So wird die Grund-Rute abgelegt: Als hintere Auflage dient ein teleskopierbarer Halter im vorgebohrten Loch, vorne ruht die Gerte auf einem langen „Jumborest“, der in den Gewässer-Grund gesteckt ist. |
Neben teelöffelgroßen Stücken von Hähnchen-Leber zählen auch gewürfeltes Frühstücks-Fleisch und Paste zu den Top-Ködern für kapitale Winter-Döbel. Der Beweis: dieses halbmeterlange Exemplar. |
Auch wenn der mißtrauische Döbel als heikler Zielfisch gilt, bei grimmiger Kälte ist er eine „sichere Bank“ im Fluß. Selbst wenn arktische Temperaturen unter 20 Grad minus herrschen, nimmt der schlaue Kämpfer noch die Köder der Specimen Hunting Group Dortmund.
By der Specimen Hunting Group Dortmund
Wenn die Tage kurz und die Nächte oft eiskalt sind, wird es immer schwieriger, einen Friedfisch an den Haken zu bekommen. Selbst Rotaugen, oft die letzte Rettung, um im Winter nicht als Schneider nach Hause zu gehen, hören an vielen Fließgewässern auf zu beißen, sobald die Wassertemperatur unter sechs Grad sinkt. Nun ist der Döbel in den meisten Flüssen der einzige noch fangbare Friedfisch. Selbst arktische Winter veranlassen die Dickköpfe nicht, das Fressen einzustellen. Wir konnten sie sogar noch bei einer Wasser-Temperatur von zwei Grad und Randeisbildung fangen. Denn jede Temperatur-Erhöhung des Flußwassers – und seien es nur ein bis zwei Grad – veranlaßt die Döbel, wieder kräftig zuzupacken.
So trafen wir uns vor einiger Zeit zu zweit an unserer heimischen Ruhr, um Dickköpfe zu fangen. Die Luft-Temperatur an diesem frostigen Morgen betrug 22 Grad minus! Schon die Anreise war aufgrund der vereisten Straßen und des fast eingefrorenen Diesels abenteuerlich. Der Fluß hatte immerhin noch eine Wasser-Temperatur von 4,5 Grad. Die Bisse kamen zwar sehr spärlich, aber jeder von uns konnte doch ein paar gute Döbel fangen.
Eine Woche später waren wir beide erneut zur Stelle. Die Luft-Temperatur betrug jetzt „nur“ noch fünf Grad minus, und das Wasser hatte sich um zwei Grad erwärmt. Schon an der ersten Stelle konnten wir einige gute Fische überlisten, und bis zum Abend hatten wir fünf kapitale Döbel bis knapp vier Pfund gelandet.
Zielfische im ruhigen Wasser
Um Dickköpfe – und insbesondere die kapitalen Exemplare – bei derartiger Kälte an den Haken zu bekommen, muß man sich zunächst einmal in die Lage der Fische versetzen: Bei extrem niedrigen Wasser-Temperaturen bewegen sich die Döbel nur äußerst langsam, damit so wenig Energie wie möglich verbrannt wird. Das bedeutet, daß sich die Zielfische jetzt nicht in stark strömenden Fluß-Abschnitten, sondern, jede Deckung gegen den Strom nutzend, im ruhigen Wasser aufhalten.
Da die „Winterdöbel“ kaum einen Köder aktiv verfolgen werden, können wir die Posenangel getrost zu Hause lassen. Das geeignete Gerät ist nun eine Trotter-Rute (spezielle Grundrute mit durchgehender Aktion und kurzem Handteil) von 3,30 bis 3,60 Metern Länge. Sie wird mit einer mittleren Stationärrolle bestückt, die mit 0,20er bis 0,25er Monofil gefüllt ist.
Das Blei, eine am Karabiner-Wirbel gleitende und mit Legerstop fixierte Arlesey-Bombe, wiegt je nach Angel-Entfernung und Schnurstärke zwischen sechs und zehn Gramm. Weil wir es mit einem starken Gegner zu tun haben, verwenden wir fast immer eine durchgehende Montage mit direkt angeknotetem 4er bis 8er Öhrhaken. Als Biß-Anzeiger verwenden wir einen Quiver in der Klasse ein bis zwei Unzen. Dies ist eine fest eingeschraubte Spitze, die nach dem Prinzip der Zitterspitze die Köderaufnahme durch Zucken verrät.
Gerade im Winter, wenn oft tagelang kein Mensch am Wasser ist, reagieren die mißtrauischen Groß-Döbel besonders sensibel auf Bewegungen und Erschütterungen am Ufer. Unser Gerät montieren wir deshalb schon am Auto und versuchen dann – möglichst lautlos unter Nutzung jeder noch so spärlichen Deckung – an die Angelstelle zu pirschen.
