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Jan Eggers erzählt, Teil 6

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Jan Eggers (Mitte) mit FISCH & FANG-Lesern bei einem Hechtseminar am Ossiacher See in Österreich. Bilder: Jan Eggers

Man glaubt es kaum, aber der Hechtpapst Jan Eggers hat mehr als 1.150 Tage am gleichen Gewässer in Österreich seinen Sommer-Angelurlaub verbracht.

Eigentlich hatte ich geplant, noch eine Folge über die verschiedenen Färbungen von Hechten zu schreiben, aber dann kam mir eine spezielle E-Mail aus Österreich dazwischen. Es war die Bestätigung unseres geplanten Sommerurlaubs im Seehotel Hoffmann in Steindorf am Ossiacher See. Mir wurde plötzlich klar, dass ich zum 52. Mal – vermutlich meine letzte Reise – dieses liebgewonnene Stückchen Kärnten genießen sollte. Ich dachte zurück an die vielen besonderen Angelerlebnisse, die ich dort alleine und mit guten Angelfreunden erlebt habe. Hinzu kommt der große Stapel Tagebücher, die meine Frau dort Jahr für Jahr im Urlaub vollgeschrieben hat. Ich muss also bei der Auswahl meiner Urlaubsanekdoten aus einer Vielzahl auswählen.

Ich durfte mit, meine Angeln auch – und komplizierte Angellizenzen

An dem Abend, an dem ich meiner Frau zum ersten Mal begegnete, hörte ich auch zum ersten Mal von Steindorf am Ossiacher See. Tine erzählt mir damals, dass sie vor ein paar Tagen von einem schönen Urlaub mit ihren Eltern aus diesem Dorf zurückgekehrt war. Sie hatten auf dem Campingplatz Laggner gezeltet, direkt am fischreichen See. Auch einige Angler hatten sie gesehen, vor allem in Booten mitten auf diesem zwei Kilometer breiten Gewässer. In der Nähe war lag die Stelle, wo das Flüssen Tiebel in den See strömte, eine prima Stelle, wie sich noch herausstellen sollte! Über die Einladung im folgenden Sommer, mit nach Steindorf zu fahren, war ich sehr glücklich, natürlich nahm ich einige Spinnruten mit. Mein zukünftiger Schwiegervater fischte auch gerne, er hatte nur als Bäckerei-Inhaber wenig Zeit dafür. An diesen ersten Aufenthalt in Kärnten erinnere ich mich noch, vor allem an die speziellen Nächte auf der Luftmatratze im Alpenkreuzer Klapp-Caravan, weniger an die Angelerfolge. Was ich auch nicht vergessen werde, waren die für uns Holländer unbegreiflichen Probleme, an die richtigen Angellizenzen zu kommen und die Verwirrung, wo man und wo man nicht fischen durfte.

50 Jahre Urlaub am Ossiacher See: Jan Eggers und seine Frau Tine, ihre Kinder Franciena, Stefan und Ingrid, dazu die Gastgeber Eva Hoffmann (links) und ihr Gatte Robert (rechts).

Der Campingplatz-Besitzer Peter Fischer hatte mir erzählt, dass ich bei Rudi Smolle in einem sehr alten Haus mit getrockneten Großhechtköpfen am Giebel die richtigen Erlaubnisscheine kaufen könne. Dort wurde mit deutlich, dass der Ossiacher See aufgeteilt war in 100 Fischereirechte mit mehr als 100 Fischereirechtsinhabern, die nur in ihren Parzellen fischen durften. Rudi Smolle besaß eine Parzelle, die beim Ufer am Campingplatz begann und dann ungefähr mitten durch den See verlief. In seiner Parzelle fischte er selbst mit Stellnetzen auf Zander, mit Reusen auf Aal und mit großen lebenden Brassen an einem kurzen Stück Stahldraht auf kapitale Waller. Für diese “Smolle Parzelle” konnte ich eine Angelerlaubnis für zwei Wochen kaufen und die kostete dann mehr als der VISpas für ein Jahr für fast die ganzen Niederlande. Wollte ich vom Campingplatz aus den See über einer Breite von 150 Metern am Ufer entlang befischen, brauchte ich noch Lizenzen von Weber, Habernig und Schweinzer. Zum Glück ist die Zahl der Parzellen in den vergangenen Jahren dort weniger geworden, es ist aber immer noch sehr kompliziert.

