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Bodensee: Dreijähriges Felchen-Fangverbot

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Dreijährige Schonzeit für Bodenseefelchen ab 2024: Spezielle Fanggeräte wie Hegenen mit Nymphen sollen in dieser Zeit verboten werden. Symbolbild: U. Pinnau

Die 64 Berufsfischerinnen und -fischer am Bodensee haben 2022 nur noch 21 Tonnen Felchen gefangen. Das ist ein Einbruch um über 80 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

An ihrer Jahreskonferenz am 21. Juni 2023 hat die Internationale Bevollmächtigtenkonferenz für die Bodenseefischerei (IBKF) deshalb ein Maßnahmenpaket beschlossen, um die Felchen zu schonen und eine nachhaltige Fischerei zu erhalten.

Situation besorgniserregend

Die Felchenfänge lagen 2022 89 Prozent unter dem Mittel der letzten 10 Jahre. Die IBKF stuft die Situation der Felchen im Bodensee als besorgniserregend ein. Neben den Erträgen der Fischerei zeigen auch andere Indikatoren, dass im Bodensee immer weniger Felchen vorhanden sind. Insbesondere fehlen junge nachwachsende Felchen und es mangelt ihnen an Nahrung. Ursachen für diesen aktuellen, starken Rückgang sind die Ausbreitung der invasiven gebietsfremden Arten Stichling und Quagga-Muschel sowie die Auswirkungen des Klimawandels. Die Bodenseefischerei ist stark betroffen vom Rückgang der Felchenbestände. Deshalb gewinnt die Befischung anderer Fischarten, wie zum Beispiel Rotauge und Barsch, an Bedeutung. Insgesamt leidet der Fischbestand auch unter der zunehmenden Kormoranpopulation.

Die IBKF hat in den letzten Monaten in mehreren Sitzungen unter Einbezug der Fischerinnen und Fischer verschiedene Maßnahmen geprüft. Um die Felchenbestände zu stützen, hat die IBKF an ihrer Jahreskonferenz am 21. Juni 2023 ein ausgewogenes Maßnahmenpaket beschlossen. Es umfasst:

  • die fischereiliche Schonung der Felchen durch Berufs- und Angelfischerei
  • Anpassungen im Felchenbesatz aus Brutanstalten
  • die Überprüfung von Nutzungs- und Eindämmungsmöglichkeiten der invasiven gebietsfremden Stichlinge

Das Maßnahmenpaket soll Chancen in einer zweifellos herausfordernden Situation eröffnen. Es wird laufend auf seine Wirkung überprüft. Zudem bekräftigt die IBKF, dass zusätzlich ein internationales Kormoranmanagement am Bodensee zur Schonung der Fischbestände notwendig ist.

Dreijährige Schonzeit für Bodenseefelchen

Ab dem 1. Januar 2024 gilt eine dreijährige Schonung für Felchen. Die Berufs- und Angelfischerei im Bodensee wird entsprechend angepasst, so dass möglichst wenig Felchen gefangen werden. Deshalb wird der Einsatz von typischen Felchenfanggeräten (Netze und Hegenen) eingeschränkt. Gleichzeitig sollen die Berufsfischerinnen und -fischer aber die in den letzten Jahren zunehmend wichtiger gewordenen Wirtschaftsfischarten Rotaugen, Barsche/Egli, Hechte und Welse verstärkt fangen können. Dafür werden zusätzliche Netztypen erlaubt. So können die Fischer weiterhin frischen Fisch aus dem Bodensee anbieten.

Beim Felchenbesatz hat die IBKF folgende Anpassungen beschlossen: Im nächsten Frühling werden größere junge Fische ausgesetzt als bisher, damit sie optimale Startbedingungen im See haben. Deshalb werden alle Anstrengungen unternommen, um genügend Laich zu gewinnen, der in den Brutanstalten aufgezogen werden kann. Schließlich soll in Pilotprojekten unter Einbezug der Berufsfischerei erprobt werden, wie der hohe Stichlingsbestand im Bodensee abgefischt und verwertet werden kann.

Regelmäßige Untersuchung der Fischgemeinschaft

Die Internationale Bevollmächtigtenkonferenz für die Bodenseefischerei (IBKF) hat an ihrer Jahrestagung am 21. Juni 2023 des Weiteren beschlossen, ergänzend zur jährlichen Fischdatenerhebung der Anrainerstaaten zusammen mit der Internationalen Gewässerschutzkommission für den Bodensee (IGKB) in regelmäßigen Abständen die Fischartenzusammensetzung des Bodensees zu untersuchen. Die ersten solchen standardisierten Erhebungen fanden im Rahmen von Forschungsprojekten 2014 und 2019 statt. In gleicher Form sollen solche Erhebungen nun regelmäßig durchgeführt werden, die nächste im Jahr 2024. Damit können Veränderungen der Fischgemeinschaft des Bodensees erfasst werden. Dies ist wegen des raschen Wandels des Seeökosystems durch Klimawandel und invasive gebietsfremde Arten besonders wichtig.

-Pressemitteilung IBKF-

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