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Rekordfluten und Rekordtrockenheit

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Immer mehr Extreme: Trockengefallene Mündung der Ahr in den Rhein Mitte August 2022. Vor einem Jahr herrschte dort noch ein Jahrhundert-Hochwasser. Bild: G. Schrenk/DWA

Sommer 2021: Jahrhunderthochwasser an der Ahr mit katastrophalen Folgen und Rekordwerten bei Abfluss und Pegelständen. Sommer 2022: Die Ahr erreicht aufgrund der anhaltenden Trockenheit kaum noch den Rhein, sondern versickert bereits vor der Mündung.

Hochwasser/Starkregen sowie Dürre/Trockenheit, zwei Seiten einer Medaille. Der Klimawandel verstärkt meteorologische Extremereignisse. Deutschland muss sich vorbereiten, auf Hochwasser, aber besonders auch auf Trockenheit und Wassermangel, dies zeigen die letzten Wochen eindrucksvoll. Es gilt, jetzt zu handeln. Die gute Nachricht: Zwischen Überflutungsvorsorge und Wasserressourcensicherung bestehen erhebliche Synergien, viele mögliche Maßnahmen dienen gleichzeitig beiden Zielen. „Wasser muss zurückgehalten und ortsnah verwendet werden. Notwendig ist ein intelligentes Wasserressourcenmanagement, eine koordinierte Entwicklung und Bewirtschaftung von Oberflächengewässern und Grundwasserkörpern – zur Hochwasservorsorge und zur Vermeidung von Dürre und Trockenheit. Alle Entscheidungsträger sind aufgerufen, hierfür jetzt die rechtlichen Rahmenbedingungen schaffen und für eine verlässliche und langfristige Finanzierung sorgen“, betont Uli Paetzel, Präsident der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall (DWA).

Dürreschäden von 35 Mrd. Euro

Klimaanpassung kostet Geld, auch in der Wasserwirtschaft. Aber: Die Kosten extremer Wetterereignisse sind deutlich höher. Das Forschungsinstitut PROGNOS beziffert diese Schäden in einer aktuellen Studie im Auftrag der Bundesministerien für Wirtschaft und Umwelt für den Zeitraum 2018 bis 2021 auf 80 Mrd. €. Allein auf die die Flutkatastrophe 2021 entfallen 40 Mrd. €. Aber auch die trockenen Sommer 2018 und 2019 schlagen mit Hitze- und Dürreschäden in einer Gesamthöhe von 35 Mrd. € zu Buche. Seit dem Jahr 2000 belaufen sich die durchschnittlichen jährlichen Schäden durch extreme Wetterereignisse auf gut 6,6 Mrd. €, Tendenz deutlich steigend.

Wasserrückhaltung als Königsweg

Im Fokus der wasserwirtschaftlichen Klimaanpassung steht vor allem der Wasserrückhalt – sowohl in der Fläche wie auch im urbanen Raum. Notwendig sind ein stärkerer Wasserrückhalt in Böden, vor allem durch Wiedervernässung und den Schutz von Mooren, die Ausrichtung der Flächennutzung stärker am Wasserhaushalt und – wo erforderlich – der Auf- und Ausbau von Wasserspeichern, wie beispielsweise Talsperren. Diese sind Multifunktionsanlagen, sie dienen sich grundsätzlich gegenüberstehenden Zielen – dem Freihalten von Kapazitäten für den Hochwasserschutz und dem Vorhalten von Wasser für die Versorgungssicherheit. Diese Ziele müssen angemessen abgewogen und transparent kommuniziert werden. Regional muss aber auch ein zielgerichteter Aus- bzw. Neubau gefördert werden, dies gilt auch für überregionale Verbundsysteme.

Schwammstadt und ausgewogener Landschaftswasserhaushalt

Im urbanen Raum muss das Prinzip „Schwammstadt“ konsequent umgesetzt werden, eine Stadt die Regenwasser wie ein Schwamm aufnimmt. Eine blau-grüne Infrastruktur trägt mit Wasser und Stadtgrün maßgeblich zur aktiven Klimafolgenanpassung durch Überflutungsvorsorge, Hitzeanpassung und integriertes Regenwasser- und Ressourcenmanagement bei. Dazu müssen die wasserrechtlichen Vorgaben in Bezug auf die dezentrale Niederschlagswasserbewirtschaftung bundeseinheitlich konkretisiert werden. Eine bessere Einbindung der Wasserwirtschaft in die Stadtentwicklung mit ihren Bezügen zur Bauleitplanung und Raumordnung ist notwendig und die Finanzierung ist zu sichern. Das Pendant der Schwammstadt als wassersensibler urbaner Raum ist im ländlichen Raum die Wiederherstellung eines ausgewogenen Landschaftswasserhaushalts, d.h. abflussbremsende, wasserrückhaltende und versickerungsfördernde Maßnahmen sind erforderlich.

-Pressemitteilung DWA-

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