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Lachse für alle!

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Königslachs
Alaska macht glücklich: Angelneuling Claudia mit kapitalem Königslachs.

Ob Anfänger oder Profi: In Alaska kommt jeder auf seine Kosten.

Kapitale Königslachse wie der des Autoren ziehen den Nushagak Ende Juni hinauf.

Knack! Wenn das kein Einstand nach Maß ist: Rutenbruch nach dem zweiten Wurf! „Was war das?“ fragt mich Peter und starrt auf seine jetzt dreiteilige Gerte. „Tja, Hänger können tückisch sein“, antworte ich schmunzelnd. Der sympathische Schweizer nimmt‘s mit Fassung: „Hat noch jemand eine Angel für mich?“ Schon hält er meine Rute in der Hand – ich muss mich mit der Kamera begnügen. Hoffentlich wiederholt sich das Schauspiel nicht. Denn Gelegenheitsangler Peter macht durchaus den Eindruck, als könne ihm dieses Missgeschick nochmal passieren…

Henning steht bis zur Hüfte in einem Nebenarm des Nushagaks und schwingt elegant die Fliegenrute. Die Schnur schießt nach vorne, Henning holt sie zurück, bis sie sich gänzlich hinter seinem Rücken gestreckt hat, dann führt er sie wieder nach vorne – er weiß, wie‘s funktioniert. Schließlich bereiste er als Chefredakteur von FISCH & FANG schon die halbe Welt, immer auf der Suche nach dem ultimativen Angelerlebnis. Gefühlvoll setzt er den Streamer an der Strömungskante ab, an der gerade noch ein Lachs gebuckelt hatte. Stück für Stück strippt er den Köder ein und beobachtet gebannt die Leine.

Auch Hundslachse wie diese schönen Exemplare von Claudia und Andreas gehen auf die Köder.

„Fisch!“ Gut zehn Meter hinter Henning kämpft Peter mit seinem ersten Lachs. „Und das beim fünften Wurf“, ruft der Schweizer begeistert und umklammert den Rutengriff etwas fester. Der Fisch hat den Pixie-Blinker attackiert und prescht nun die Strömung hinauf. Die Bremse kreischt, und die Schnur flitzt nur so von der Spule. Nach und nach erobert Peter die geklaute Leine zurück. „So ist‘s richtig!“ lobe ich ihn. „Hand auf die Spule drücken, Rute hochziehen, um sie dann wieder zu senken und die lose Schnur einzukurbeln.“ Das behutsame Pumpen zahlt sich aus, denn wenig später landet Peter einen strammen Hundslachs – silberblank und etwa acht Pfund schwer.

Henning strippt währenddessen weiter seinen Streamer ein. Peter drillt schon wieder, und auch bei Angelneuling Claudia tut sich etwas. Die smarte Österreicherin schaut zunächst jedoch etwas ungläubig, als der Fisch einsteigt. „Upps, da is‘ ja einer dran! Hoffentlich kein Großer!“ Kavalier Peter gibt gleich wertvolle Tipps. ‘Wie schnell aus einem Anfänger ein angehender Profi wird‘, muss ich schmunzelnd denken und überlege, welche Hilfestellung ich noch geben kann. Leider fällt mir nichts ein. Denn Peters Tipps fruchten bereits, und Claudia meistert den Drill souverän. Ihr sehnlicher Wunsch nach einem möglichst kleinen Fisch erfüllt sich jedoch nicht, denn ihr Hundslachs wiegt bestimmt sieben Pfund! Ich schnappe mir den Fotoapparat: Jetzt bin ich dran, Peter!

Die tief stehende Sonne taucht die wilde Natur in ein atemberaubendes Licht.

Henning gibt nicht auf. Obwohl es auf Spinner und Blinker Bisse hagelt, setzt er weiterhin auf seinen Streamer. Akribisch variiert er die Vorfachlängen und -typen, bis auf die langsam sinkende Variante schließlich der ersehnte Fisch einsteigt. „Was ‘n Spaß! Die geben richtig Gas!“ ruft Henning begeistert, als der Hundslachs anfänglich seine Spule zu leeren versucht. Wenig später gibt der gut sechspfündige Silberbarren jedoch klein bei.

