Fehmarn: Allein der Blick aus der Vogelperspektive läßt Anglerherzen höherschlagen. |
Diese beiden Dorsche haben genau die reichtige Größe für die Küche. |
Die deutsche „Sonneninsel“ Fehmarn bietet Petrijüngern Meeresangeln vom Feinsten: Sowohl Spinn-, Fliegen-, Boots- als auch Brandungsangler kommen zu den entsprechenden Jahreszeiten voll auf Ihre Kosten. Wann sich was lohnt, erklärt Ihnen FISCH & FANG
02/2000
Von Frank Schwarz
Langsam beugt sich die Rutenspitze. Der Biss ist typisch. Ich kurble weiter. Dann der Ruck. Anhieb! Ich hab ihn! Schnell muss ich den Fisch vom Grund weg an die Oberfläche führen. Der Wind singt in der Schnur… Na bitte. Bereits nach 15minütigem Angeln liegt der erste Dorsch im Watkescher. Draußen an der Strömungskante hat er gebissen. Und wo einer ist, da sind noch mehr! Einen Dorsch mit dem Blinker in der Ostsee zu finden, gleicht der Suche nach der Nadel im Heuhaufen, könnte man meinen. Aber hier auf Fehmarn finden viele Angler erstaunlich oft die Nadel im Heuhaufen. Vielleicht, weil es viele Nadeln gibt?
Eine Insel zum Schwärmen
Fehmarn – bei diesem Namen geraten Petrijünger ins Schwärmen. Wer einmal dort gefischt hat will wiederkommen. Die Gründe lauern zwischen Steinen und Tang liegen flach auf dem Meeresboden oder jagen pfeilschnell den Sandaalen hinterher. Meerforellen Dorsche und Plattfische sind der Lockstoff der Insel. Dazu beißen im Mai Hornhechte und im Sommer Aale Wittlinge und Heringe. Mit viel Glück nimmt vielleicht sogar ein Lachs oder Steinbutt den Köder.
Fehmarn bietet Anglern 365 Tage im Jahr ein „Komplettprogramm“. Kutterangeln oder Spinnfischen? Brandungsangeln Fliegenfischen? Haben Sie ein Boot auf dem Trailer oder gehen Sie im Sommer gern auf Aal? Sie werden Ihren Platz finden! Kaum zu glauben aber die schönsten Fische auf Fehmarn werden mit der Spinnrute gefangen: Hornhechte Dorsche und Meerforellen. Spinnfischen lohnt sich fast das ganze Jahr allerdings gibt es Topzeiten. Dorsche beißen regelmäßig von September bis Anfang Juni. An den strömungsreichen Stellen im Sund oder bei Staberhuk auch später. Sie werden mit Küstenblinkern oder Wobblern gefangen. Meistens kommen die Flossenträger gegen Abend in Wurfweite und gelegentlich fangen Spinnfischer sogar größere Fische als Brandungsangler.
Die besten Dorschstrände befinden sich an der Ostküste zwischen Marienleuchte und Staberhuk. Dorsche mögen Steine Tang Muschelbänke sowie eine Wassertiefe von mehr als zwei Metern. Besonders im Winter lieben die Dickköpfe diese Bereiche und kommen mit der Dämmerung dicht unter Land. Eine Neoprenwathose für dieses Angeln ist Pflicht. Auch an der Westküste in Westermarkelsdorf lohnt sich das Spinnfischen auf Dorsche. Mein Angelkumpel Denis Becker zum Beispiel fing an einem ruhigen Maiabend mehrere „Blinkerdorsche“ um die fünfzig Zentimeter.
Meerforellen sind anders
Meerforellen mögen es selten langsam verlangen eine erheblich schnellere Köderführung als die Dorsche. Bis auf den Winter da sind sie träger. Blinker Wobbler und Fliegen an Sbirullino-Pose Wasserkugel und die Fliegenrute versprechen gute Fänge. Die Silbernen kommen indes zumeist erst im Frühjahr ab Mitte April so richtig in Fahrt. Vorher ist das Wasser noch zu kalt. Ab sechs bis acht Grad Wassertemperatur sind die Fische oft in unmittelbarer Strandnähe anzutreffen so daß das Angeln auf Fehmarn-Forellen bis Juni Hochkonjunktur hat. Besonders gute Plätze in dieser Zeit sind der Sund und die Strände an der Westküste. Auch Fliegenfischer haben gute Chancen wenn die Fische dicht an den Strand kommen. Sobald sich das Kleintierleben im Flachwasser entwickelt ist es soweit: Sandaale Garnelen und Tangläufer locken die Räuber dorthin wo wir Waten.
