Mit Hand und Fuß: Ein guter Bolo-Brassen verschwindet im Kescher. |
Sonderausstattung für das Futter: Mit Duft- und Farbzusätzen locken Sie noch besser. |
Weiter werfen, sicherer drillen: Grundwissen für Bolognese-Angler. Vor nur wenigen Jahren galt sie noch als Geheimtipp, diese neue Methode mit dem merkwürdigen Namen. „Bolognese???“
By Kai Chaluppa
Kenne ich nur als Soße auf meinen Spaghetti“, hörte ich meine Vereinskollegen sagen, als ich das erste Mal von der Methode schwärmte. Der eine oder andere hielt mich damals bestimmt für verrückt – heute hingegen sind sie alle Bolo-Fans. Und so falsch war der erste Gedanke mit der Soße auch gar nicht. Denn schließlich stammt die Bolognese-Methode aus Italien. Dort haben vor einigen Jahren Friedfischspezialisten, allen voran der legendäre Milo Colombo, das Angeln mit der Bolognese-Rute ausgetüftelt und salonfähig gemacht. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass die meisten brauchbaren Geräte zum Bolo-Angeln aus Italien kommen.
Bolognese-Angeln – das bedeutet Stippfischen nach Art der Italiener. Dabei wird der Köder an einer sechs bis acht Meter langen Rute geführt. Im Gegensatz zur Kopfrute gehören allerdings Ringe und Rolle zur Ausstattung. Der doppelte Vorteil dabei: Zum einen kann weiter serviert, zum anderen sicherer gedrillt werden. „Das gilt doch auch für meine Matchrute“, mag manch einer – durchaus berechtigt – einwenden. Denn schließlich sitzt hier ebenfalls eine Rolle am Griff. Aber bei stärkerem Wind und im Fließwasser lässt sich der Schwimmer an der längeren Bolognese-Rute wesentlich kontrollierter führen. überdies kann ich noch in Wassertiefen jenseits der Vier-Meter-Marke auf eine Laufpose verzichten und mit einem feststehenden Schwimmer fischen. Bolognese-Angeln schließt somit die Lücke zwischen Match- und Kopfrutenfischerei. Und vor allem macht es Spaß!
Preisgünstiger Einstieg
Woran erkennt man nun eine gute Bolo-Rute? Wie so oft lautet die Antwort: Das kommt darauf an. In erster Linie darauf, ob Sie sich in die Kategorie Einsteiger oder Fortgeschrittene einsortieren. Für den Anfang empfehle ich Ruten von sechs bis sieben Metern. Längere Ausführungen erfordern mehr Übung, um verwicklungsfrei auswerfen und sicher drillen zu können. Und ich rate für die ersten Versuche zu einem robusten Modell aus einem Carbon-Glas-Gemisch, das schon relativ günstig zu haben ist. Das gilt vor allem für Petrijünger, die noch nie gestippt haben.
Wer dann Feuer gefangen und Erfahrungen gesammelt hat, sollte sich ein Modell für gehobene Ansprüche zulegen. Fortgeschrittene schauen bei einer Bolo-Rute zuerst auf die Aktion. Sie sollte in keinem Fall wabbelig sein. Ein gutes Modell muss steif und damit schnell sein. Nur so kann ich über Distanzen bis zu 30 Meter einen schnellen und präzisen Anschlag setzen. Damit wäre auch die Frage nach dem Material geklärt: Nur Ruten aus Kohlefaser sind in der Lage, diese Bedingung zu erfüllen. Die Rute sollte außerdem von kleinem Durchmesser sein. Achten Sie hier auch auf das Handteil: Nur schlanke Griffe ermöglichen ein ermüdungsfreies Fischen. Die Ringe der Bolo-Rute sollten weit vom Rutenblank abstehen. Insbesondere bei Regen ist somit ein gutes Ablaufen der Schnur gewährleistet, ohne dass sie am nassen Blank kleben bleibt. Ein Klapprollenhalter ist bei guten Bolos obligatorisch.
Volle Spule ist Pflicht
Vielleicht stöhnt der eine oder andere Petrijünger über den Preis einer edlen Bolo-Rute aus Kohlefaser. Ich kann Sie aber zumindest ein wenig beruhigen: Die Rute ist die einzige größere Investition. Denn eine passende kleine Stationärrolle dürfte wohl jeder Angler in seinem Geräte-Fundus haben. Ein Modell mit einem Fassungsvermögen von 100 Metern 0,20er ist gut geeignet. Ideal sind auch Rollen, die als Matchmodelle angeboten werden, da diese zusätzlich noch über eine hohe Übersetzung verfügen. Das garantiert ein schnelles Einholen der Schnur.