Rutenhalter in Loch und Wasser
Doch nun kommt das nächste Problem: Bei tagelangem Frost können wir die Rutenhalter nicht wie gewohnt einfach in den Boden drücken. Aufgrund der Kälte sowie der oft langen Wartezeit auf einen Biß braucht man jedoch unbedingt eine Ablagemöglichkeit. Einige Petrijünger greifen dann zu Gummihammer und Hammerhead – eine mühevolle Maßnahme, und ein sicheres Scheuchmittel dazu!
Daher ist das einzig Sinnvolle, zunächst ein Loch für den hinteren Rutenhalter mit einem Handbohrer vorzubohren und dann die teleskopierbare Auflage ins Erdreich zu stecken. Für die vordere Ablage verwenden wir dagegen einen sogenannten „Jumborest“, der bis auf zwei Meter ausgezogen und somit in den Gewässergrund eingesteckt werden kann.
Der Quiver muß so ausgelastet sein, daß er eine leichte Krümmung aufweist. Auf diese Weise zeigt er sowohl „normale“ Bisse (Köderabzug vom Standort des Anglers weg) als auch Fallbisse mit Schnurabzug in der entgegengesetzten Richtung an. Das Geduldspiel beginnt! Nicht selten warten wir eine Viertel- bis halbe Stunde auf den ersten Biß.
Haben wir uns jedoch am Ufer vorsichtig genug verhalten, wird der Quiver zaghaft, in Drei- bis Fünf-Zentimeter-„Ausschlägen“ zucken. Zeit genug, einen kräftigen Anhieb zu setzen, um den Döbel sicher zu haken. Bekommen wir allerdings Bisse, die so kräftig sind, daß die Rute aus dem hinteren Halter gehoben wird, werden wir an dieser Stelle kaum mehr einen Fisch landen. Die übrigen Dickköpfe des Schwarms haben hier Gefahr gewittert! Daher sollten wir nun zu einer anderen Stelle aufbrechen und versuchen, diese noch weniger zu beunruhigen.
Hähnchenleber – immer fängig!
Im Laufe der Jahre stellte sich glücklicherweise heraus, daß bei eisigen Angel-Bedingungen der jeweils erstgefangene Döbel an einer Stelle oft ein kapitaler ist. Deshalb füttern wir die scheuen Fische im Winter meist auch nicht an, sondern vertrauen allein auf die Lockwirkung unseres Köders – frische Hähnchenleber. Diesen fast immer und überall fängigsten Winterköder kaufen wir im Lebensmittelgeschäft, oder aber besser, weil frischer, auf dem Wochenmarkt. Mit einer Schere schneiden wir die Hähnchenleber in maulgerechte, teelöffelgroße Stücke. Obwohl wir die Happen mehrfach mit dem Haken durchstechen, bleibt die Hakenspitze stets frei.
Weitere fängige Köder sind Parmesan-Paste, „Danish- blue“-Paste, Hähnchenleber-Pastete, Knoblauch-Fleischwurst, Frühstücksfleisch und Weißbrot. Als Grund-Substanzen der Pasten dienen mindestens eine Woche altes Weißbrot, Haferflockenmehl, Sojamehl, Casein und Paniermehl.Das Auswerfen dieser weichen Köder erfordert etwas Geschick, daher auch die empfohlene Trotter-Rute mit durchgehender und nicht mit Spitzenaktion. Sonst nämlich treibt der Leckerbissen ohne Haken den Fluß hinunter…
Steigt jedoch die Wasser-Temperatur auf plus acht bis zehn Grad, kann Anfüttern durchaus mehr Erfolg bringen. Allerdings verwenden wir hierfür nicht herkömmliche Paniermehl-Mischungen, sondern nur Kostproben des gerade angebotenen Hakenköders. Auch bei diesen Temperaturen muß man sparsam zu Werke gehen, da die Fische schnell überfüttert werden können.
Nimmt ein Döbel oberhalb der Drei-Pfund-Marke unseren Köder, tritt manchmal ein besonderes Phänomen auf: das Durchbeißen der Schnur. Selbst 0,25 Millimeter starkes Monofil ist für die Schlundzähne des Döbels kein Problem. Erkennt man aufgerauhte Schnurenden, sollte daher rechtzeitig auf ein Silkworm-Vorfach (geflochtenes Material aus Dyneema und Dacron) umgestiegen werden. Damit landen Sie Ihre Dickköpfe sicher.
Foto: Verfasser