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Besuch bei den Edelkrebsen

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Früher kamen solche Edelkrebse massenweise in den Spessartgewässern vor. Heute züchten Mitglieder der Hegefischereigenossenschaft der Lohr die begehrten Scherenträger aus Na-turschutzgründen. (Fotos: M. Mauritz)

Erwin Dotzel, der Bezirkstagspräsident von Unterfranken, war auf Sommertour mit der Fischereifachberatung seines Bezirkes unterwegs.

So malerisch ist Naturschutz nur selten. Eine weite Wiese wenige Kilometer oberhalb von Lohr am Main. Vom nahen Waldrand fällt ein wenig Schatten auf das Idyll. Mitten drin ein flacher Weiher mit einer kleinen Insel. In diesem Gewässer ziehen die Fischerinnen und Fischer der Hegegenossenschaft der Lohr heimische Edelkrebse zum Besatz heran. Einst waren die attraktiven Scherenträger in den unterfränkischen Gewässern weit verbreitet, bis Ende des 19. Jahrhunderts die so genannte Krebspest die begehrten Edelkrebse auszurotten drohte. Der Erreger dieser Pilz-Krankheit wurde durch weitgehend pilzresistente amerikanische Flusskrebsarten in Europa eingeschleppt.

Auf seiner diesjährigen Sommertour mit der Fischereifachberatung Unterfranken informierte sich der zuständige Bezirkstagspräsident Erwin Dotzel über das Naturschutz-Engagement der Fischerei in den Spessartgewässern. Denn die Hegefischereigenossenschaft sei kein Anglerverein, sondern eine öffentlich-rechtliche Körperschaft, deren Zweck Schutz und Pflege des Fischbestandes sei, wie deren Vorsitzender Harald Schlundt gleich bei der Begrüßung deutlich machte. Zuständig seien die Genossen für die Lohr und deren Nebenflüsse Aubach und Lohrbach sowie etliche Mühlgräben und die kleineren Nebenbäche der Lohr. Fischereifachberater Dr. Wolfgang Silkenat ergänzte: „Das waren ursprünglich allesamt exzellente Forellengewässer mit schnellfließendem, klarem und sauerstoffreichem Wasser.“ Zumeist sind sie dies noch immer!

Die Fischereifachberatung hatte bereits 2013 untersucht, wo in Unterfranken heute die eigeschleppten Arten wie Sumpfkrebs, Signalkrebs oder Kamberkrebs verbreitet sind und wo andererseits heimische Edelkrebse und Steinkrebse wieder angesiedelt werden könnten. Steinkrebse fanden sich damals noch in den Forellenbächen im Steigerwald und in den Hassbergen. Edelkrebse waren fast vollständig verschwunden. Inzwischen hat sich die Lage wieder deutlich gebessert – nicht zuletzt aufgrund des Engagements vieler Fischerinnen und Fischer.

Vorsichtig setzt Bezirkstagspräsident Erwin Dotzel einen Edelkrebs in seinen neuen Lebensraum aus.

Bester Krebsköder: Frolic

Bereits in der Nacht vor der Sommertour hatte Harald Schlundt zwei kleine Reusen mit einem Stück Frolic als Köder im Weiher versenkt. Offensichtlich haben Edelkrebse und Haushunde beim Lieblingsfutter einen ganz ähnlichen Geschmack. Nun stehen der Bezirkstagspräsident und seine Begleiterinnen und Begleiter dicht gedrängt am Teichufer und warten darauf, dass Schlundt den Käfig aus dem Wasser zieht. Tatsächlich! Drei oder vier der putzigen Tierchen krabbeln am Boden der Reuse. Rasch werden sie in einen Eimer Wasser gehoben, um anschließend in einem kleinen Spessart-Bach ein neues Revier zu erhalten.

Biber zerstören Forellenbäche

Aber Naturschutz ist nicht immer so malerisch. Allerlei zoologische Zuzügler verändern die Landschaft, wie Karl Scherer, 2. Vorsitzender der Hegefischereigenossenschaft der Lohr, beklagt. Insbesondere die Biber hätten mit ihren Dämmen in den vergangenen Jahren viele der klassischen Forellenbäche zerstört. „Als wir 2015 den ersten Biber sahen, haben wir uns noch gefreut“, erinnert sich Peter Komenda, Obmann der unterfränkischen Hegefischereigenossenschaften. Aber mittlerweile stauten rund fünfzig Biberdämme die einstigen Forellenbächlein zu sumpfigen Stauseen, in denen zwar allerlei Grünpflanzen gedeihen, aber keine der für diese Landschaft typischen und ökologisch wertvollen Fischarten überleben könnten.

Dies war einmal ein typischer Forellenbach – bevor eine Biberfamilie daraus einen Stausee gemacht hat.

Es müsse was geschehen, so die Überzeugung der Fischer. „Das hier ist nicht Kanada, das hier ist eine Kulturlandschaft“, betont Harald Schlundt. Welch wertvolle Biotope dabei auf dem Spiel stehen, hatten die Teilnehmer der Exkursion kurz vorher bei einer Kontrolle der Fischbestände in einem Fauna-Flora-Habitat-Gebiet in der Nähe des Partensteiner Forst erleben können. Michael Kolahsa, der stellvertretende Leiter der Fischereifachberatung, sondierte mit einigen seiner Mitarbeiter insbesondere das Vorkommen von Mühlkoppen und Bachneunaugen. Schon nach kurzer Zeit trudeln zahlreiche der beiden Fischarten in den für die Untersuchung bereitstehenden Aquarien. Sowohl Mühlkoppen als auch Bachneunaugen sind gefährdet und zählen zu den bedrohten Tierarten. Dass sie hier noch so häufig vorkommen, beweist die Qualität der Spessart-Gewässer.

Markus Mauritz

Michael Kolahsa, stellvertretender Leiter der Fischereifachberatung beim Bezirk Unterfranken, kontrolliert in einem Fauna-Flora-Habitat-Gebiet den Fischbestand.
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