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Ein geschenkter Traum

1836
Noch sind die Ringe grob mit rotem Isolierband gesichert, doch bald wird die alte Prachtder gespließten Dreiteiligen wieder erstrahlen. Bild: B. Taller

Ein weiser Mann in London hatte mir geraten, dass ich an meinen Träumen unbedingt lebenslänglich festhalten sollte. Und diese Rute war mein Traum, über einige Jahrzehnte hinweg.

Verliebt habe ich mich in sie im Frühjahr 1973. Bei einem Jugendwettangeln, als mein Nachbar mit ihr den ersten Platz erreichte. Sie, das war eine dreiteilige gespließte Grundrute. Ich musste immer wieder an sie denken und beneidete Friedbert unendlich darum.

Jahre später gab er das Angeln auf und ich hoffte, er würde mir das gute Stück verkaufen. Aber nichts da, er wollte sie zur Erinnerung behalten. Jahr um Jahr rief ich Friedbert an, er aber änderte seine Meinung nicht.

Ostermontag 2023. Wie so oft sitze ich mit einem Buch in der Hand an meinem geliebten See. Unweit der Stelle, an der damals das Wettfischen stattgefunden hatte. Und wer kommt vorbei – Friedbert und seine Ehefrau. Natürlich spreche ich ihn auf diese Rute an. Ja, er hätte sie noch, aber… mal schauen. Auf seinem Rückweg hält er an und spricht die Zauberworte: „Okay, Du hast die Gespließte nie vergessen. Komme nächste Woche vorbei und ich schenke sie Dir.“ Ich konnte mein Glück kaum fassen.

Und nun steht das Objekt meiner Begierde im Wohnzimmer. Ich werde sie gründlich reinigen und die Ringe neu binden. Yiannis Pittis, der weise Mann aus London, hatte wieder einmal recht behalten.

Bernd Taller

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