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Fish in the City

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Streetfishing
Urbane Sportarten liegen voll im Trend: Hippe Golfer chippen neuerdings ihren kleinen Ball durch Industriebrachen, da wollen auch die Angler nicht zurückstehen. Denn beim Streetfishing in der Innenstadt wird plötzlich ein versunkener Einkaufswagen zum vielversprechenden Hechtstandplatz.

Diesmal nimmt Markus Heine den zurzeit angesagtesten Angeltrend aufs Korn: das „Streetfishing“ in der Großstadt.

Straßenfeger

Ich war mal ganz normaler Straßenangler, sicherlich einer der ersten. Gut kann ich mich noch an Tage erinnern, da angelte ich ganze Hauptstraßen leer. Am allerbesten lief es immer in Sackgassen. Pah, das war manchmal richtig abartig. Gab ja auch kein Entkommen für die Fische – war zwar gemein, aber so ist das im Leben. Ich kannte da eine Sackgasse im Ruhrgebiet, die werde ich nie vergessen. Ohne Wendemöglichkeit! Da hab‘ ich mich richtig besackt. Hechte, Zander, Barsche, Karpfen – die Fische standen dort wie gestapelt!

Diese goldenen Zeiten sind vorbei. Mittlerweile herrscht ein richtiger Anglerstau auf unseren Straßen. Neudeutsch heißt das ganze jetzt „Streetfishing“. Fand man früher noch fast an jeder Kreuzung ein idyllisches Plätzchen, ist heute fast jede Straßenecke überfischt.

Nur keine Berührungsängste: Hat man erst das richtige Gewässer gefunden, dann stellen sich beim Streetfishing schnell die ersten Erfolge ein.

Diese modernen Streetfisher sind flink und gewieft, da kannst du als alter Straßenangler nichts mehr ausrichten. Oft erkenne ich diese Typen auf den ersten Blick überhaupt nicht. Das ist schon schwierig. Die sehen ja aus wie ganz normale Menschen, nun ja, manchmal stolpern sie über ihren Hosenbund, aber ansonsten würde ein Streetfisher auch als harmloser Nichtangler durchgehen.

Früher war das anders. Uns Straßenangler erkannte damals noch jeder Autofahrer und Passant an unseren Bundeswehrklamotten und dem tarnfarbenen Angelschirm. Die wussten dann sofort: „Pssst, leise, an der abknickenden Vorfahrt, da sitzt ein Straßenangler.“

Ob laut oder leise – das ist den Streetfishern egal. Oft hören die sogar noch Musik beim Angeln. Denen ist die städtische Idylle völlig schnuppe, die wollen angeln. Ruck zuck fischen die jeden Bordstein und Gulli leer. Für uns Straßenangler ist dann nichts mehr zu holen. Angeln können diese Streetfisher nämlich.

Dabei essen die gar keinen Fisch. Zwischendurch einen Burger, das reicht denen. Wenn die davon wenigstens dick werden würden, aber auch diesen Gefallen tun sie uns nicht. Die sind ja ständig in Bewegung. Da setzt nichts an. Schon interessante Typen, diese Streetfisher…

Markus Heine

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