehen aus drei bis sieben Haken und sind überwiegend mit Federn ausgestattet, welche die Räuber zum Anbiss verführen sollen. Aber auch Nachbildungen von Garnelen, kleinste Twister oder bis zu fünf Zentimeter lange Gummischläuche auf 1er bis 4er Haken sind fängig. In der Vergangenheit bekam ich hin und wieder Fehlbisse bei der Federmontage. Aber ein Blick auf die nassen Federn reichte, und die Ursache war klar: Sie waren zu lang, so daß die Makrelen nur leicht vorn im Maul gehakt wurden. Die flinken Schwimmer konnten sich wieder befreien – also die Federn stutzen.
Kein Pardon für die Kameraden
Je nach Länge des Paternosters wähle ich 2,40 Meter bis 3,30 Meter lange Ruten mit einem Wurfgewicht von 200 bis 300 Gramm. Dazu passen große Stationär-, besser noch Multirollen, die mit 50er Monofil oder einer geflochtenen Schnur von 15 Kilo Tragkraft gefüllt sind. Ein 200-Gramm-Blei reicht normalerweise aus, bei starker Drift und großen Tiefen können aber schon einmal 400 Gramm nötig sein.
Die Montage wird langsam und kontrolliert abgesenkt. Bei einem Biss schließt man schnell den Rollenbügel und lässt die Makrele für einen Moment in der Tiefe stehen. Das ist der Augenblick, in dem sich – hoffentlich – noch andere Schwarmkameraden auf das Paternoster stürzen.
Hat das Blei den Grund ohne einen Biss erreicht, holt man die Montage mit leichten Pilkbewegungen wieder langsam zur Oberfläche. Auch hier wird bei einem Biss kurz gewartet, um noch andere Fische zu verführen. Da Makrelen Fettfische sind, sollte man sie direkt nach dem Fang versorgen und dann einsalzen. So bleiben die gebändigten Tiger auch an heißen Sommertagen frisch.
Makrelen-Dampfer voraus
Bekannte deutsche Ausgangshäfen sind Büsum, Cuxhaven, Wilhelmshaven, Neuharlingersiel, Bensersiel und Dornumersiel. Aber auch von Borkum oder Norderney laufen Kutter aus.
Von den Häfen Den Helder, Ijmuiden und Scheveningen aus geht’s in die Makrelengründe vor der holländischen Küste.
Eine Ausfahrt kostet zwischen 40 und 60 Mark pro Tag. Erkundigen Sie sich am Abend vorher bei der Reederei oder direkt beim Kapitän nach dem Wetter, denn auch im Sommer kann auf der Nordsee eine steife Brise wehen, die ein Auslaufen der Kutter unmöglich macht.
(Stand 2000)
Foto: Verfasser
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