Auf meine Bolo-Rollen spule ich nur Hochleistungsschnüre zwischen 0,14 und 0,18 Millimeter Durchmesser (erstklassige Monofile der Stärke 0,16 etwa tragen annähernd drei Kilo). Je dünner die Schnur, desto weiter kann man die Montage werfen. Ein interessanter Aspekt, wenn es auf jeden Meter ankommt. Wichtig: Die Rolle sollte stets gut gefüllt sein, damit die Schnur beim Auswerfen gut von der Spule gleiten kann. Das Vorfach ist eine Stärke dünner als die Hauptschnur, damit bei einem unlösbaren Hänger nur dieses mit dem Haken (Größe 10 bis 18) abreißt. Pose und Blei dagegen werden gerettet.
Das Vorfach befestige ich Übrigens immer mit einer Schlaufe-Schlaufe-Verbindung an der Hauptschnur. Manche Angler schwören zwar auf einen Dreier-Wirbel, um Verdrallungen des Vorfachs zu vermeiden. Das funktioniert natürlich, ist aber nach meinen Erfahrungen nicht nötig.
Hauptsache Antenne
Erfolgreiches Bolofischen steht und fällt mit der Pose. Dabei gilt es, einen Mittelweg zwischen guter Sichtbarkeit und Sensibilität zu finden. Passende Schwimmer speziell für diese Art des Angelns bieten inzwischen viele Hersteller an. Meist haben sie die Form eines umgekehrten Tropfens. Alle vernünftigen Boloposen verfügen über eine sehr gut sichtbare Antenne. Das ist auch nötig, denn meist fischen wir ja in größeren Entfernungen. Bei manchen Modellen hat die Antenne sogar etwas Tragkraft. Solche Posen tauchen selbst dann nicht ab, wenn ein Köder beim Flussangeln über Grund geschleppt wird.
Je nach Strömung wähle ich eine Tragkraft zwischen vier und zwölf Gramm. So schwer wie nötig und so leicht wie möglich, lautet mein Rezept la Bolognese. Im Still- und schwach strömenden Fließwasser (zum Beispiel in Buhnenfeldern oder Altarmen) verwende ich gestreckte Formen mit vier bis acht Gramm Tragkraft. Leichtere Schwimmer lassen sich nicht weit genug werfen. In stärkerer Strömung setze ich gedrungene Posen mit acht bis zwölf Gramm Auftrieb ein. Deren kompakte Körper sind ideal für das verzögerte Fischen im Fließwasser.
Gelb bei Nebel
Außer auf Tragkraft und Form der Pose lege ich besonderen Wert auf die Farbe der Antenne. Sie ist enorm wichtig für die Köderführung und die Bisserkennung. Ein leuchtendes Gelb beispielsweise ist bei trübem Wetter ideal, Hellrot bei Sonnenschein. Und wenn die Sonne direkt im Blickfeld steht? Auch kein Problem: Dann male ich die Antenne mit einem Edding-Stift schwarz an. So ist sie trotz des Gegenlichts gut erkennbar.
Die Bebleiung richtet sich zwar auch nach persönlichen Vorlieben, dennoch gilt: Je feiner, desto besser. Eine Kette mit mehreren kleinen Schroten ist schließlich sensibler als eine aus zwei größeren. Im ruhigen Wasser klemme ich vorzugsweise eine Kette aus vier bis acht kleinen Spaltbleien an die Schnur. Von der Pose zum Vorfach hin werden die Bleischrote und deren Abstände zueinander immer kleiner. In der Strömung bevorzuge ich eine Punktbebleiung mit nur einem tropfenförmigen Gewicht. Bei Posen mit hoher Tragkraft ist auch eine kombinierte Variante aus Schroten und Tropfenblei möglich.
Distanz-Loten? Kein Problem!
