Es gibt Tage, an denen Barsche jeden Gummi oder Wobbler konsequent ignorieren. Tage, an denen sie aber auf ein sirrendes Spinnerblatt extrem gut beißen. Jedenfalls wenn man es richtig präsentiert. Von Birger Domeyer
Meine Jigspinner-Ära beim Barschangeln startete mit einer der größten Klatschen, die ich je erlebte. Das war im Oktober am Eicher See. Ich fischte dort seit zwei Tagen mit einem Kumpel mit unseren tollsten und neuesten Gummiködern. Einen schönen Barsch hatten wir ja auch schon erwischt und dachten, ganz gut im Rennen zu sein. Aber dann kam ein Boot angefahren mit drei Einheimischen darin. Sie stellten sich etwa 50 Meter neben uns und warfen ihre Köder genau auf uns zu. Wir fischten also den gleichen Platz. Soweit okay. Allerdings mit verschiedenen Ergebnissen. Während die anderen Bootsangler einen dicken Barsch nach dem nächsten landeten, bekamen wir nicht einmal Bisse.
Als ich alle Gummifische und Japanwobbler durchprobiert hatte, setzte ich mich ratlos hin und schaute den Kollegen beim Drillen zu. Unfassbar, wie viele Fische die fingen. Und dann hörte ich bei der Landung plötzlich ein metallenes Geklapper, als sich einer der Barsche schüttelte. „War das ein Spinner?“, fragte ich meinen Kumpel, der ebenfalls ratlos in seiner Köderbox kramte. „Da, schon wieder. Ey, die angeln mit Spinnern. Mepps Größe 3 in Silber, jede Wette!“ Sofort wühlte ich ganz unten in meiner Wobblerkiste herum. Da mussten doch noch zwei Jigspinner sein, die ich irgendwann mal dort abgelegt und wenig beachtet hatte. Und tatsächlich. Einer in Blau-Weiß und ein Barschdesign, das bereits abblätterte und mit einem leicht angerosteten Haken ausgestattet war. Und Sie ahnen es bereits: Der erste Wurf mit diesem Köder war direkt ein Treffer. Mehrere große Barsche landeten in den folgenden Stunden im Boot, das Spinnerblatt machte den Unterschied.
Seit diesem Initial-Erlebnis habe ich mich mit dem Thema Jigspinner wesentlich intensiver beschäftigt, mir viele Modelle und Farben besorgt und in unterschiedlichen Situationen gefischt. Auffällig ist, dass der Jigspinner ein unglaubliches Großbarsch-Potenzial besitzt. Ich wüsste keinen Köder, auf den ich in den letzten Jahren so viele Barsche über 40 Zentimeter Länge gefangen habe. Und er sticht häufig andere Ködertypen total aus. Auch ich dachte eine Weile, dass es zunächst eher wichtig ist, Barsche zu finden. Beißen werden die dann schon. Das stimmt aber nicht unbedingt. Es gibt Phasen, in denen unbedingt ein Spinnerblatt her muss. Am Eicher See jedenfalls klappt das im Herbst, wenn die Barsche aus dem Rhein in den See wandern, jedes Mal. Warum also nicht woanders auch? Ich habe meine Angeltage mit diesem Ködertyp jedenfalls häufiger gestaltet und mittlerweile erkannt, ein großartiges Potenzial absolut unterschätzt zu haben.
Besser mit Körper
Nun ist ja der Spinner als Barschköder absolut nicht neu. Die Kombination mit dem Körper macht ihn aber doch besonders. Denn der Rumpf ist nicht nur ein optischer Hingucker, sondern erfüllt eine ganz wichtige Funktion. Bei einem normalen Spinner arbeitet das Blatt ja nur unter Zug. Hört man auf zu kurbeln, rotiert es nicht mehr, und der Reiz des Köders geht verloren.
