Das Alter von Angelrollen lässt sich oft auch anhand der Schnurfüllung bestimmen. Ist Schnur aus Pferdehaar, grobe Hanfkordel, geflochtener Seide oder schon Nylon auf der Rolle, dann sagt das einiges über die Zeit aus, in der sie gebaut und dann gefischt wurde.
Rosshaarschnüre aus Pferdehaar sind auf den ältesten Rollen zu finden, die noch vor ca. 1860 hergestellt wurden. Sie sind durch ihre grobe Flechtung mit hervorstehenden einzelnen Haarspitzen und vor allem durch die Farbe zu erkennen, die meist ein Gemisch aus weißen, schwarzen und braunen Haaren ist, eben aus den häufigsten Pferdefellfarben. Diese Schnüre sind heute extrem brüchig und sollten unbedingt auf der Rolle verbleiben. Sie sind eigentlich historisch wertvoller als die Rolle selbst.
Hanfschnüre, die wie eine ganz normale grau-braune Paketkordel aussehen, wurden meist von einfachen Leuten gefischt. Oft sind diese Schnüre auf eher einfachen Haspeln oder Holzrollen.
Geklöppelte Seidenschnur ist oft wunderbar bunt und mehrfarbig eingefärbt. Bis zur Erfindung der Nylonfaser im Zweiten Weltkrieg wurde fast ausschließlich damit gefischt. Meist waren diese Schnüre mit Firnis oder Fett und Wachs imprägniert. Nach hundert Jahren bilden sie deshalb manchmal eine kompakte Masse auf der Rolle. Alle diese Schnüre aus Naturmaterialien mussten damals nach dem Fischen von der Rolle abgewickelt werden, um sie zu trocknen. Es gab dafür spezielle Schnuraufwickler. Beim erneuten Aufwickeln wurden sie über ein Stückchen Wachs gezogen. Manche Rollen hatten Bohrungen in der Spule, damit die Schnur auch auf der Rolle trocknen konnte. Bei ganz dicken, stark gewachsten Seidenschnüren handelt es sich oft um Fliegenschnüre.
Alte Schnüre sollten unbedingt auf der Rolle bleiben und vom Sammler nicht heruntergerissen werden. Sie erlauben oft eine sichere Datierung und sind zudem auch dekorativ.
Wer hat besonders alte Schnüre? Infos an thomas.kalweit@paulparey.de