Rauf und runter
Fische mögen es überhaupt nicht, wenn die Temperaturen und der Luftdruck Achterbahn fahren. Hechte und Karpfen sind zwar nicht so empfindlich wie Zander und Barsche, aber wenn die Bereiche der Schwankung – wie vergangene Woche geschehen – bei fast 20 Grad liegen, dann tackert es auch dem stärksten Hecht das Maul zu. Donnerstag minus 9, Samstag plus 9, das ist ne harte Nummer.
Eben noch vereiste und verschneite Straßen…
Macht nix, flexibel sein ist alles, ich kann auch am Wasser sein ohne dicke Fische fangen zu müssen, an solchen Tagen untersuche ich mein Gewässer auf Veränderungen, oder erkunde neue Bereiche. Es macht wenig Sinn, das mit Naturköderruten zu machen, wenn ich auch fast immer Gelegenheit finde eine Stintrute abzulegen. Sondern dann greife ich auch im Winter lieber zu meinen Kunstködergerten und suche größere Bereiche gezielt ab.
…zwei Tage später schon wieder mit dünner Jacke unterwegs.
Gezieltes Vorgehen
Bei dieser Suche geht es weniger darum einen Fisch zu fangen, auch wenn die Hoffnung zuletzt stirbt, sondern vielmehr darum, dass ich mir Bereiche erschließe. Ist die Sache klar, genügen mir wenige Würfe und die Rute landet im hohen Bogen im Wagen, und weiter gehts. Aber was genau erkunde ist, was sind meine Erkenntnisse und Schlüsse aus diesen Erkenntnissen. Hier mal ganz konkret einige Beispiele:
– Zuviele Hänger bei den Würfen mit Gummifsch an der Brücke? Klasse, ein guter Bereich für kommende Naturködervorhaben, denn worüber der Kunstköderangler flucht, dass kann den Ansitzer freuen,denn in den „Hängern“ stehen oft die Hechte. Einen Köderfisch über das Fahrrad driften zu lassen, dass wohl vor dem Brückenpfeilern seine letzte Ruhe gefunden hat, kann kapitale Überraschungen bringen.
– Ich werfe eine Halbinsel an, an der sich zwei Poldergräben vereinen und mein Köder wird stark seitlich verdriftet, so dass ich vom 10gr auf den 15gr. Bleitkopf umsteige? Hier gibts also eine Strömungskante. An deren Kante halten sich die Räuber auf und beobachten was da so vorbei kommt.
– Vor einer Spundwand ist es gleich am Ufer 2,5m tief? Klasse, die laufe ich vertikal ab. Auch wenn die Fische träge sind, bringt sie das oft noch ans Band, denn kein Räuber der auf sich hält lässt es sich gefallen wenn eine potenzielle Beute zentimeter vor seiner Nase stumpf auf- und abwippt.
– Ein Einlauf ist direkt an der Kante eher weich im Untergrund (vertikal kann man das prima ertasten)? Dann ist da selten was zu holen. Wenn dieser Schlammgrund aber im Polder in den der Graben mündet, eine große trübe Wolke verursacht, kann es an deren Kante wieder super sein, denn in der Deckung der Trübung warten nicht selten die Räuber.
– Eine lange, langweilige Uferkante aus Stein oder Stahl? Nicht sonderlich effektiv für Naturköder, es sei den die Strömung ermöglicht ein Driften davor entlang. Perfekt aber ist es fürs Uferschleppen. Dafür setze ich auch gerne Tiefläufer ein. Lässt man nur wenig Schnur draußen, kann man den auch in flachen Bereichen einsetzen. Der Vorteil: Tiefläufer laufen sehr viel aggressiver, besonders wenn man sie an kurzer Leine führt.
Ein Vertikalversuch an einem verschlammten Polder-Einlauf mit offensichtlich wenig Strömungen.
Diese Vorgehensweisen (und viele andere mehr, wie ich sie regelmäßig auf der Fisch&Fang DVD schildere) sind bestens geeignet um neue Erkenntnisse zu gewinnen, auch ohne den Anspruch zwingend viel zu fangen. Ein Bonushecht ist dabei natürlich jederzeit möglich.
Er biss bei 9 Grad und strahlendem Sonnenschein nach einer eisigen Phase auf einen Vertikalköder. Ausnahmen bestätigen die Regel.