Thomas Weber (links) vom Kreuzwirt und Harald Weber vom Seewirt mit einem schönen Hecht aus dem Ossiacher See.
Der Laggner Campingplatzchef Peter Fischer gratuliert Jan Eggers zu einem kleinen Waller, der direkt vor der Anlage gebissen hat.

Viele Fischarten und holländische Methoden verführen Zander

Als Polderangler musste ich mich in Österreich sehr anpassen. Viel lernte ich aus Gesprächen mit örtlichen Anglern und auch durch Beobachtung sah ich, auf welche Arten sie fischten. Das Schleppen mit großen Kunstködern oder mit toten Köderfischen auf Großhecht oder Waller war mit als Gastangler nicht erlaubt. Das Anlegen einer Futterstelle auf Karpfen war mir aber zu umständlich, ich bin da mehr der Raubfischliebhaber. So kam ich mehr oder weniger selbst auf den Zander, in den dämmrigen Abend- und Nachtstunden war es der Aal, auf den ich es abgesehen hatte. Beim Licht von einigen Lampen fischte ich vom Ufer des Campingplatzes mit einem einfachen System: 10-20g Laufblei, daran ein Vorfach mit Einzelhaken, als Köder ein totes Köderfischchen oder ein dicker Tauwurm. Neben Aalen zwischen 75 bis 100 cm fingen wir, mein Schwiegervater und ich, ab und zu auch kleinere Waller, das war nett!

Jan Eggers und sein Schwiegervater Dirk Beunder mit zwei strammen Zandern, die sich die Camper schmecken ließen.

Meistens fischten wir aber vom verankerten Boot aus am Einlauf des Flüsschens Tiebel auf Zander. Die Angler vor Ort angelten mit dicken Schnüren bis 0,50 mm Durchmesser, großen Schwimmern und viel Blei. Denn es bestand immer die Chance, dass ein Großhecht oder ein starker Waller den Köderfisch packte. In den Niederlanden fischte ich mit leichtem Material auf Freund Zander und fing so sehr gut. Diese Technik war auch in Kärnten erfolgreich und sorgte für einiges an Neid, weil ich viel mehr Zander fing als die Einheimischen. Ich wurde sogar besonders oft kontrolliert, aber alles war bei mir immer in Ordnung.

Bei einem Gespräch im Gasthaus fragte mich Gemüsebauer Heinz Matuschka warum sein Sohn Wolfgang keinen Zander fangen kann und warum ich in drei Wochen über 50 davon überlisten konnte. “Schicke Wolfi mal zu mir auf den Campingplatz, dann kann er auf einer Luftmatratze im Zelt übernachten und um 4 Uhr morgens gehen wir dann zusammen fischen!” Geschlafen hat mein junger Angelfreund die ganze Nacht nicht. Er konnte mit meinen Ruten fischen und ging um 10 Uhr stolz wie ein Pfau mit zwei Zandern nach Hause! Bis heute ist der inzwischen erwachsene Wolfi meine Angelkumpel geblieben.

Zum Schluss aus dieser zanderreichen Zeit in den 1970er Jahren noch ein lustiger Vorfall Gleich bei der Ankunft ging ich in einem weiteren Urlaub zur Mutter von Rudi Smolle, um meine Lizenz zu kaufen. Frau Relly Smolle erzählte mir, dass ich keine Erlaubnis mehr bekommen würde und sie meinte das ernst. Sie wollte mir erst nicht verraten warum, doch dann kam damit heraus: “Du fängst zu viele Zander!“

Jan Eggers' Schwiegervater stemmt einen Meterhecht.

