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…und sitzt!

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Für kleine Fische: langschenklige Haken mit schmalem Bogen. Das mittlere Modell mit extra langem Schenkel wird speziell zum Fischen mit Castern verwendet.
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Starker Partner: Haken mit weitem Bogen und relativ kurzem Schenkel. Links ein „Wide-gap“-Haken, rechts ein Modell, das selbst mit den größten Strom-Brassen fertig wird.

Da hängt das gesamte Stipper-Glück an einem Stückchen Draht – und trotzdem macht sich kaum ein Angler Gedanken über die Wahl des richtigen Hakens.

By Martin Weisbrodt

Viele Fische in kurzer Zeit – der Reiz des feinen Stippfischens. Das Gerät für diesen Zweck ist ausgefeilt, auf hohem technischen Niveau – und äußerst kostspielig. Bei all dem technischen Wettrüsten gerät leicht in Vergessenheit, dass letztlich alles an einem Pfennig-Artikel hängt: dem Angelhaken. Jenem Ausrüstungsgegenstand, dessen Form sich seit den Anfängen der Angelei wohl am wenigsten verändert hat.

Auf den ersten Blick zumindest. Doch Kleinigkeiten machen hier den Riesen-Unterschied. Große Bögen, lange Schenkel, gekrümmte Spitzen: Jeder Fisch bekommt den Haken, den er „verdient“. Und so ist die Bandbreite an Herstellern und Formen allein für einen kleinen Bereich wie das Friedfischangeln fast unüberschaubar geworden.

Doch im Grunde genommen steckt hinter all dem „Haken-Kult“ der Versuch, einen Kompromiss zwischen sich widersprechenden Eigenschaften zu schaffen: Stabilität, Handlichkeit und Unauffälligkeit.

Der Reiz des Natürlichen

Die Hauptbeute des Stippers sind Brassen und Rotaugen. Ausschlaggebend für gute Fänge ist bei beiden Arten eine natürliche Köderführung. Hierfür benötigt man nicht nur sensible Schwimmer und dünne Schnüre sondern auch den passenden Haken. Je kleiner leichter und feindrähtiger der Greifer desto natürlicher schwebt der Köder durch das Reich der Flossenträger. Für kleinere Rotaugen in stehenden und langsam fließenden Gewässern lässt sich diese Überlegung auch erfolgreich in die Tat umsetzen.

Beim Hakenlösen allerdings ist ein langschenkliger Haken viel handlicher. Da nimmt man das geringe Mehrgewicht gern in Kauf. Gut beraten sind Sie mit feindrähtigen Modellen die sich durch mindestens mittellange Schenkel und nicht zu weite Hakenbögen auszeichnen. Haken mit chemisch geschärfter Spitze sind top. Sie dringen leicht ins Fischmaul ein hinterlassen nur eine kleine Verletzung und sind auch nach großen Fängen noch bissig wie zu Beginn des Fischens.

Mit Spatzen auf Kanonen

Doch wehe ein solch dünndrähtiges Häkchen legt sich mit großen Flussbrassen und Strom-Rotaugen an. Auch wenn sich diese Fischarten nicht gerade durch Kampfkraft auszeichnen so genügen ihr Körpergewicht und der Strömungswiderstand um den Draht problemlos aufzubiegen.

Jetzt benötigen wir einen „Freund“ mit dem man Brassen stehlen kann: stark genug um große Fische sicher zu landen dabei aber noch so unauffällig dass die Köderfahrt in der Strömung nicht allzu stark beeinträchtigt wird. Aus diesem Grund scheiden zum Beispiel geschmiedete super-robuste Haken wie sie von den „specimen huntern“ verwendet werden für das Stippangeln von vornherein aus weil sie einfach zu klobig sind.

Ich habe mit Greifern aus mittelstarkem gehärtetem Draht und weitem Bogen beste Erfahrungen gemacht. Modelle mit kurzem Schenkel biegen in der Regel weniger leicht auf als ihre langschenkligen Vettern und sind beim Fischen auf Brassen und Barben in starker Strömung ein Muss.

Aber prüfen Sie selbst: Lässt sich der Haken schon mit bloßen Händen verbiegen wird er einem guten Brassen der quer in der Strömung steht kaum standhalten.

Top- oder Flop-Form?

Ins Sortiment der Stipphaken mischen sich zuweilen etwas ungewöhnliche Formen. Allen voran die „Wide-gap“-Haken, auch Brassengreifer genannt, die sich durch einen besonders weiten Hakenbogen auszeichnen. Wegen der direkten Zugwirkung auf die Hakenspitze gibt es im Drill weniger Aussteiger. Auf der anderen Seite sind diese Spezialgreifer nicht gerade unauffällig. Sie haben ihre Domäne dort, wo ein größerer und klobiger Haken nicht stört: beim Fischen mit übertief eingestellter Posenmontage, bei dem der Köder am Grund hinter dem Blei „hinterherstolpert“. Allerdings weisen diese Spezial-Haken fast immer eine große Schwäche auf: In kleinen Größen (etwa ab 16) biegen sie – bedingt durch den weiten Bogen – allzu leicht auf.

Hin und wieder werden verschränkte Haken angeboten, also solche, bei denen Hakenspitze und -schenkel nicht auf einer Linie liegen, sondern leicht versetzt sind. Davon verspricht man sich einen besseren Durchdringungseffekt: Beim ruckhaften Anhieb verdreht sich der Haken und bleibt leichter im Fischmaul hängen – für Karpfen- und Raubfisch-Profis schon seit langem eine bewährte Hakenform. Beim Vergleichs-Stippen konnte ich aber gegenüber normalen Haken bisher noch keinen Unterschied in der Bissausbeute feststellen.

Doch auch weiterhin juckt es mir stets in den Fingern, neue Hakenformen zu testen. Vielleicht bekommt die Industrie ja eines Tages den Bogen raus und entdeckt den superfängigen Haken, der keine Kompromisse macht.

Foto: Verfasser

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