>> Peters Nerven scheinen blank zu liegen <<

Der Hundslachs-Aufstieg im Nushagak ist Ende Juni gewöhnlich besonders stark. So auch in diesem Jahr. Wir überlisten unzählige Exemplare bis deutlich über zehn Pfund. Jeder kommt zu seinem Fisch, ob Anfänger oder Profi. „Petrus‘ Paradies“ eben, wie ich es schon vor knapp einem Jahr feststellen durfte, als ich die Familie Esletzbichler in ihrer Salmon Paradise Lodge besuchte. Und als wäre ich nicht weg gewesen, fühle ich mich bei unserem Wiedersehen im Juni 2007 gleich wieder wie zu Hause. Bestimmten damals im August noch Silberlachse die Angelei, sind es dieses Mal die Hundslachse. Und sehnlichst warten wir auf den Aufstieg des sagenumwobenen Pazifiksalms schlechthin: den Königslachs.

Hennings erster Königslachs auf Streamer an der Zweihandrute.

Aufgeregt poltern Peter und Ernst das Ufer hinauf. „Kommt! Die Kings sind da!“ ruft Peter aufgeregt. Wir stürmen die Boote. „Mehrere gute Bisse haben wir gerade bekommen und auch ein paar stramme Burschen gefangen!“ erzählt Ernst und steuert das flache Boot mit Volldampf über den spiegelglatt dahinströmenden Nushagak. Enthusiastisch schwärmt Peter von seinen Drills: „Echt der Hammer. Die Kings haben richtig Power – nicht zu vergleichen mit den Hunden.“ Ganz dicht am Ufer, lediglich etwa 500 Meter von der Lodge entfernt, setzt Ernst den Anker. „In dieser Rinne bieten wir die Köder an!“ sagt der eigentlich so gemütliche Österreicher, dem das Adrenalin jetzt jedoch durch die Adern zu jagen scheint. Schon lässt er den ersten, pinkfarbenen Hotshot, einen mittelgroßen Rassel-Wobbler, mit der Strömung abtreiben. Dann schließt er nach gut 30 Metern den Bügel der großen Baitrunner und spannt die dicke Geflochtene. Sofort wippt die Rutenspitze im Takt des wackelnden Kunstköders.

Aus dem Augenwinkel heraus sehe ich, wie die kräftige Spinnrute plötzlich nach vorne gerissen wird. „Biss! Biss!“ schreie ich hektisch. Die Bremse heult schon, als Peter die zum Zerbersten gespannte Zweiteilige mühevoll aus dem Rutenhalter zerrt und sich der ersten Flucht des Fischs entgegenstemmt. Unnachgiebig, mit einer Bärenkraft zieht sein Gegenüber den Nushagak hinunter.

„War‘s das?“ Peter kurbelt wie wild, hat jedoch keinen Kontakt mehr zum Fisch. „Nein, der ist nicht weg!“ ruft Henning aufgeregt. „Der kommt auf dich zu! Kurbel‘ weiter!“ Die Rollenspule scheint sich zu überschlagen, doch wenig später hat Peter wieder Spannung aufgenommen. Wie zum Trotz durchbricht sein Gegner daraufhin dicht am Boot die Wasseroberfläche. „Was für ein Otto!“ platzt es aus Henning heraus, und auch Peter kann‘s nicht fassen: „Das ist ein Fisch …“

In den nächsten Minuten durchleben wir ein Gefühlschaos. Fast liegt der korpulente Königslachs schon im Kescher, da prescht er plötzlich wieder brachial davon. Auch der zweite Landeversuch misslingt. Ernst bleibt jedoch ganz cool: „Der ist noch nicht fertig!“ Der Fisch nicht, aber Peters Nerven scheinen blank zu liegen. Er umklammert den abgewetzten Korkgriff und versucht mit allen Mitteln, den Salm zu dirigieren. Der hat jedoch seinen eigenen Willen…

 

 

Irgendwann ist es schließlich soweit: Das Keschernetz umgarnt den riesigen Königslachs. Ernst packt die Bügel und hievt den King ins Boot. Peter lässt die Rute fallen und sackt erschöpft zusammen – seine Hände zittern. Schnell sammelt er sich jedoch wieder, als er seinen beachtlichen Fang bestaunt. „Das ist ein Otto!“ jubiliert er, als wir ihm gratulierend auf die Schulter klopfen. „Danke schön!“ freut sich der Schweizer über den knapp 30-pfündigen Königslachs.

>> Ich konnte den King nicht halten… <<

Am nächsten Tag stehen Henning und ich wieder am Ufer des Nushagaks, dieses Mal auf einer weit in den Fluss hineinragenden Landzunge. Wir brennen. „Ein King auf Fliege – das wär‘s!“ wünscht sich Henning, als er mit der Zweihandrute ins Wasser stapft. Gut zwei Stunden vergehen – ohne einen Biss. Regelmäßig buckeln einige Lachse, ein fantastisches Schauspiel, doch beißen will keiner.

