Eine Greenpeace-Studie hat die Lebensräume von Walen in den Zielgebieten des Tiefseebergbaus untersucht.
Einen Monat bevor die Internationale Meeresbodenbehörde ISA über die Rohstoffausbeutung in der Tiefsee entscheidet, zeigt eine am 14. Februar 2023 veröffentlichte Greenpeace-Studie ein „erhebliches Risiko für die Ökosysteme der Ozeane“ mit „lang anhaltenden und irreversiblen“ Auswirkungen. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Exeter und der Greenpeace Research Laboratories haben analysiert, dass sich die geplanten Abbaugebiete mit den Lebensräumen von etwa 30 Walarten überschneiden und diese bedrohen. Insbesondere im Pazifik schafft der Tiefseebergbau Risiken für weltweit gefährdete Arten. “Tiefseebergbau birgt hohe Risiken für die Ozeane“, sagt Franziska Saalmann, Meeresbiologin bei Greenpeace. “Rohstoffe am Meeresgrund auszubeuten, verursacht Lärm und Sedimentwolken und gefährdet so Tiere wie Blauwale, um deren Schutz wir uns seit vielen Jahren bemühen. Die industrielle Ausbeutung der Tiefsee darf gar nicht erst beginnen und muss dauerhaft verboten werden.”
Entscheidungen über Genehmigungen stehen an
Die ISA wird im März und Juli in Kingston, Jamaika, über die Genehmigungen für kommerziellen Tiefseebergbau in internationalen Gewässern entscheiden. Tiefseebergbau-Konzerne treiben auf politischer Ebene und durch den Bau von Abbaumaschinen derweil weiter ihre Vorbereitungen voran, um ab Juli Rohstoffe am Meeresgrund ausbeuten zu dürfen. Der Studie zufolge sind jedoch dringend weitere Forschungsarbeiten erforderlich, um die Gefahren für Wale und Delfine durch den geplanten Tiefseebergbau zu bewerten.
Riesige Maschinen am Meeresgrund
Bei einer Genehmigung drohen riesige Maschinen, die mit bis zu 200 Tonnen mehr wiegen als Blauwale, in tausenden Metern Tiefe rund um die Uhr zu arbeiten. Sie erzeugen Geräusche, die sich mit Frequenzen überschneiden, die Wale und Delfine zur Kommunikation und Navigation nutzen. Dadurch droht den Tieren Desorientierung und Strandungen. Tiefseebergbau will Metalle und seltene Erden gewinnen, die z.B. in der Elektronikindustrie und Elektromobilität verwendet werden. Für Manganknollen, Kobaltkrusten und Massivsulfide würde dann der Meeresgrund verschiedener Tiefsee-Ökosysteme zerstört.
Deutschland will Pause für den Tiefseebergbau
Bei ISA-Verhandlungen im vergangenen November hat sich die deutsche Delegation unter der Leitung des Klima- und Wirtschaftsministeriums für eine sogenannte ‘Vorsorgende Pause’ ausgesprochen. Die Bundesregierung wirbt damit für ein Innehalten statt vorschneller Entscheidungen auf Kosten der Meeresumwelt. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat den Willen zu einem Verbot von Tiefseebergbau bekundet. Der Bergbau wäre ein massiver Eingriff in die Tiefsee, mit unabsehbaren Folgen für die Lebensräume und ihre unterschätzte Artenvielfalt.
-Pressemitteilung Greenpeace-