Steindorf-Erinnerungen, die ich nie vergesse

Ich habe eben die Tagebücher meiner Frau mit Reiseerinnerungen aus den Jahren 1975-85 noch einmal durchgelesen und mir zu besonderen Angel-Geschehnissen Notizen gemacht. Ich gewann in Österreich immer mehr neue Angelfreunde wie Thomas Weber Senior und Junior aus Kreuzwirt. Ich durfte gratis in ihrer Parzelle fischen, weil ich schöne Fänge in Angelsportzeitschriften wie FISCH & FANG veröffentlichte. Mit den Polizisten Franz Wolf und Hans Pirolt fischte ich nicht nur auf dem See, auch mit der Fliegenrute an Drau und Gail. Ich habe vielen Anglern beim Drillen und Landen von starken Meterhechten geholfen. So bei dem 128cm langen Hecht von Carlo Kebben oder bei dem 131 cm Esox von Georg Olschnegger an Zandergerät.

Viel Angelspaß hatte ich mit Opa Weinhandel und seinem großen weißen Bart. Ich habe ihn dabei gefilmt, wie er zwei Stunden lang einen 40-Kilo-Wels gedrillt hat, der einen geschleppten 18cm Rapala Magnum gepackt hatte. Er hat danach sehr für Rapalas geschwärmt, auch weil ihm die Firma als Dank für das Fangfoto ein Päckchen mit Wobblern zum Testen zugeschickt hat. Opa kam auch auf das Foto mit dem längsten Hecht der Welt, gefangen am ersten April!! Es werden nicht nur große Hechte im Ossiachersee gefangen, auch 40 Pfund schwere Karpfen und Welse von um die zwei Meter habe ich mit eigenen Augen gesehen.

Opa Weinhandel (links) mit dem längsten Hecht der Welt.

Besonders war auch der 140-cm-Wels, den ich mit einem Spinner gefangen habe, der während des Drills schwarze Federn ausspuckte. Dieser Räuber hatte kurz zuvor ein Blässhuhn gefressen. Interessant fand ich auch die Angelei zwischen den Wasserpflanzen auf dicke Schleien und große Rotfedern, die Richtung 40 cm gingen. Und dann fing ich auch noch einen Karpfen und einen schönen goldfarbenen Brassen. In den 1980er Jahren erwischte ich schon bedeutend weniger Zander als in den 1970er Jahren. Das Wasser wurde immer klarer, das mögen Zander nicht, auch wurde es immer schwieriger Köderfische, vor allem Lauben, zu fangen.

Wir sahen wirklich keine Notwendigkeit, nach einem anderen Ziel für unseren Sommerurlaub zu suchen. Übrigens, als ich mich 1985 als Angler selbstständig gemacht habe, hatte ich Tine versprochen, dass unser drei- bis vierwöchiger Urlaub in Steindorf erhalten bleiben wird. Als Mitarbeiter von vielen Angelzeitschriften konnte ich regelmäßig über meine Erlebnisse auf und am See berichten. Das örtliche Fremdenverkehrsamt war sehr froh darüber. Mit dem Camping-Boss Peter Fischer wurden Pläne gemacht, wie man das Camping und das Hotel vor allem im Herbst attraktiver für Angler machen könne. Durch seinen plötzlichen Tot und dem Nichtvorhandensein eines Nachfolgers wurde dem dortigen Campingplatz und seinen Gästen aber immer weniger Aufmerksamkeit zuteil. Zwei Kilometer südlicher, Richtung Bodensdorf, befand sich ein schöner kleiner Campingplatz, der zum Seehotel Hoffmann gehörte. Eva Hoffmann, die dort das Zepter in der Hand hatte, kannte ich bereits durch Aktivitäten fürs Fremdenverkehrsamt. Sie hatte noch einen Platz am Wasser für unser Zelt. Im Sommer 2004 zogen wir dann nach 35 Jahren Campingplatz Laggner um zu Seecamping Hoffmann, wo wir im Sommer 2020 auch schon zum 17. Mal Ferien machen werden.

Jans Sohn Stefan mit einer schönen Schleie aus den Wasserpflanzen.