Man ist also mit seiner Köderführung beim klassischen Mepps auf das monotone Einleiern festgenagelt. Fischt man dagegen mit einem Jigspinner, ergeben sich ganz neue Möglichkeiten. Der vor das Blatt geschaltete Körper erzeugt auch in der Absinkphase so viel Zug, dass sich das Spinnerblatt immer dreht. Sofern er gut konstruiert ist. Somit lässt sich der Jigspinner überall dort einsetzen, wo wir auch Gummifische präsentieren können. An steil abfallenden Kanten oder auch in größeren Tiefen zum Beispiel. Orte, an denen der normale Spinner die Räuber nie erreicht hat. Je häufiger ich die Jigspinner fischte, desto mehr lernte ich sie schätzen. Manche jedenfalls. Denn die Unterschiede bei den Konstruktionen sind ziemlich groß. Und können echt nervig sein. Wenn nämlich der dritte Biss von einem wütenden Großbarsch nicht hängt und man feststellt, dass mal wieder der Drilling über den Körper geschlagen war, oder das Spinnerblatt nicht rotiert, weil die Hakenspitze das Öhr des Blatts eingefangen hat, wird die Geduld auf eine harte Probe gestellt. Fakt ist ja, dass dieser Ködertyp ursprünglich eher die Rapfenangler interessiert hat. Dass sie auch extrem gut für Barsch, Hecht und sogar Zander sind, hat sich erst später herausgestellt.
Und dass diese Zielfische etwas andere Ansprüche an einen Köder haben als Rapfen, ist auch klar. Er muss also mehr können, als einfach nur schnell eingeleiert zu werden. Der Köder darf nicht verwickeln, muss auch beim Absinken rotieren und, wenn möglich, etwas haltbarer sein. Also warum nicht einen eigenen Jigspinner entwickeln, der ganz speziell auf Barsche abgestimmt ist? Sollte ja nicht so schwer sein, dachte ich zumindest. Also habe ich zusammen mit Gregor Babiarz von Hybrida schnell einige Muster entworfen. Das war vor vier Jahren, und die Muster waren zunächst echt nicht besonders gut. Zumindest genügten sie unseren Ansprüchen nicht, denn auch Gregor war sofort von dem Projekt überzeugt und kennt das Potenzial dieses Ködertyps. Aber man muss es auch gut machen, sonst läuft der Jigspinner schief, verwickelt andauernd, oder das Blatt rotiert nicht ordentlich bei langsamen Geschwindigkeiten. Keine einfache Sache, die bei so kleinen Ködern Millimeterarbeit erfordert. Aber wir haben es letztlich geschafft und unser Ergebnis „Barschbaron“ getauft. Nach Entwicklung des Zanderkönigs und Hechtkaisers lag dieser adelnde Name auf der Hand.
Genauso wichtig wie die Funktionalität waren uns die Designs. Barsche sind Augenräuber und legen größten Wert auf Farben. Deshalb haben wir lange an den richtigen Dekors gearbeitet und diese getestet, bis sie für uns perfekt zum Barschangeln geworden sind. Ein für mich mittelschweres Problem, das alle mir bekannten Modelle hatten, haben wir auch zumindest verbessert: Die Haltbarkeit des Lacks. Der Metallkörper ist ein Wurfgeschoss, an den ein anderes Stück Metall, das Spinnerblatt, angebracht ist. Bei jedem Wurf knallen diese Teile zusammen, und dadurch platzt zwangsweise Farbe ab. Auch beim Jiggen am Grund entstehen hässliche Lackschäden, wenn der Jigspinner-Körper ständig am Boden auftrifft. Wirklich verhindern lässt sich das nicht, das ist bei diesem Ködertyp eben hinzunehmen. Fast jedenfalls. Denn Gregor ist ein Tüftler, der solche kleinen Probleme irgendwann doch in den Griff bekommt. Durch die Schnellwechselöse am Ende des Köders können wir den Barschbaron dreifach in Klarlack tunken und versiegeln. Erst dann wird das Spinnerblatt mit dem Kugellager-Wirbel montiert. Lackabplatzer sind damit auf ein Minimum reduziert. Die schönen und fangentscheidenden Dekors des Barschbarons bleiben also viel länger erhalten.
Wenn man so einen Köder selbst entwickelt, fischt man mit diesem natürlich verhältnismäßig häufig. Ursprünglich hatte ich die Jigspinner vor allem im Spätsommer und Herbst eingesetzt, sonst aber lieber mit Wobblern und Gummi gefischt. Und damit wahrscheinlich auf viele schöne Fische verzichtet. Den Barschbaron hatte ich in der Entwicklungsphase immer dabei und überraschenderweise auch im Winter bei sehr kaltem Wasser große Barsche damit gefangen. In dieser Jahreszeit hatte ich die Jigspinner eher weniger auf dem Schirm, weil mir das Spinnerblatt zu aggressiv für die trägen Fische war. So kann man sich irren.