Gute Fangaussichten bestehen bei auflandigem Wind. Die Forellen jagen dann am Übergang zwischen trübem und klarem Wasser. Vor den Buhnen am Sund sowie in Flügge und Westermarkelsdorf können Fliegenfischer es zwar bereits im Frühjahr probieren die Topzeit jedoch beginnt im Juni. Geheimtipp: Nachtangeln auf Meerforellen! Sie können überall pfündig werden denn die Fische sind im Fressrausch! Schwierig auf Meerforellen wird es nur wenn die Hornhechte Mitte Mai bis Juni voll da sind. Sie attackieren den Köder meist schneller als die Salmoniden. „Hornies“ fängt man am besten mit Wasserkugel und Fischfetzen oder mit dem flach geführten Blinker über Krautfeldern. Häufig sieht man sie auch an der Oberfläche jagen.
Doch zurück zu den Meerforellen: Extreme Hitze bei Wassertemperaturen über 18 Grad mögen sie nicht. Deshalb wird es im Sommer selbst nachts schwierig sie zu fangen weil sich die Fische dann mehr im Tiefen aufhalten. Aufgrund des neuen Küsten-Fischereigesetzes von Schleswig-Holstein dürfen auch während der Schonzeit Meerforellen mitgenommen werden. Das gilt jedoch nur für völlig silberblanke Fische. Das sind Forellen die schnell ihre Schuppen verlieren oder noch keinen Laichhaken haben. Gefärbte Tiere und wenn es nur ein blasser Schimmer ist müssen dagegen sofort zurückgesetzt werden!
Der Herbst gilt noch einmal als Topzeit zum Angeln auf Fehmarn-Forellen. Außerdem ist in diesen Monaten in der Abenddämmerung an der Küste vor Klausdorf und im Sund immer mit einem Rudel hungriger Dorsche zu rechnen!
Weite Sandbänke
Als mich Andreas Rathje vor Jahren ins Brandungsangeln auf Fehmarn einführte sagte er: „Im Frühjahr und Herbst fängt man bei auflandigem Wind an der Westküste besonders gut. Hohes und trübes Wasser nach einem Sturm spült den Fischen Nahrung frei. Dann kommen Dorsche und Plattfische dicht an den Strand.“ Wie recht er doch hatte. Die Strandtypen auf Fehmarn sind zum Teil recht unterschiedlich: Die Strände an der West- und Südküste bestehen aus weiten Sandbänken Rinnen Muschelbänken und Krautfeldern. Hier gibt es Platte und Dorsche satt.
„Ganz anders sind die Strände an der Ostküste“ hatte Andi mir damals erzählt. „Dort ist der Boden-Untergrund felsig und rauh. Sandbänke wechseln sich in Ufernähe mit Krautfeldern und Muschelriffen ab. Schroffe Abbrüche unter Wasser erschweren das Angeln.“ Dorsche sind an der Ostküste die Nummer eins Plattfische seltener. Geübte Brandungsangler erbeuten hier tolle Fische. Aber es gibt häufiger Hänger. Ferner sind da noch die reinen Felsenstrände. Bereits am Ufer liegen die großen Brocken. Katherinenhof ist so ein Platz oder Klausdorf und Staberhuk beim Leuchtturm. Hier sind die Fische oft groß! Ein Angelfreund fing bei ruhigem Wetter bei Staberhuk einen 65er Dorsch auf Wattwurm. Normale Brandungsdorsche sind zwischen 30 und 45 Zentimeter lang Fünfziger gibt es bei guten Bedingungen regelmäßig. Alles was darüber liegt ist ein Superfisch!
