Als eingefleischter Naturköderfan muss man häufiger anerkennen, dass die Kunstköderkollegen mehr fangen.
Vielleicht nicht zwangsläufig die größeren Fische, aber auf jeden Fall verzeichnen sie meist die höhere Bissfrequenz. Das liegt daran, dass man Hechte oft aus ihrer Lethargie wecken und suchen muss, was mit der klassischen Posenmontage bestenfalls langsam geht, indem man sie treiben lässt. Mehr Strecke wird immer der Spinnfischer machen. Man kann aber ja das eine tun, ohne das andere zu lassen.
Und glauben Sie mir: Naturköder mit der Spinnrute zu kombinieren, ist eine Waffe!
Matze Koch freut sich über einen schönen Hecht, der einem toten Köderfisch am Dropshot-System nicht widerstehen konnte.
Nachdem ich beim Barschangeln immer mal wieder komplette Montagen einbüßte, weil ein Esox meinte, sich die winzigen Gummis reinhauen zu müssen, und das Fluorocarbon glatt durchbiss, begann ich zu grübeln. Wenn das den kleinen Hechten so gefällt, warum dann nicht mal einen meiner geliebten Köderteile dieses speziellen Angebots liegen auf der Hand: Der Köder bewegt sich, er tänzelt, er bleibt dicht über Grund direkt im Sichtfeld der Hechte, und er entspricht zu 100 Prozent ihrem Beuteschema.
Bissfeste Montage
Für die Montage musste ich weder ein Erfinder sein, noch ein Wunder vollbringen, denn lediglich der obere Teil muss durch ein kurzes Stück weichen Stahlvorfaches ersetzt werden. Zirka 20 Zentimeter genügen voll und ganz. In klarem Wasser verwende ich dafür alternativ ein Gemisch aus Hardmono und Fluorocarbon. Der Grund ist einfach: Der Esox als Augenräuber kann in sichtigem Wasser am Stahl schon mal Anstoß nehmen, und noch habe ich keinen Hecht damit verloren.
Den großen Haken, den ich unten ans 7×7-Stahlvorfach binde, stecke ich meist von oben durch den Kopf des Köders, weil das stabiler ist, und man läuft nicht Gefahr, den Schädel einzureißen. Die Folge ist, dass der Fisch sich während der Führung meist wie eine Flunder auf die Seite legt und das Aufflanken ganz besonders zur Geltung kommt. Ein Stinger mit 2er bis 6er Drilling, je nach Ködergröße, den man mit einer Klemmhülse zusätzlich ins Hakenöhr drückt, vervollständigt die Sache. Den Angsthaken spieße ich in die hintere Partie des Köderfisches seitlich nur locker ein. Der nach unten zum Klemmblei führende Teil wird aus Fluorocarbon gebunden. Denn hier können die Hechtzähne wenig anrichten, und falls doch, kann auch dem Esox nichts passieren, man verliert nur sein Blei.
Haltbare Köderfische
Nicht alle Köder sind gleichermaßen gut für die Dropshot-Methode geeignet. Nicht nur meine geliebten Stinte scheiden aus, weil sie einfach zu weich sind und nur eine begrenzte Anzahl an Würfen aushalten. Da ich beim Dropshot-Angeln aber keine Riesenweiten erzielen muss, zudem die Methode recht langsam arbeitet und eher dafür ausgelegt ist, besonders hei-
ße Bereiche im Schneckentempo abzusuchen, sind Alternativen gefragt. Hervorragend geeignet sind Barsche und Kaulbarsche, denn sie halten sehr viele Würfe aus. Rotaugen schaffen zwar weniger, stellen aber mit ihren silbrigen Schuppen den größeren optischen Reiz dar…
Langsame Führung
Um die Köder zu schonen, zupfe ich sie nicht so aggressiv an wie Gummis. Zudem will ich mich ja von den bekannten Führungsmustern der Spinnfischer abheben. Also lasse ich den Köder an gestraffter Leine absinken. Ist er am Grund angekommen, lockere ich die Schnur, um sie gleich wieder zu straffen, damit der Köder auf der Stelle tänzelt. Am besten die Führung in klarem Wasser üben, indem man das Laufverhalten vor den Füßen beobachtet.
Stehen lassen, wie bei einem steifen Mini-Gummi, kann man besagte Barsche und Kaulbarsche bis etwa zwölf Zentimeter; größere Rotaugen dagegen halte ich in Bewegung oder lege sie – bei sauberem Boden – auch mal kurz am Grund ab, bevor ich sie wieder zum Leben erwecke. Nicht selten ist das der Moment, in dem Esox zupackt, weil er verhindern will, dass die schon sicher geglaubte, halbtot erscheinende Beute doch noch die Flucht ergreift.
Gerät
Eine normale Dropshot-Rute ist zu weich für den Einsatz großer Rotaugen. Köder, die weniger als zwölf Zentimeter messen, lassen sich noch führen. Bei größe-ren Happen jedoch setze ich eine leichte Spinngerte mit einer sensiblen Spitze ein. Denn normale Dropshot-Ruten kommen beim erforderlichen Wurfgewicht an ihre Grenzen. Sie erlauben auch nicht den beim Hechtangeln erforderlichen harten Anschlag.
Die geflochtene Hauptschnur ist bei mir gelb gefärbt. Denn wenn ein Hecht den Köder nur anschiebt, spürt man das nicht in der Rute und sieht es auch nicht an der weichen Spitze, sondern erkennt es nur an der für den Bruchteil einer Sekunde erschlaffenden Leine. Deshalb sollte diese auffällig gefärbt sein.
Matze Koch