Ich sammle seit Jahrzehnten vor allem alte Angelgeräte aus meiner Heimat dem Rheinland. Die Gegend zwischen Köln, Bonn und Aachen hat so einige spannende Hersteller hervorgebracht, am bekanntesten sind wohl Plate und Brink in Bonn sowie Schrader in Köln.
In Lechenich, heute Ortsteil von Erftstadt, nur wenige Kilometer von meinem Wohnort entfernt, hat es am Ende der 1940er Jahre einen winzigen Ein-Mann-Betrieb gegeben. Heinz Ring, er war selbst kein Angler, hat in seiner Erfinderwerkstatt auch Angelköder und Schwimmer hergestellt. In der Nachkriegszeit erkannte er schnell den Mangel von Angelgeräten. Mit einem Bauchladen ist er dann durch die Angelläden der Region getingelt. Besonders berühmt waren seine Glasköder.
Das Lieferprogramm der Ein-Mann-Firma umfasste 1950 viele sammelwürdige Objekte. Die Zeitschrift „Fischwaid“ berichtet in einer Sonderausgabe „Aus Handel und Industrie“ über den kleinen Hersteller:
1. Der „Ri-Drilling“, ein sich selbst spreizender Drilling, dessen mechanisches System, das Ausblasen durch den Fisch unmöglich macht.
2. Der „Ri-Blinker“, ein sich selbst spreizender Blinker.
3. Der „Ri-Kunststoffköder“.
4. Der Ri-Köder aus nachleuchtendem Kunststoff.
5. Das „Ri-Glasfischchen“ aus Buntglas, als Zopp- und Spinnfisch lieferbar.
6. Der „Turbospinner“ mit großen Flügeln.
7. Zelluloidschwimmer mit Gummikappe und ein Gummischwimmer zum Fliegenfischen mit jeder Rute.
8. Der „Forellenmagnet“ aus Metall mit feststehendem Drilling.
9. Der „Gummi-Devon“.
Heinz Rings Köder sind alle liebevoll per Hand bemalt. Besonders rührig: Die Köder-Schachteln sind handschriftlich mit Tinte beschriftet: „Heinz Ring, Apparatebau, Lechenich, Made in Germany“. Zuweilen weisen die Schachteln auch sympathische Rechtschreibefehler auf (z.B. „Forellenmgnet“).
Anfang der 1950er Jahre gelang dem Tüftler Ring ein besonders großer Wurf. Er hat das zusammenfaltbare Warndreieck erfunden, genau das Modell, das wir bis heute in jedem Kofferraum finden. Er ergänzte mit seiner Erfindung die damals üblichen Warndreiecke um einen drehbaren Schwenkfuß, der für mehr Standfestigkeit sorgte. Das Patent hat ihm offenbar Wohlstand beschert. Kurz danach ist er nach Brasilien ausgewandert.
Ebenfalls besaß Ring Patente für einen „Rückstrahlenden Fahrtrichtungsanzeiger für Straßenfahrzeuge“ und für einen „Federnden Hemmschuh mit Abwurfeinrichtung“.
Wer hat Infos und Geräte von Ring in Lechenich? thomaskalweit@paulparey.de