Die Taktik ist für jeden Strandtyp unterschiedlich. Für Sandstrände sind weiche Ruten und Doppelhakenmontagen okay. An der Ostküste dagegen ziehen wir harte Ruten und Einzelhaken-Systeme vor. Sie sollten immer Einzelhaken-Vorfächer als Liftsystem als Nachläufer und als oberen Haken dabei haben. Grundsätzlich für Ostküstendorsche gilt: Möglichst schnell drillen damit sich der Fisch nicht festsetzen kann.
So früh wie möglich
Bei sehr ruhigem Wetter ist der richtige Platz superwichtig. Dann sind unter Umständen Würfe über hundert Meter nötig um die Strömungskanten an denen die Fische stehen zu erreichen. Von Ufernasen und Landzungen aus ist das jedoch selbst für weniger geübte Werfer machbar. Leider sind diese Stellen knapp und beliebt. Die Ufernase an der Belitz-Werft im Sund beispielsweise ist oft schon morgens besetzt. Frühes Erscheinen sichert daher die besten Plätze. Wer später kommen will muss weit laufen! Im Winter bei kaltem Wind sind die Ostküstenstrände die bessere Wahl. Im Schutz der Steilküste angelt es sich gemütlicher. Weht der Wind von Ost angeln wir lieber ablandig.
Die Brandungssaison beginnt Mitte September und dauert bis Ende Mai. Dann im Mai beginnt die Zeit der Aalangler an der Ostküste. Weite Würfe sind für Aale nicht notwendig denn sie lieben Kraut und Steine. Und genau da hinein gehört der Wattwurm. Aber auch Tauwürmer sind fängig. Wenn starke Wellen die Sandstrände der Westküste anrollen lohnt sich auch dort das Angeln. Die ersten beiden Wellentage sind die besten. Die Schlängler durchwühlen dann die Sandbänke nach freigespülten Garnelen die ebenso ein Topköder sind. Garnelen lassen sich über dem Sand mit einem feinen Kescher gut fangen. Auch der Sund ist eine gute Aalstelle. Die Fische beißen oft schon direkt an der Kante.
Erfolgreich vom Boot aus
Das Frühjahr ab April und der Sommer sind die Topzeiten zum Kutterangeln. Die Kutter fahren entweder direkt von Burg oder von Heiligenhafen auf dem Festland. Im Sommer geht es meist ins etwa 30 Meter tiefe Wasser. Pilker zwischen 70 und 150 Gramm sowie Jigs sind dann die richtige Wahl. Der Kuttertörn beginnt etwa gegen sieben Uhr morgens und endet gegen 16 Uhr. Die besten Plätze auf dem Schiff sind das Heck und der Bug. Im Herbst, Winter und bei starkem Wind bleiben die Kutter im Flachwasser dicht unter Land. Eine kräftige Spinnrute und Pilker von 50 bis 80 Gramm sind optimal, wenn die Schiffe über fünf bis 15 Meter Tiefe dümpeln. Für den Fang stehen Fischkisten bereit, so dass die Flossenträger gleich nach dem Angeln auf dem Kutter geschlachtet und filetiert werden können.
Die neue Masche zum Angeln rund um die Insel heißt: Kleinboote. Denn bei ruhigem Wetter sind die Fänge dicht unter Land oft besser als vom Kutter aus. Besonders im Herbst und Winter habe ich mit der Spinnrute knapp 200 Meter vor dem Strand vom Boot aus tolle Dorsche in Längen bis 80 Zentimeter gefangen. Aber auch das Angeln mit Naturködern auf Plattfische und Dorsche lohnt sich. Wer will, kann sein Glück beim Schleppen auf Meerforellen und Dorsche versuchen. Ein Wasserfahrzeug können Sie zwar mitbringen, aber auch Mietboote stehen bereit. Achtung: Wenn Sie einen Motor ab 5 PS benutzen, müssen Sie einen Bootsführerschein haben. Auf jeden Fall können Sie beim Angeln vom Boot aus in Küstennähe alle aussichtsreichen Stellen erreichen und werden eine tolle Fischwaid erleben.
Glauben Sie mir: Die Sucht nach Fehmarn wächst, je länger Sie wegbleiben. Und das zu Recht: Fehmarn, die Insel mit den meisten Sonnentagen in Norddeutschland, bietet zu allen Jahreszeiten bei den verschiedensten Windrichtungen hervorragendes Angeln!
Foto: Verfasser
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