Punktgenau zu fischen ist gerade beim Boloangeln erfolgsentscheidend. Denn durch die relativ große Distanz zum Futterplatz kann es leicht passieren, dass der Köder an den Fischen vorbei treibt. Loten ist angesagt. „Leichter gesagt als getan“, werden Sie jetzt vielleicht einwenden und fragen: „Wie um Himmels Willen lote ich in 30 Meter Entfernung einen Angelplatz sorgfältig aus?“ Nun, das funktioniert tatsächlich sehr einfach – Sie brauchen noch nicht mal ein Lotblei. Die Bodenstruktur lässt sich mit der normalen Angelmontage genau abtasten. Dazu werfe ich aus und beobachte den Schwimmer: Dümpelt er schräg oder liegend auf der Oberfläche, ist es dort flacher als die eingestellte Tiefe, das Blei liegt am Grund auf. Wo es tiefer wird, richtet sich die Pose wieder auf. So suche ich Kanten, die um mehr als 20 Zentimeter abfallen, oder auch Senken. Dort wird nämlich immer Nahrung angeschwemmt. Positiver Nebeneffekt: Das Futter bleibt an solchen Stellen gut liegen.
Habe ich mich für eine Angelstelle entschieden, markiere ich die Entfernung auf der Schnur mit einem Schnurmarker. So finde ich die richtige Entfernung erheblich besser wieder. Zusätzlich kann die Schnur noch im Schnurclip der Rollenspule fixiert werden.
Angefüttert wird natürlich mit der Schleuder. So kann auch auf große Entfernung um die 30-Meter-Marke mit etwas Übung und der richtigen Schleuder zielgenau gefüttert werden. Wichtig dabei ist, die Futterbälle immer in der gleichen Größe zu formen. Nur so ist ein exaktes Schießen auf dieselbe Stelle möglich. Ich verwende am liebsten eine Schleuder, bei der ich die Distanz regulieren kann. Das funktioniert durch ein Seil, das im Inneren des Schleudergummis verläuft. Mit einer Schraube am Ende der Schleuder lässt sich dieses Seil verstellen. Dadurch wird die maximale Dehnbarkeit des Gummis und somit die Reichweite der Schleuder reguliert. Das funktioniert natürlich nur dann, wenn die Futterkugeln jedes Mal die gleiche Größe haben und die Schleuder beim Füttern immer im gleichen Winkel abgefeuert wird.
Anhieb ohne Umwege
Zur Taktik: Beim Boloangeln wird am besten im Stehen geangelt, dabei halten Sie die Rute im 45-Grad-Winkel. Zwischen Rutenspitze und Pose bleibt die Schnur stets auf Spannung – sie berührt nicht die Wasseroberfläche. Dies erfordert zwar ein wenig Konzentration, hat jedoch unschlagbare Vorteile: Erstens haben Sie durch den direkten Draht zur Pose eine Köderführung, die fast an die Qualitäten einer Kopfrute herankommt. Zweitens sitzt der Haken bei einem Biss fast immer hundertprozentig, weil kein lästiger Schnurbögen Zug aus dem Anhieb nimmt.
In Flüssen angle ich meist mit nachschleifendem Köder. Die Pose ist dabei auf zehn bis 20 Zentimeter tiefer eingestellt als die Wassertiefe. Dieses Übertiefe Angeln verhindert, dass der Köder zu schnell an den Fischen vorbei treibt. Verzögert man dabei zwischendurch die Drift der Pose, hebt die Strömung den Haken an, und der Köder tänzelt dicht über Grund. Nicht selten packt genau jetzt ein Schuppenträger zu. Welchen Kandidaten Sie gehakt haben, können Sie übrigens oft schon am Verhalten des Schwimmers erkennen: Brassenbisse machen sich normalerweise durch leichtes Anheben der Pose bemerkbar, während Rotaugen den Schwimmer unter die Oberfläche ziehen.
Gelegentlich kommt es auch vor, dass große Barben oder Döbel den Köder nehmen. Dann können Sie sich auf etwas gefasst machen: Die großen Friedfische liefern Ihnen sicherlich einen hei§en Tanz. Aber auch Brassen und dicke Plötzen erweisen sich am feinen Bolognese-Geschirr als sehr gute Kämpfer. Jedenfalls werden Sie froh sein, zum Drillen eine Rolle mit fein justierter Bremse an der Rute zu haben. In keinem Fall sollte sie fest geschlossen sein. Besser ist es, die Bremse mehr zu öffnen als vielleicht nötig – im Falle eines Kapitalen-Überfalls können Sie dann immer noch zusätzlich mit dem Finger am Spulenrand bremsen. Ob kapital oder normal: Sie werden es genießen, zur Abwechslung mal nach italienischem Rezept zu angeln und fangen.
Foto: Verfasser