Das Schifffahrtsmuseum auf dem Traditionsschiff im Rostocker IGA Park informiert seit dem 1. Mai 2020 in einer neuen Ausstellung über den Einsatz Rostocker Hochseefischer im Nordatlantik.
Mehr als ein Jahr Vorbereitung benötigte die Ausstellung. Sie entstand unter Mitwirkung zahlreicher Ehemaliger, die einst im Fischkombinat Rostock tätig waren. Der Arbeitskreis Hochseefischerei Rostock e.V. war gemeinsam mit den Museumsfachleuten des Schifffahrtsmuseums an Konzept und Umsetzung beteiligt.
Wenn die Rostocker Hochseefischer in den Nordatlantik aufbrachen, mussten sie sich auf eine entbehrungsreiche Zeit einstellen: lange Trennung von daheim, 100 Tage auf See, davon 85 Tage unter Deck. Tonnen von Fisch, aus eiskaltem Wasser geholt, Tag und Nacht bei wenig Schlaf verarbeitet – der Alltag der Männer und der wenigen Frauen an Bord war nicht romantisch. Trotzdem stellten sich Jahr für Jahr Tausende der Aufgabe des Fischfangs vor Labrador oder Grönland.
Zwei Jahre auf See
Mit dem Ziel, die Fangmengen zu steigern um damit den Auftrag zu erfüllen 17 Mio. DDR-Bürger mit Fischerzeugnissen zu versorgen, beschloss man zu Beginn der 1970er Jahre, dass die Fangschiffe fortan für zwei Jahre auf See bleiben sollten. Das bedingte die Einführung eines Besatzungsaustausches, für welchen jedoch erst die Rahmenbedingungen geschaffen werden mussten. So musste das Außenministerium die Auslandsreisen genehmigen, auch wenn stets Republikflucht zu befürchten war. Und den Seeleuten mussten Devisen in Form eines „Bewegungsgeldes“ in die Hand gegeben werden, damit sie auf den ausländischen Flughäfen einkaufen konnten. Doch es wurden in der Organisation alle Hürden genommen und so führte das Fischkombinat im Jahre 1973 den Besatzungsaustausch ein. Das Hilfsschiff „Robert Koch“ transportierte die erste Austausch- Besatzung für das Fang- und Verarbeitungsschiff „Peter Nell“ im Februar 1973 zur Georgesbank. Die alte Besatzung fuhr man nach Havanna und von dort ging es mit einem Flugzeug der Interflug nach Hause. Jährlich wurden so rund 12.000 Hochseefischer vom und zum Fanggebiet transportiert.
Die Ausstellung informiert jedoch nicht nur darüber, sondern auch über die gefangenen Fischarten, die Fangplätze im Nordatlantik, die Fangschiffe, die Fangtechnik und die Fischverarbeitung vor Ort. Natürlich gab es auch ein Bordleben, das ebenso in der Ausstellung dokumentiert wird. In seiner knapp bemessenen Freizeit knüpfte so manch ein Hochseefischer einen Wandteppich, andere filmten und fotografierten. Gemeinsame Bordfeste und Sport an Bord festigten das Schiffskollektiv.
Das alles wurde u.a. auch von ADN-Fotograf Jürgen Sindermann dokumentiert. Sindermann durfte die Rostocker Hochseefischer zweimal in den Nordatlantik begleiten. Für die Ausstellung stellte er eine Reihe beeindruckender Aufnahmen zur Verfügung.
Natürlich fragt man sich angesichts der großen Mengen an gefangenem Fisch, inwieweit die Hochseefischer an der Überfischung der Meere eine Mitschuld trugen. Eine Dokumentation über die aktuellen Probleme rund um die Ausbeutung der Meere beantwortet diese Frage und ergänzt die Präsentation.
In der Ausstellung sind gestaltete Fotoalben von Fangreisen zu sehen, Filmausschnitte dokumentieren den Bordalltag. Modelle von Fangschiffen und Netzen sowie die Installation eines „Jagdsitzes“ mit allen erforderlichen Instrumenten zur Ortung von Fischschwärmen sind einige Highlights in der Ausstellung.
Die Ausstellung „Fänger im Eis. Rostocker Hochseefischer im Nordatlantik“ wird bis Ende Mai 2021 auf dem Traditionsschiff “Dresden” gezeigt. Das Schifffahrtsmuseum hat aktuell Dienstag bis Sonntag von 11 bis 17 Uhr geöffnet.
Info: www.schifffahrtsmuseum-rostock.de
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