Dagegen beißt sich Henning weiter durch und präsentiert den pinkfarbenen Streamer unnachgiebig an der Strömungskante. Plötzlich krümmt sich seine Zweihand-Rute. Schnell bin ich zur Stelle und verfolge den Drill. „Ganz klar, ein King!“ sage ich, als der Fisch die Wasseroberfläche durchbricht. Henning beißt sich auf die Lippen. ‘Den jetzt nur nicht verlieren‘, scheint er zu denken. Mit der Hand auf der Spule übt er starken Druck auf
seinen Widersacher aus und verstärkt diesen noch, indem er ein paar Schritte zurückgeht. Hennings Taktik geht auf, so dass der Königslachs bald klein beigeben muss und per Schwanzwurzelgriff aus dem Wasser gehoben wird. „Mein erster King mit der Zweihandrute!“ freut sich mein Chef. „Dein Ehrgeiz hat sich ausgezahlt!“ gratuliere ich und bestaune mit ihm den wunderschönen, etwa zehnpfündigen Fisch.

 

 

Als ich zum Ufer zurückwate, höre ich Henning schon wieder schreien: „Fisch! Markus, Fisch!“ Ich drehe mich um und traue meinen Augen kaum. Wenn ich vorhin schon dachte, die 4,50 Meter lange Rute würde sich krümmen, so muss ich mich korrigieren: Erst jetzt sehe ich, was wirklich in der Gerte steckt. Sie biegt sich wie ein Flitzebogen, als der gehakte Königslachs, begleitet von einer gewaltigen Bugwelle, den Nushagak hinaufstürmt. Sein bulliger Rücken durchpfercht das flache Wasser. Nach gut 30 Metern ändert der King abrupt seinen Fluchtplan, dreht bei und rast mit der Strömung davon.

Aus der Spuk. Der Fisch ist ausgeschlitzt. Enttäuscht trottet Henning am Ufer entlang. „Echt irre: Beim Ablassen des Streamers hat er gebissen. Ich konnt‘ ihn aber nicht halten…“ erzählt er mit gesenktem Haupt. „Der zog einfach immer weiter. Was soll ich da machen? Das ging so schnell, dass der Rollenknauf wie wild gegen meine Finger hämmerte. Wenn das keine blauen Flecken gibt.“

Blaue Flecken hin oder her: Nur schwer kann Henning den Verlust des Königslachses verarbeiten, der vielleicht sogar das Kaliber von Peters Fang hatte. In den nächsten Tagen spricht er immer wieder über den verlorenen Fisch und sinniert darüber, wie er ihn wohl hätte bändigen können. Eines ist sicher: Dieser Drill wird für ihn unvergesslich bleiben. Und dass selbst im „Salmon Paradise“ nicht jeder Ausnahmefisch im Kescher landet, macht für mich den Reiz eines solchen Traumreviers aus.

Reise-Check

Veranstalter: Fishermen Travel FTC AG, Peter W. Wilhelm, Albisstr. 28, CH-8038 Zürich, Tel.: +41 (0)44/482 00 30, Fax: +41 (0)44/482 08 48,
E-Mail: ftc@bluewin.ch, Internet: www.fishermen-travel-club.ch

Anreise: Direktflug, zum Beispiel mit Condor, von Frankfurt nach Anchorage. Dann per Inlandsflug nach Dillingham, von dort fliegt man weiter nach Ekwok.

Saison: King: Anfang Juni bis Anfang August. Hundslachs: Ende Mai bis Mitte Juli. Rotlachs: Ende Juni bis Mitte August. Silberlachs: Mitte Juli bis Ende September.

Unterkunft: Die von Familie Esletzbichler herzlich geführte Salmon Paradise Lodge liegt am Nushagak-River in Ekwok, am Rande eines Yupik-Eskimo-Dorfes in absoluter Wildnis. Die Lodge bietet rustikale Zimmer mit eigener Dusche/WC-Raum, gut bürgerliche Küche (Vollverpflegung) und moderne Boote.

Sonstiges: Von der Salmon Paradise Lodge aus können auch Tagesausflüge gebucht werden, beispielsweise ein Besuch des bekannten Katmai-Nationalparks, wo Bären beim Fischfang beobachtet werden können. Wer seinen gefangenen Lachs ausführen möchte, muss sich Mengen von über einem Kilogramm zertifizieren lassen, zum Beispiel bei einer Räucherei wie „Alaska Sausage“ in Anchorage (www.alaskasausage.com).

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