2019 hatte ich hier im Sammlerblog unter dem Titel “Verräterische Schraube” eine ziemlich grobschlächtige Achsrolle vorgestellt, die mit alten österreichischen Schrauben der Marke Bundu komstruiert worden war.
Bundu-Schrauben von der Firma Brevellier und Urban (B und U) aus Neunkirchen in Niederösterreich wurden auch bei Lokomotiven, Militärfahrzeugen (Steyr, Pinzgauer) und Motorrädern (Puch) aus Österreich verwendet. Ich bin deshalb damals von einen Nachkriegseigenbau aus Kriegsschrott ausgegangen.
Zwischenzeitlich konnte aber Sören Fietz eine weitere dieser Bundu-Rollen in Österreich entdecken. Es handelt sich also eindeutig um eine frühe Nachkriegs-Rolle, die gewerblich in Serie oder Kleinserie hergestellt wurde. Vielleicht stoßen wir noch irgendwann auf den wahrscheinlich österreichischen Hersteller, vielleicht eine Schlosserwerkstatt oder ein Angelgeschäft.
Beide Rollen zeigen auch Unterschiede, eine ist vornehmlich aus Messing, die andere aus Stahl gefertigt. Die verwendeten Bleche sind unnötig dick, fast 2 mm dstark, was die Rollen extrem schwer macht. Die Stahlrolle hat einen Durchmesser von 10 cm, die Messingausführung von 9,7 cm. Die Bohrungen zur Ventilierung der Spule und zur Verringerung des Gewichts wurden “frei Hand” ausgeführt und sind sehr unregelmäßig verteilt, teilweise berühren sich die Bohrlöcher sogar und es entstehen unschöne Durchbrüche. Es scheint sich um einfache Schlosserarbeiten zu handeln, es wurde damals das Material verwendet, welches vorhanden war. Jede Rolle war da etwas anders. Auch die Griffknäufe unterscheiden sich. Bei beiden Rollen scheinen dafür Restmaterialen von Fahrzeugen oder anderen Bauteilen verwendet worden zu sein. Welche Rolle die Bundu-Schrauben spielen, ist noch unklar. Wahrscheinlich waren sie einfach in großer Menge vorhanden. Heute sind Schrauben von Bundu bei Fans von alten Motorrädern und Fahrzeugen aus Österreich für die originalgetreue Restaurierung ihrer Fahrzeuge sehr gesucht. Heute produziert die Firma Bundu übrigens nur noch Buntstifte. Billige asiatische Schrauben haben die Schraubenproduktion in Österreich anscheinend nicht mehr lohnenswert gemacht.
Infos, Fragen und Anregungen bitte an thomas.kalweit@paulparey.de