Intakte Moore sind Lebensräume für viele Tier- und Pflanzenarten und wichtige Senken für Treibhausgase. Viele Moore, die in landwirtschaftlich genutzte Flächen umgewandelt wurden, sollen deshalb restauriert werden.
Eine aktuelle Studie unter Beteiligung des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) diskutiert verschiedene Möglichkeiten dafür. Die Autoren und Autorinnen machen deutlich, dass die bislang meist angewandte Methode, ehemalige Moore zu überfluten, problematisch ist: Sie kann bewirken, dass große Mengen des treibhausrelevanten Gases Methan sowie Nährstoffe in die Umwelt gelangen. Den Oberboden abzutragen oder Moore langsam wieder zu vernässen, könnte in vielen Fällen ökologisch sinnvoller sein.
Wiedervernässung nicht der Königsweg
Moore, deren Flächen einst mehr als zehn Prozent der Landesfläche in einigen Regionen Europas ausmachten, sind wichtige Biodiversitäts-Hotspots und speichern Kohlenstoff sowie Nährstoffe. Doch die meisten Moore wurden trockengelegt und landwirtschaftlich genutzt, etwa zum Ackerbau oder als Weidefläche. Mit Beginn der 1990er Jahre setzte ein Umdenken ein: Man begann mit der Wiedervernässung großer Moorflächen, um ihre ursprüngliche Funktion wiederherzustellen. „Damals machte man die Moore einfach nass und dachte, die Ökosysteme stellen sich schnell von selbst wieder her“, berichtet Dr. Dominik Henrik Zak. Der Wissenschaftler ist an der Universität Aarhus in Dänemark tätig und zugleich Gastwissenschaftler am IGB. Er forscht bereits seit vielen Jahren zur Wiedervernässung von Mooren. In der heute im Journal of Applied Ecology veröffentlichten Studie „A call for refining the peatland restoration strategy in Europe” fordern er und Co-Autor Robert J. McInnes, bei der Restaurierung von Moorflächen stärker darauf zu achten, welche ökologischen und auch gesellschaftlichen Folgen die ausgewählte Methode mit sich bringt.
Überfluten hat unerwünschte Effekte
So hat die bislang am häufigsten eingesetzte und kostengünstigste Methode, ehemalige Moore großflächig zu fluten, auch unerwünschte Effekte: sehr große Mengen Treibhausgase werden freigesetzt, und auch der Nährstoffeintrag in die Umwelt kann rapide ansteigen. „Der Boden ist zusammengesackt und mineralisiert. Kommt Wasser darauf, entsteht zunächst ein Flachsee, und der im Boden gebundene Phosphor wird freigesetzt. Die Phosphor-Konzentrationen solcher überstauten Moorflächen sind dabei 100 bis 1000-mal höher als in naturnahen Mooren. Die Konzentrationen sind so hoch, weil der Torf stark zersetzt und mineralisiert ist und die Böden oft überdüngt sind, wenn sie zuvor intensiv bewirtschaftet wurden. Außerdem werden unter diesen Bedingungen große Mengen des besonders klimawirksamen Methans frei“, erklärt Dominik Zak. Bis sich naturähnliche Bedingungen einstellen und moortypische Pflanzen wie Moose und Seggen dominieren, vergehen außerdem mehr als 50 Jahre.
Alternative: denaturierten Moorboden abtragen
Alternativ bietet es sich unter bestimmten Bedingungen an, den stark mineralisierten Oberboden der Moore abzutragen. „In den obersten 20 bis 50 Zentimetern liegt ein großer Teil des Phosphors und anderer Gewässer belastender Stoffe in mobiler Form vor“, sagt Dominik Zak. Besonders in Gebieten mit etwas stärkerer Neigung und niedrigem Grundwasserspiegel ist diese Methode sinnvoll. Die Entwässerungsgräben werden mit einem Teil des abgetragenen Bodens verschlossen, so dass der Wasserspiegel von selbst wieder ansteigt. Die moortypische Vegetation kann sich bei dieser Methode binnen weniger Jahre entwickeln, wie Dominik Zak vor einigen Jahren am Beispiel des Moores in der Lehstsee-Niederung zeigen konnte. In anderen Experimentalflächen reduzierte sich zudem der Methanausstoß um das Hundertfache. Damit die Restaurierungsmaßnahme auch funktioniert, muss der Grundwasserstand aber nahe der Mooroberfläche sein. Der Oberbodenabtrag ist allerdings kostenintensiv, und es müssen klimaschonende Lösungen für seinen Verbleib gefunden werden, denn zum Füllen der Gräben genügt ein geringer Teil der Abtragmenge.
Oft sinnvoll: sehr langsame Wiedervernässung
Die dritte Methode, die in der Studie vorgestellt wird, ist eine langsame Wiedervernässung. „Unter solchen Bedingungen lassen sich diese Flächen in der Vegetationsperiode noch als Gras- oder Weideland weiter nutzen bei noch höheren Wasserständen im Winterhalbjahr, was insgesamt die Mineralisierung im Boden drosselt. Nach etwa zehn Jahren wird die Vernässung dann wieder ganzjährig zugelassen, und ein erneutes Moorwachstum kann einsetzen“, sagt Dominik Zak. Positive Effekte der langsamen Wiedervernässung erwarten die Forschenden nach zehn bis 15 Jahren.
Keine der drei Methoden ist universell einsetzbar. Parameter wie Topografie, Flächengröße, Degradation des Bodens, Abflüsse, Grundwasserspiegel oder aktuelle Bodennutzung spielen eine wichtige Rolle bei der Entscheidung, wie die jeweiligen Flächen wiedervernässt werden sollten. „Moore komplett zu fluten, kann wegen der Treibhauswirkungen und der stark erhöhten Nährstofffreisetzung allerdings sehr nachteilige Effekte haben“, warnt Dominik Zak. Vielerorts, etwa in Dänemark, wurden solche Wiedervernässungsprojekte zuletzt deshalb gestoppt. Allerdings wird oft vergessen, dass auch ein nicht vernässter degradierter Moorboden verstärkt Nährstoffe abgibt, etwa bei Niederschlägen. Aktuell untersucht der Forscher im Rahmen von Feldexperimenten, wie die verschiedenen Methoden zur Wiedervernässung bei unterschiedlichen Bodenverhältnissen wirken. Die Ergebnisse sollen konkrete Hinweise darauf liefern, welche Methode wo geeignet ist, um die erwünschten Restaurierungsziele möglichst effizient und ohne größere Nebenwirkungen zu erreichen.
-Pressemitteilung IGB-