Zum dritten Mal seit 2003 und 2018 sind der Rhein und viele Gewässer in seinem Einzugsgebiet von einem markanten Niedrigwasser betroffen.
Dabei ist das aktuelle Ereignis mit dem Niedrigwasser von vor vier Jahren vergleichbar. An den Pegeln in Duisburg-Ruhrort (Deutschland) und Lobith (Niederlande) wurden die Wasserstände von 2018 sogar unterschritten.
Niedrigwasser ist genau wie Hochwasser zunächst ein natürliches Phänomen. Wenn es allerdings extreme Ausmaße annimmt und lange andauert, kann es sich negativ auf die Ökologie auswirken, die Schifffahrt erheblich behindern, zu einer eingeschränkten Wasserverfügbarkeit für Landwirtschaft und Industrie führen und die Trinkwasserversorgung im Rheindelta beeinträchtigen. Zu ökologischen Beeinträchtigungen kommt es z. B. in Zusammenhang mit hohen Wassertemperaturen, die Stress für kälteliebende Fischarten bedeuten, oder durch trocken gefallene Flüsse und Bäche im Einzugsgebiet.
Weniger Schmelzwasser aus den Alpen
Mit dem Klimawandel steigt die Wahrscheinlichkeit, dass es künftig zu häufigeren und stärkeren Niedrigwasser-Ereignissen kommen kann. Es ist auch zu befürchten, dass der Anteil von Schmelzwasser von Schnee und Gletschern, der bei Niedrigwasser den Abfluss des Rheins stützt, geringer wird. Umso wichtiger ist die Wiederherstellung naturnaher Gewässerstrukturen am Rhein und in seinem Einzugsgebiet sowie die Anpassung an den Klimawandel.
Beschattete Auen an den Rhein anbinden
Naturnahe Gewässer sind widerstandsfähiger gegenüber den negativen Auswirkungen von Niedrigwasser. In naturnahen Uferbereichen mit schattenspendender Vegetation und kühleren Seitengewässern finden Fische und andere Organismen wichtige Rückzugsräume bei Niedrigwasser und Hitzestress. Die Staaten im Rhein-Einzugsgebiet haben von 2000 bis 2020 ca. 140 km2 Überschwemmungsgebiete wiederhergestellt und über 150 Auengewässer wieder an den Rhein angebunden. Bis 2040 sollen entsprechend des auf der Rheinministerkonferenz im Februar 2020 in Amsterdam beschlossenen Programms „Rhein 2040“ weitere 200 km2 Überschwemmungsgebiete wiederhergestellt und 100 Altarme wieder mit dem Rhein verbunden werden. Der 2022 veröffentlichte Biotopatlas zeigt, wo es Auwald-Strukturen oder Potenziale für Renaturierungsmaßnahmen gibt.
Mit dem Programm „Rhein 2040“ haben sich die Staaten im Rheineinzugsgebiet auch vorgenommen, gemeinsame Lösungsansätze für Niedrigwasser zu erarbeiten und die Strategie zur Anpassung an den Klimawandel zu aktualisieren. Hierzu wurden im Sommer 2022 bereits zwei Expertengruppen ins Leben gerufen, die sich ab Herbst mit den Prognosen für die Abflüsse und die Wassertemperaturen befassen werden. Die bereits bestehende Expertengruppe „Niedrigwasser“ wird die Rolle des Wasserbedarfs und der Wasserverfügbarkeit berücksichtigen.
Anpassungen an den Klimawandel
Gemeinsam mit Akteuren aus verschiedenen Sektoren sollen Maßnahmen diskutiert werden. Die IKSR plant dabei auch eng mit der Zentralkommission für die Rheinschifffahrt (ZKR) und der Internationalen Kommission für die Hydrologie des Rheingebietes (KHR) zusammenzuarbeiten. Bei der Anpassung an den Klimawandel gilt es, die verschiedenen Nutzungsansprüche an den Rhein mit den ökologischen Anforderungen in Einklang zu bringen.
Weitere Informationen zum Thema Niedrigwasser
Die IKSR hat 2019 ein internationales Niedrigwasser-Monitoring eingerichtet. Eine Skala mit sechs Farben hilft bei der Einstufung der aktuellen Abflüsse und Wasserstände. Dieselbe Skala wird auch in den Einzugsgebieten von Mosel und Maas verwendet.
Die Expertengruppe „Niedrigwasser“ hat 2018 eine Bestandsaufnahme zu Niedrigwasser am Rhein und 2020 eine Auswertung des Rekord-Niedrigwassers 2018 veröffentlicht. Sie wird nun auch das aktuelle Niedrigwasser auswerten.
-Pressemitteilung IKSR-