Ebenfalls hakte ich die Zanderfänge auf den Barschbaron im Sommer als Zufälle ab. Bis wir es gezielt versuchten: Tatsächlich lassen sich Zander sogar sehr gut mit Jigspinnern fangen, warum eigentlich auch nicht? Passt die Blattgröße zum Ködergewicht, sinkt der Jigspinner langsam genug ab, um die glasäugigen Räuber zu überzeugen. Ganz besonders in den Sommermonaten ist das rotierende Blatt dem Gummifisch nicht unbedingt unterlegen.
So wird gefischt
Jigspinner sind sehr variable Köder, die schon gut fangen, wenn sie einfach eingeleiert werden. Mein Favorit ist aber eine andere Führungsweise: die Wellenform. Dabei lasse ich den Jigspinner in die gewünschte Tiefe absinken (oder auch ganz bis zum Grund) und jigge ihn recht sanft mit zwei Zügen der Rutenspitze und einigen Kurbelumdrehungen an, um ihn dann an gespannter Schnur wieder zu Boden oder einige Meter absinken zu lassen. Im Gegensatz zum Jiggen mit dem Gummifisch ist die Bewegung der Rutenspitze etwas fließender und weniger scharf, ich möchte ja, dass das Spinnerblatt stets rotiert. Durch zu scharfe Bewegungen wird es aus dem Takt gebracht, oder der Köder verliert kurz die Spannung beim Aufnehmen der Schnur. Das gilt es zu vermeiden.
Sehr gut funktioniert diese wellenförmige Bewegung beim Barschangeln im Mittelwasser, bei dem ich den Köder nicht ganz bis zum Grund absinken lasse. Auch längere Phasen monotones Einleiern streue ich immer wieder ein, in denen nur das Blatt rotiert und der Körper seine leicht zitternde Aktion entfaltet. Nach einem Fehlbiss gilt es, konzentriert weiter zu fischen. Sehr oft schnappen Barsche nach dem Spinnerblatt, das aber durch den schweren Metallkörper stets weiter rotiert. Mehrfachattacken sind dann die Regel, vor allem bei großen Barschen.
Rute: nicht zu weich!
Wer Jigspinner gerne häufiger einsetzen möchte, der sollte ein bisschen auf seine Rutenwahl achten. Mittlerweile werden zum Barschangeln sehr gerne recht weiche Ruten gefischt, teilweise mit Vollcarbonspitzen, die jeden feinen Zupfer toll übertragen. Die sind aber für einen Jigspinner eher ungeeignet. Dieser Ködertyp bringt nicht nur Gewicht, sondern auch einen deutlich höhere Wasserwiderstand mit, als es Gummifische tun. Das Spinnerblatt, welches je nach Modell etwa Größe zwei oder drei hat, überlastet die feinen Spitzen schnell, und man nimmt sich die Möglichkeit, den Köder dann noch über die Rute zu beschleunigen.
Jetzt gilt es, einen guten Mittelweg zu finden. Denn zu harte Ruten sind für Barsch grundsätzlich problematisch, da für sind die Mäuler zu weich. Die Rutenspitze sollte also so hart sein, dass sie sich durch den Gegendruck des Jigspinners nur sehr wenig biegt, aber gleichzeitig die feine Vibration des Blattes anzeigt. Setzt diese aus, hat man entweder Kraut eingesammelt oder einen Biss gehabt. Beides sollte man unbedingt wahrnehmen können. Gerne nutze ich zum Beispiel für leichte Modelle die Westin W6 Streetstick mit zwei bis zehn Gramm Wurfgewicht oder die Sportex Magnific Finesse mit vier bis 13 Gramm Wurfgewicht, die auch etwas schwerere Modelle gut verträgt.
Übrigens ist diese Vibration des Köders nicht bei allen Modellen vorhanden, wir haben gerade darauf aber äußersten Wert gelegt und dafür penibel genau die Spinnerblatt-Form an den Köder angepasst. Hierbei entscheiden Millimeter über eine gute Aktion mit dem vibrierenden, zitternden Lauf oder einem total steifen, leblosen Jigspinner. Meine Erfahrung ist aber, dass gerade dieses leichte Zittern des Körpers deutlich attraktiver auf Großbarsche wirkt.