Die kommunalen Kläranlagen in Deutschland haben 2022 ihre Leistungen für den Gewässer- und Gesundheitsschutz jederzeit sicher erbracht und die nationalen und europäischen Vorgaben größtenteils übererfüllt.
Das erklärt die Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e.V. (DWA) in einer Pressemitteilung. Auch unter den erschwerten Bedingungen durch die Corona-Pandemie und problematischen Lieferketten für Betriebsmittel aufgrund des Krieges in der Ukraine wurden die Grenzwerte der EU-Kommunalabwasserrichtlinie jederzeit sicher eingehalten beziehungsweise deutlich übertroffen. „Es ist besonders hervorzuheben, dass es auch auf den kleineren Kläranlagen, die oftmals ohnehin mit einer sehr dünnen Personaldecke zu kämpfen haben, trotzdem gelungen ist, die Abwasserbehandlung ohne Einbußen der Ablaufqualität aufrechtzuerhalten“, betonte Hardy Loy, Sprecher der DWA-Kläranlagen-Nachbarschaften, bei der Vorlage des „35. Leistungsnachweis kommunaler Kläranlagen“.
Schutz der Gewässer vor Eutrophierung
In konkreten Zahlen: Der chemische Sauerstoffbedarf des Abwassers wurde im vergangenen Jahr im Mittel von 601 mg/l auf 26 mg/l reduziert und somit um 95,7 Prozent verringert (2021: 95,4 Prozent). Der Gesamtstickstoff wurde in den Kläranlagen bundesweit um 84,3 Prozent (2021: 84,6) abgebaut, von 55,1 mg/l auf 8,7 mg/l. Deutlich höher liegt weiterhin die Eliminationsrate bei Gesamtphosphor, 2022 konnte der Gesamtphosphor von 8,2 mg/l im Zulauf der Kläranlagen auf 0,53 mg/l im Ablauf reduziert werden, eine Abbaurate von 93,6 Prozent (2021: 93,0). Besonders der nochmals gesteigerte Phosphorabbau unterstreicht die hohe Leistungsfähigkeit der deutschen Abwasserwirtschaft. Im zweiten Halbjahr war es als indirekte Folge des Ukraine-Krieges bundesweit zu einem außerordentlichen Engpass bei den für die Phosphorfällung eingesetzten Fällmitteln, überwiegend Eisensalze, gekommen. Die Werte des DWA-Leistungsnachweises zeigen, dass dank der großen Anstrengungen der Abwasserwirtschaft und der DWA die Grenzwerte für Phosphor bundesweit sicher eingehalten werden konnten und damit ein wichtiger Schutz der Gewässer vor Eutrophierung geleistet wurde. Aktuell ist die Versorgung mit Fällmitteln angespannt, aber gesichert. Allerdings sind die Betreiber der Anlagen weiterhin mit erheblichen Preissteigerungen für Fällmitteln konfrontiert.
Deutliche Unterschiede zwischen Norden und Süden
Der spezifische Abwasseranfall je Bundesbürger lag 2022 bei 73 m³. Bundesweit unterscheiden sich diese Werte allerdings erheblich. Im Norden Deutschlands, wo Trennsysteme – getrennte Ableitung von Schmutz- und Regenwasser – weit verbreitet sind, belief sich der spezifische Abwasseranfall auf lediglich 46 m³. Gleiches gilt für den Nordosten Deutschlands, hier flossen sogar lediglich 41 m³ Einwohner und Jahr zu den Kläranlagen. Demgegenüber steht Baden-Württemberg mit 110 m³, hier erfolgt die Entwässerung, wie auch in den anderen südlichen und mittleren Bundesländern, überwiegend über das Mischsystem. Aufgrund des mitbehandelten Niederschlagswassers ist der spezifische Abwasseranfall auf den Kläranlagen deutlich höher – bei gleichzeitig niedrigeren Schadstoffkonzentrationen.
Der DWA-Leistungsnachweis ist repräsentativ für die deutsche Abwasserwirtschaft. Von den insgesamt 8.891 kommunalen Abwasserbehandlungsanlagen mit einer Ausbaukapazität von 152,1 Mio. Einwohnerwerten haben sich 5.121 Kläranlagen mit einer Ausbaukapazität von 133,9 Mio. Einwohnerwerten am 35. DWA-Leistungsnachweis beteiligt, 88 Prozent bezogen auf die Einwohnerwerte. 3,6 Mio. Einzelmessungen des Betriebspersonals sind in den Leistungsnachweis eingeflossen. Der Einwohnerwert beinhaltet neben dem Abwasser privater Haushalte als Berechnungsäquivalent auch Einleitungen aus Industrie, Gewerbe und Landwirtschaft. Dadurch bedingt liegt die Gesamtausbaugröße von gut 150 Mio. Einwohnerwerten deutlich oberhalb der Einwohnerzahl von 83 Mio.
-Pressemitteilung DWA-