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Fischereiwirtschaft – Prädatoren – Naturschutz

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Bild: ÖKF
Viele Fließwasserfische – wie diese junge Bachforelle – sind durch den unverhältnismäßigen Schutz von fischfressenden Predatoren im Bestand bedroht. Bild: ÖKF

Unter diesem Motto fand Ende Februar 2015 eine Tagung des „Verbandes für Fischereiwirtschaft & Aquakultur“ in Graz (Österreich) statt.

Wie schaut’s aus mit Fischotter, Reiher, Kormoran & Co.? Fischerei und Naturschutz – wie passt das zusammen? Und wie können Fischzüchter, Angelfischer und Naturschützer zueinander finden? Betroffene und Leidgeprüfte suchten Ende Februar auf der Tagung „Fischereiwirtschaft – Prädatoren – Naturschutz“ in Graz nach einer gemeinsamen Lösung.

Fisch als Volksnahrungsmittel

„Fische waren ein billiges Volksnahrungsmittel, allein aus der 50 Kilometer langen Donaustrecke Wien-Hainburg wurden im langjährigen Durchschnitt 165.500 Kilo Fisch pro Jahr geerntet und verkauft“, berichtete der Präsident des „Österreichischen Kuratoriums für Fischerei und Gewässerschutz“ (ÖKF), Helmut Belanyecz, über den Fischreichtum im 19. Jahrhundert. In der Laichzeit 2011 konnte die Uni Wien in diesem Gebiet keine einzige Nase (früher der häufigste Massenfisch) mehr dokumentieren. In etwas mehr als 100 Jahren reduzierte sich der Fischfang von 165 Tonnen auf Null, und das sogar im ökologisch wertvollen Nationalpark Donauauen.

Heimischer Fisch auf den Tisch

Das „Bundesministerium für ein Lebenswertes Österreich“ und der Handel empfehlen den Konsum von heimischen Fischen. An die 95 Prozent des Fischkonsums in Österreich besteht jedoch aus Meeresfischen, die bis zum Verzehr bis zu 6 Wochen gekühlt werden. Der dabei entstehende hohe Histamingehalt verursacht immer mehr Allergien. Doch woher soll der gute heimische Fisch kommen? Die Fischzüchter müssen durch Kormoran & Co. Ausfälle bis zu 90 Prozent verkraften, diese Situation ist existenzbedrohnd. Die Bevölkerung muss Meeresfisch verzehren, nur damit unser gesunder Süßwasserfisch als Futter für Fischfresser dienen kann? So kann es wirklich nicht weitergehen, schlussfolgert das ÖKF.

Fischleere Flüsse und Teiche

Folgende Schäden sind für den krassen Rückgang der Fischbestände verantwortlich:

► harte Regulierung der Flüsse
► Wasserkraftwerke
► Wellenschlag der Schifffahrt
► Wasserverschmutzung durch Mikroschadstoffe, die auch in den seit 1970 üblichen biologischen Kläranlagen nach wie vor nicht ausgefällt werden und auch
► Fischfresser, die sich durch überspitzten Schutz und Fehlen natürlicher Feinde rasant vermehren. So selbstverständlich wie beim Rot- und Schwarzwild müsste auch hier der Mensch regulierend zum Schutz aller Arten, auch der Fischbestände, eingreifen.

Am Beispiel Kormoran zeigte Dr. Franz Kohl (ÖKF) bei der Tagung die verfehlte Naturschutzpolitik auf. Dieser Vogel ist nicht gefährdet, die europäischen Bestände sind infolge der Schutzbestimmungen von 20.000 Tieren im Jahr 1970 auf bis jetzt 2,2 Millionen angewachsen. Die Vögel brüten am Meer, fallen in der kalten Jahreszeit in Mitteleuropa ein und verursachen exorbitante Schäden in der Teichwirtschaft und an den wild lebenden Fischbeständen. Genau dasselbe zeichnet sich jetzt beim Fischotter ab. Laut Bestandzählungen hat sich der Fischotter aus ganz kleinen Restbeständen im Waldviertel innerhalb weniger Jahre über ganz Österreich ausgebreitet, wobei jegliche Verbreitung durch den Menschen abgestritten wird. Eine Gefährdung des Fischotters ist so nachweislich nicht mehr gegeben.

Aus Bayern hört man, dass die EU die Schäden bereits erkannt, die Problemlösung aber den nationalen Staaten übertragen hat. Da es bereits schwerste ökonomische und ökologische Schäden gibt, müssten die Fischfresser im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten der Fauna-Flora-Habitatrichtlinie der Jagd übertragen werden. Die Bestände müssten auf naturverträglichem Niveau gehalten werden.

Aus der österreichischen Praxis hielt das ÖKF den Vertretern des steirischen Naturschutzes vor Augen, dass in der Steiermark der Abschuss von jährlich 16.899 Krähen mit der Begründung möglich sei, dass Krähen zwar geschützt sind, aber Schäden verursachen und der Bestand nicht gefährdet sei. „Warum nicht gleiches Recht für alle? Dasselbe habe auch für den Kormoran bzw. Fischotter zu gelten!“, fragten sich die Tagungsteilnehmer. Denn hier sind die Schäden bereits existenzbedrohend.

Fischerei für Artenschutz

Vielerorts können die Fischbestände nur mehr mit Fischbesatz aufrechterhalten werden. Als Zukunftsprojekt regt Dr. Franz Kohl an, dass Besatzfische auf jeden Fall in den jeweiligen Flusssystemen aufgezogen werden sollten, um so die Anpassung an die natürlichen Lebensbedingungen zu gewährleisten und den Fischbestand nachhaltig zu erhalten.

Fischzuchtverbände wie auch das ÖKF treten für einen gerechten Artenschutz ein. „Natur- und Artenschutz bedeutet, nicht nur die Fischfresser bedingungslos zu schützen, sondern auch für Fische und Fischbestände Sorge zu tragen“, so Veranstalter Kölbl (Österr. Verband für Fischereiwirtschaft und Aquakultur).

Diese Tagung bewies wieder einmal, Fischzüchter, Reviereigentümer und Fischer müssen eng zusammenarbeiten. So zeigte sich, wie dringend notwendig die vom ÖKF ins Leben gerufene ARGE Fischschutz ist.

Österreichisches Kuratorium für Fischerei und Gewässerschutz
www.oekf.at

-pm-

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