Andere Parzelle, andere Lizenzen und auch hier F&F-Hechtseminare

Bei unserem Urlaub im Jahr  2003 hatte ich unseren “Umzug” mit allen angeltechnischen Dingen mit Eva und Kurt Schneider, letzterer Vorsitzender des Angelclubs Äsche, besprochen. Sie wussten, was ich beruflich mache, und wie ich ihnen nützlich sein kann. Der Club Äsche besaß die Fischrechte für verschiedene große Parzellen, die an den Campingplatz grenzten. Ihr schönes Clubhaus stand in Rappitsch, direkt am Ufer des Sees. Meine Frau war sehr zufrieden mit unserem neuen Standplatz, den gepflegten Sanitäranlagen und dem Fahrrad, das sie gratis benutzen durfte.

In der Nähe des Sandstrandes lag das Ruderboot, das ich benutzen durfte, und das tat ich jeden Tag, um den neuen Teil des Sees kennenzulernen. Die Angelei mit Oberflächenködern wie Gummifröschen oder dem Mister Twister Top Prop brachte in der Uferzone viele kleine Hechte. Ich hatte einen Diaprojektor und zwei Diaserien (“Wie angle ich am Ossiachersee” und “Die größten Hechte der Welt”) mitgenommen. Diese Vorträge wurden am See ein großer Erfolg. Eva und Kurt wussten, dass sich zuhause zusammen mit FISCH & FANG mehrtägige Hechtseminare für Leser organisiere. Könnte eine ähnliche Veranstaltung nicht auch im Seehotel Hoffmann durchgeführt werden? Wir besprachen einen Aktionsplan und das erste Seminar wurde für Anfang Mai 2006 geplant. Wir hofften auf gutes Wetter, genügend Teilnehmer, genügend Angelboote und auch die notwendige Hechte am Haken. Irgendwo muss ich einen Bericht von diesem einzigartigen Ereignis noch auf meinem Computer haben, kann ihn aber gerade nicht finden. Ich erinnere mich noch, dass bei einem Testfischen für eines dieser Seminare ein dicker Meterhecht gefangen werden konnte, der kurz in einem Becken zwischengehältert, dann aber bald wieder anständig zurückgesetzt wurde.

Dieser Meterhecht durfte kurz in einem Aquarium verschnaufen, bevor er wieder zurückgesetzt wurde.
Jan mit Angelgästen aus Österreich: Der Äsche-Vorstand genießt das Hechtangeln in Hollands Poldern.

In der Folgezeit sah ich immer mehr Karpfenspezialisten, die mit Säcken voller Boilies Futterstellen anlegten und nachts einige dicke Karpfen fingen. Ich habe mich immer besonders um die fischende Jugend gekümmert. Ich habe schon so einige Kinder glücklich gemacht, weil ich ihnen geholfen habe, Rotaugen, Barsche, schön gefärbte Sonnenbarsche und selbst Hechte von 40-50cm zu fangen. Es gab auch eine Zeit, in der ich mit den Junganglern an einen Forellenweiher gegangen bin. Eine selbst gefangene, gebratene Forelle schmeckte danach prima. Ich sehe gerade, dass mein Bericht fast an der verabredeten Grenze von vier DIN A4-Seiten angekommen ist. Es ist also Zeit, zum Ende zu kommen. Ein paar Jahre später kamen Kurt Schneider und der Vorstand aus Österreich zu mir nach Nord-Holland zum Polderfischen, für alle ein ganz besonderes Erlebnis. Schlussendlich noch einen Rausschmeißer: Beim Hechtseminar im Oktober 2009 wurde ein Waller von 196cm und 65 Kilo gefangen. Der Drill dauerte ungefähr zwei Stunden und Eva musste das Abendessen verschieben. Ich hoffe, im Juni 2020 zum 52. Mal, diesmal ohne Angelgerät, mit meiner Frau Tine einen schönen Urlaub im Seehotel Hoffmann genießen zu dürfen.

Jan Eggers

Zum Teil 5…

Dieser 65-Kilo-Wels sorgte beim FISCH & FANG-Leserseminar für großes Aufsehen.
Mit der örtlichen Jugend am Forellensee: Jan liegt die Förderung des Angelnachwuchses besonders am Herzen.
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