Kampf um jeden Meter: Ein kapitaler Fisch hat angebissen und fordert den Angler. |
Lachse sind Blitzstarter. Ihr Drill gehört zu den härtesten Belastungsproben für Gerät und Nerven eines Anglers. Im letzten Mai, nach ein paar Tagen ohne Erfolg, war es für Mike Luner und Cay Heerwagen endlich so weit: Ein 35-pfünder schnappte sich beim Trolling den Schlepplöffel.
By Mark Luner und Cay Heerwagen
Als ich meinen Freund Cay fragte, ob er mich zum Lachstrolling in die Hanö-Bucht nach Schweden begleiten wolle, musste ich nicht lange auf seine Antwort warten; er war sofort Feuer und Flamme. Wir buchten ein kleines Häuschen mit eigenem Anleger in der Nähe von Karlshamn. Nach der Ankunft rüsteten wir noch am gleichen Nachmittag das Boot aus und fuhren hinaus.
Schon kurz nach der Ausfahrt passierten wir ein Trollingboot, auf dem ein Angler unmittelbar in unserem Heckwasser einen Biss bekam. Nach heftigem Drill und kurz vor dem Keschern ging der Fisch allerdings durch Ausschlitzen verloren. Für uns aber hieß das: „Hier sind wir goldrichtig.“
Der Schlüssel zum Erfolg
Doch trotz aller Bemühungen hatten wir bis zum Abend keinen zählbaren Erfolg vorzuweisen. Auch in den folgenden zwei Tagen standen unsere Sterne nicht günstig. Denn die Sonne schien, und nicht der leiseste Windhauch kräuselte die Ostsee – bei leicht bewegtem Wasser fängt man erfahrungsgemäß einfach besser. Immerhin landeten wir zum Aufgalopp zwei kleine Nachwuchs-Lachse und einige Dorsche, wodurch doch etwas Leben an Bord kam.
Am nächsten Tag starteten wir dicht unter Land und schleppten bis zur Nordostspitze Hanös – der Insel, die der Bucht ihren Namen gegeben hat. Auf dem Weg dorthin hinderten uns zahlreiche Hornhechte immer wieder daran, die Schleppköder „an den Lachs zu bringen“. Es schien, als ob sie sich auf die dünnblechigen Blinker stürzten, kaum dass sie im Wasser waren. Jedes Mal, wenn der Verdacht aufkam, einer der eleganten Jäger habe angebissen, mussten wir sicherheitshalber alle Ruten kontrollieren. Denn ein Hornhecht kann einen Köder blockieren, ohne die Schnur aus dem Clip am Downrigger oder Scherbrett gezogen zu haben.
Wir setzten von Hanö aus unseren Kurs in östlicher Richtung bis etwa auf der Höhe von Tärnö fort, einer Insel auf der anderen Seite der Hanö-Bucht. Noch war die Luft ruhig, aber am Horizont kräuselte sich schon die Wasseroberfläche; ein rascher Wetterwechsel stand bevor.
Die Front zog mit hoher Geschwindigkeit in unsere Richtung; binnen weniger Minuten war sie da. Und schon türmten sich Wellen von zwei Meter Höhe auf. Wir räumten die Ruten, die wir über Scherbrettern seitlich vom Boot führten, und überlegten sogar, auch noch die Downrigger hochzunehmen und unter Land Schutz zu suchen. Da der Wind aber nicht weiter zuzunehmen schien, fischten wir vorerst weiter schräg zu den Wellen.
Zumal noch zwei andere Trollingteams in unserer Nähe waren, was uns ein Gefühl von Sicherheit gab, sich im Notfall gegenseitig helfen zu können.
Aufgrund der Berg- und Talfahrt in der aufgewühlten See stellte ich die Downrigger jeweils drei Meter tiefer – vielleicht der Schlüssel zum Erfolg, denn unmittelbar danach bekamen wir einen wilden Biss. Blitzartig riss ein Fisch mindestens 50 Meter Schnur von der Rolle und wiederholte – nach kurzem Halt – dieses Spiel.
Wir räumten die anderen Ruten, um für den Drill Platz zu haben. Den Lachs heranzupumpen, war unmöglich. Doch konnten wir zumindest seinen türkis schimmernden, langen Körper an der Oberfläche entlang pflügen sehen. Schließlich aber wurden die Fluchten kürzer, und nach einigen Runden um das Boot erlahmten die Kräfte des Fisches.
Die hohen Wellen erschwerten es, den Fang in eine günstige Kescherposition zu bekommen; doch die Landung glückte. Ein Lachs von 17,8 Kilogramm Gewicht und 1,11 Meter Länge lag im Heck und belohnte uns für die Strapazen auf See.
Kein Wunder, dass wir schon der nächsten Schleppsaison entgegenfiebern, wenn die Lachsriesen wieder in der Hanö-Bucht umherziehen.
Foto: Verfasser