Immer, wenn ich auf in schillernden Farben bemalte Kunstköder mit Eigenbau-Charme stoße, dann schrillen bei mir die Alarmglocken.
Meister Schrader in Köln hat um die 1940er Jahre herum in seinem Angelgeschäft direkt am Dom solche Köder produziert und verkauft. Die berühmten Bachteufel oder Schrader Koppen sind sicher vielen ein Begriff. Ich habe mich als Sammler etwas auf diese besonderen Köder meiner Heimat spezialisiert.
Verschiedene Schrader-Anzeigen aus dem Jahr 1949.
Kürzlich stieß ich auf einem Angelflohmarkt in den Niederlanden bei einem deutschen Verkäufer (danke Martin!) auf den seltsam geschraubten Devonspinner und musste gleich zugreifen.
Wer noch vergleichbare Köder in seiner Sammlung hat, kann sich gerne bei mir melden: thomas.kalweit@paulparey.de
Weitere Informationen zum Schrader-Bachteufel: https://raubfisch.de/praxis-und-geraete-alte-eisen-bachteufel-765/
Meister Schrader am Dom
Unmittelbar im Schatten des Kölner Doms, neben Domhotel, Heinzelmännchen-Brunnen und dem Brauhaus Früh lag in den Nachkriegsjahren das Ladengeschäft von Meister Schrader. Dort hämmerte und stanzte er seine Köder, experimentierte ständig – so lötete er auch einen komplizierten Vorläufer des Turbler zusammen. Der findige Gerätehändler experimentierte in seinem Geschäft mit Emaille-Beschichtungen von Kunstködern, bemalte seine Kreationen effektvoll mit DAM-Feuerfarbe und brannte seinen Blinkerchen aufwändig Glasaugen ein.
Sein Kunstköder-Programm ist fast endlos: Schrader-Koppen, Bachteufel-Blinker, Schrader-Streamer, einen Heintz-Blinker-Nachbau, mehrgliedrige Holzwobbler, Devons, fischförmige Blinker und vieles mehr. Ein gutes Erkennungsmerkmal der frühen Jahre sind eckige Mustad-Sneckbentdrillinge und ovale Sprengringe. Er hatte aber auch eigene Rutenserien, gebundene Hakenvorfächer und Fliegenvorfächer in seinem Lieferprogramm.
Riesiges Sammelgebiet
Vor allem die Schrader-Koppen bieten ein schier endloses Sammelgebiet: Die unzähligen Variationen aus verschiedenen Metallen (Kupfer, Messing, Versilbert), Größen, abweichenden Augen und Augen-Befestigungen, Bemalungen oder Emaille-Beschichtungen, Prägungen, Beschriftungen, Agraffen und Haken wollen kein Ende nehmen. Regelmäßig findet der umtriebige Sammler wieder vollkommen neue Koppen-Modelle – erst kürzlich entdeckte ich mit Klarlack lackierte Koppen und solche mit zwei Zusatzdrillingen.
Die Firma „Plate Bonn“ hat auch ihre Version der Schrader-Koppe mit der Prägung „SK“ beigesteuert – in den Farben Schwarz-Gold und Blau-Silber, ebenfalls in verschiedenen Größen. Die Plate-Version des Schrader-Bachteufels ist mit SB bedruckt. Diese Köder-Modelle wurden etwa durch die Firma Balzer in den späten 50-er Jahren vertrieben.
Emigration in die Eifel
In den 60-er Jahren schloss Schrader aus Altersgründen sein Kölner Ladengeschäft. Er zog um ins kleine Eifeldörfchen Blens bei Düren. Von dort aus betrieb er noch einige Jahre den Verkauf von Angelgeräten – wie Anzeigen in der Fisch & Fang aus diesen Jahren zeigen.
Ansonsten weiß man viel zu wenig über diesen interessanten Köder-Hersteller. Ein Katalog ist nicht bekannt . Die zeitliche Köder-Zuordnung bleibt weiterhin schwierig. Der Schrader-Sammler ist also stets dankbar für Informationen – natürlich auch für Köder und Kataloge!