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Aalfang-Stopp

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05.01.2010

Nach Aussage des Rostocker Instituts für Ostseefischerei ist zu befürchten, dass die Population des Europäischen Aals zusammenbricht.

Die Anzahl der Glasaale ist dramatisch zurückgegangen: Das Institut fängt heute an den gleichen Stellen und mit den gleichen Methoden wie vor 50 Jahren nur noch ein Prozent der damaligen Stückzahl. Der Internationale Rat für Meeresforschung hat daher ein absolutes Fangverbot für Aale empfohlen. Bereits seit März 2009 unterliegt der Aal dem Washingtoner Artenschutzabkommen, nur wenige Fischarten haben bisher diesen Schutzstatus erreicht. Die EU forderte ihre Mitgliedstaaten bereits 2007 auf, Wiederaufbaupläne für die Aalpopulationen zu entwickeln. Da es für Besatzprogramme aber zu wenig Glasaale gibt, sind diese Ziele kaum zu erreichen. Auch wenn strenge Schutzmaßnahmen sofort umgesetzt werden, werde die Erholung der Bestände wohl 50 bis 80 Jahre dauern, erklärt Meeresbiologe Christopher Zimmermann vom Institut für Ostseefischerei. Der mehr als zehn Jahre dauernde und noch weitgehend unerforschte Lebenszyklus des Aals ist ausgesprochen störungsanfällig. Wehre und Turbinen machen die Laichwanderung unmöglich. Chemische Stoffe im Wasser wirken im Körper der Aale wie Hormone und führen zur Unfruchtbarkeit. Andere chemische Stoffe in den Gewässern verändern den Fettstoffwechsel der Fische, so dass sie den mehrere tausend Kilometer langen Weg aus den Heimatgewässern in die Karibik nicht mehr zurücklegen können. Die sinkende Zahl der Aale könnte auch dazu führen, dass die Fische zur Paarungszeit keinen Partner mehr finden, erklärt Zimmermann. Da Aale nicht künstlich vermehrt werden können, ist auch eine Nachzucht in Fischfarmen nicht möglich. Da also jeder gegessene Aal ein Wildfang ist, fällt er auch als Laichfisch weg, der in die Sargassosee zieht, um sich dort fortzupflanzen, meint Zimmermann. Der Wissenschaftler sieht die Berufs- und Freizeitfischerei aber nicht als wesentlichen Faktor für die Bedrohung des Aals. Es ist aber der einzige menschliche Einfluss, der möglichst schnell verringert werden kann. Leider lassen sich die Turbinen in Wasserkraftwerken und die Einleitung von hormonell wirksamen Substanzen nicht so kurzfristig abstellen. -dk-

 

 

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