Erwin Dotzel, der Präsident des Bezirkstages Unterfranken, war am 25. August 2022 auf Sommertour unterwegs beim Sportfischerverein Trennfeld bei Würzburg.
Auch große Fische haben einmal klein angefangen. Und selbst die erstaunlichsten Erfolgsgeschichten beginnen zumeist recht bescheiden. Nicht anders verhält es sich mit dem Sportfischerverein Trennfeld. Gerade einmal vierzehn passionierte Petrijünger setzten sich 1973 in den Kopf, den eben erst entstehenden Klostersee zu pachten und einen Anglerverein zu gründen. „Das heute bis zu fünf Meter tiefe Gewässer war damals noch eine Kiesgrube“, erinnert sich Ehrenvorsitzender Eduard Michel im Gespräch mit Bezirkstagspräsident Erwin Dotzel, der im Zuge seiner Sommertouren in Lengfurt Station machte. Heute ist der See mit einer Wasserfläche von rund 76.000 Quadratmetern und einer Uferlänge von deutlich mehr als eineinhalb Kilometern im Sommer ein Badeparadies für Jung und Alt – und das ganze Jahr über ein Dorado für Fische und Fischer.
Fischen wird immer beliebter
Dabei ging es den Trennfelder Anglern von Anfang an um wesentlich mehr als nur ums Fischen. „Wir sind praktisch der verlängerte Arm der Naturschutzbehörden“, betont Vorsitzender Helmut Gesell. Damit helfe man zugleich der Gemeinde und sorge dafür, dass die Bevölkerung Freude an der Natur habe. Insbesondere die Jugendarbeit liegt Gesell am Herzen: „Wir wollen junge Menschen für den Schutz der Biosphäre begeistern.“ Und damit liegen die Trennfelder Angler voll im Trend, denn Fischen wird immer beliebter. Immer mehr junge Menschen begeistern sich für die Natur, insbesondere für das Leben am und unter Wasser.
Zugleich sind die heimischen Fische aber auch einer Fülle von Belastungen ausgesetzt. Die Umweltbedingungen, der Freizeitdruck, die Klimaveränderung und nicht zuletzt der Schiffsverkehr machen den Schuppenträgern das Leben schwer. Mit Unterstützung der Fischereifachberatung des Bezirks pflegen die Vereinsmitglieder ihre Gewässer und sorgen für regelmäßigen Besatz mit seltenen Fischarten. Fischereifachberater Michael Kolahsa hatte daher ein paar dieser bedrohten Exemplare zur Anschauung aus dem teichwirtschaftlichen Beispielsbetrieb des Bezirks Unterfranken aus Maidbronn mitgebracht, wie zum Beispiel einige Nasen, die mit ihrem auffallenden Maul Algen von Steinen abweiden, einen Schwarm kleiner Barben, die sich am liebsten am Gewässergrund aufhalten, sowie einigen Karauschen, die weitläufig mit dem Goldfisch verwandt sind und deren Bestände seit Jahren zurückgehen so dass sie in der aktuellen Roten Liste Bayerns als vom Aussterben bedroht eingestuft werden.
Dank des Vereinsengagements fühlen sich im Klostersee aber auch Aale, Karpfen, Weißfische, Hechte, Zander, Barsche oder Welse wohl. Die mit der Pflege der Fischfauna, aber auch mit der Pflanzenwelt am Ufer verbundene Verantwortung soll den Vereinsmitgliedern von Anfang an vermittelt werden. „Freiheit ist die Folge von Verantwortung!“, so die Überzeugung Gesells, der selbst seit seiner Jugend dem Verein angehört.
Für alle Zeiten Vereinseigentum
Den heute so paradiesisch wirkenden Klostersee hatte der Fischereiverein 1974 angepachtet. „Es waren viele Gespräche mit den Verantwortlichen nötig, bis wir den Zuschlag erhielten“, erinnert sich Edie Michel, der zu den Gründungsmitgliedern zählt. Es sei nämlich nicht leicht gewesen, die Gemeinderäte davon zu überzeugen, dass „unser kleiner und junger Verein der Richtige ist“. Aber schon wenige Jahre später ergab sich die Chance, das Fischrecht des Klostersees zu kaufen. Seither befindet es sich für alle Zeiten im Eigentum des Vereins.
Der nächste Meilenstein war 1985 der Bau eines Fischerheims. Die Gemeinde Triefenstein stellte dafür ein entsprechendes Grundstück in Erbpacht zur Verfügung und spendierte auch das Bauholz, das die Vereinsmitglieder am Kallmuth fällten. Dank der attraktiven Immobilie können nun auch die beliebten Fischerfeste auf dem eigenen Gelände organisiert werden – das ist entscheidend, um die Investitionen in den Schutz des Klostersees zu finanzieren.
Leistungen des Fischereivereins werden geschätzt
Dennoch treibt die Fischer die eine oder andere Sorge um. Der Main-Ausbau zum Beispiel, der zwar notwendig sei, aber Monostrukturen schaffe, wie Edie Michel anmerkt. Oder die Kormorane, die imstande seien, ein Gewässer in kürzester Zeit leer zu fressen. Und schließlich die Fischotter: „Ein herrliches Tier, aber für die Fischerei eine Katastrophe!“, so Ehrenvorsitzender Michel. Rund zweieinhalb Kilo Fisch verzehre jedes dieser putzigen Tiere.
In ihren Nöten haben die Trennfelder Petrijünger allerdings eine tatkräftige Fürsprecherin in Gestalt von Bürgermeisterin Kerstin Deckenbrock. Die Rathaus-Chefin des Markt Triefenstein weiß die Leistungen des Fischereivereins nämlich sehr zu schätzen: „Mein Sohn ist seit einiger Zeit hier Mitglied, und der schwärmt in den höchsten Tönen vom Verein!“ Nicht weniger wichtig dürfte ihr aber der Klostersee als Erholungsgebiet sein. Die Gemeinde ist für die so genannte Verkehrssicherungspflicht zuständig, wie sie deutlich macht. Sehr sorgfältig habe man daher die entsprechende Satzung den Verhältnissen angepasst. Sonst stünde man als verantwortlicher Kommunalpolitiker „mit einem Bein im Knast“!
So aber schwärmt sie von einer „Naturoase“, die der Sportfischerverein Trennfeld innerhalb von fünfzig Jahren geschaffen habe. Nicht nur kleine Fische wachsen eben mit der Zeit zu großen Exemplaren heran, auch so manches Paradies hat als kleiner Baggersee angefangen.
-Pressemitteilung Bezirk Unterfranken/Dr. M. Mauritz-