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Aal: Platzwahl & Köder

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von Jan Lock

Nicht zuletzt ist es die magische Stimmung, die den Aalansitz so reizvoll macht.

Hotspots für Aale

Wo soll ich eigentlich meine Köder auslegen? Meiner Meinung nach kann man gute Aalstellen in drei unterschiedliche Kategorien unterteilen.
1. Unterstände: Überhängende Büsche mit Wurzelwerk im Wasser, unterspülte Ufer, sämtliche Hindernisse unter der Oberfläche, die nicht selten mehreren Aalen gleichzeitig als Versteck dienen.
2. Fress- und Jagdplätze: Ein Aal frisst dort, wo er leicht an Futter kommt. Das sind in aller Regel Gewässerbereiche, in denen er sich den Bauch mit Fischlaich und (später im Jahr) mit Kleinfischen und Wasserinsekten vollschlagen kann. Bei der Suche nach diesen Stellen schaue ich mich gerne nach Flachwasserbereichen um. Glauben Sie mir, gute Aalplätze müssen nicht immer tief sein! Gerade im Sommer beißen richtig fette Schlängler in nur knöcheltiefem Wasser.
3. Die Zwischenzone: Der geschickte Angler hält zudem Ausschau nach Stellen, an denen zwischen Unterstand und Fressplatz pendelnde Schlängler vorbeikommen und hier dann gerne eine von uns ausgelegte „Wegzehrung“ mitnehmen. So befische ich gerne lange Rinnen sowie Plätze, an denen das Gewässer verhältnismäßig schmal wird.

Perfekt für den Aalansitz: Ein überhängender Busch am Fluss, der Deckung und Nahrung zugleich bietet.Bildunterschrift
Tiefe Rinne mit angrenzendem Flachwasser – ein Hotspot am Fluss.

Universal-Spot Steinpackung

Künstlich angelegte Steinpackungen sind immer einen Aalansitz wert! Zwischen den groben Basaltaufschüttungen zwecks Uferbefestigung unserer Flüsse und Talsperren fühlen sich die Schlängler pudelwohl, denn hier treffen alle oben genannten Punkte oft zusammen. Um sie hier erfolgreich zu beangeln, müssen wir allerdings einige wichtige Punkte beachten, ansonsten wird es schnell frustrierend. Der Vorteil beim Ansitz direkt an den Unterständen ist ganz klar die frühe Uhrzeit, zu der wir hier auf die ersten Bisse hoffen können. Sobald es dunkel wird, kann man mit dem passenden Köder einen Aal quasi direkt vor seine „Haustür“ locken. So vielversprechend Steinpackungen aber auch sind, genauso tückisch kann jedoch das Angeln hier sein. Ruck, zuck hat sich das Grundblei unlösbar in den Steinen verkeilt, und die Montage ist verloren. Wenn das bei jedem zweiten Wurf passiert, ist schnelldie Laune im Eimer. Noch schlimmer: Der beißende Aal schwimmt beim Beißen in seine Behausung zurück, sodass der Angler überhaupt keine Chance auf einen erfolgreichen Drill bekommt. Aus diesem Grund verbietet sich schon allein aus Gründen der Waidgerchtigkeit ein Auslegen der Montage direkt in beziehungsweise auf den Steinen. Mit ein wenig Vorüberlegung und dem richtigen Gerät lassen sich diese Hotspots jedoch recht gut angehen. Unsere Köder müssen wir am Ende von Steinpackungen platzieren. Entweder findet man die Stelle, an der die Packung am Ufer endet, oder man befischt die Kante nach unten hin.

Aale drillt Jan kompromisslos hart an die Oberfläche, damit sie sich nicht am Grund festsetzen können.

Optimal ist natürlich beides – also die eine Montage an der senkrechten, die andere an der horizontalen Linie der Steinpackung. Klar, dass auch hier mit Hängern gerechnet werden muss, denn vereinzelt liegen da ebenfalls noch große Steine rum. Aber das Risiko ist doch recht gut kalkulierbar. Zumal man mit etwas Gefühl recht schnell raus hat, wo die Hängerstellen lauern. Beim Biss darf natürlich nicht lange gefackelt werden. Denn auch hier besteht die Gefahr, dass sich der Fisch schnell in die sicheren Steine verkrümeln möchte. Für uns heißt das: Kleine Köder, schnell anschlagen und kompromisslos drillen! Unter kleinen Ködern verstehe ich all das, was ein Portionsaal innerhalb kürzester Zeit zügig vertilgen kann: halbe Tauwürmer, Mistwurmbündel oder ein maulgerechtes Fischstück, serviert an einem Haken der Größe sechs bis acht. Um den Aal konsequent aus der Risikozone Grund hochzupumpen, muss das Vorfach mindestens 0,30 Millimeter stark sein, besser noch 0,35er! Damit der beißende Fisch schnell hängen bleibt, drapieren wir den Köder so, dass möglichst wenig Ködermaterial frei „rumhängt“. Idealerweise liegt beim fertig montierten Happen die Hakenspitze immer etwas frei. Ob Posen- oder Grundbleimontagen zum Einsatz kommen, ist Geschmackssache. Auch wenn sie ein wenig unhandlich sind, Stellfischruten sind wunderbar zum Aalansitz am Geröll geeignet. Mit den fünf bis sieben Meter langen Ruten kann man einerseits den Köder punktgenau an der Kante den Fischen vor die Nase hängen. Zum anderen lässt sich dank des Riesenhebels nach dem Anschlag wunderbar Zug nach oben in Richtung Freiwasser aufbauen, wo man den Aal in Ruhe toben lassen kann. Kurze Ruten haben in diesen Situationen den Nachteil, dass man den Fisch während des Drills oft in Richtung der gefährlichen Uferbefestigung zieht. Schauen Sie sich mal bei Ihrem Gerätehändler um, die günstigen Modelle kos-ten nicht die Welt und sind zum punktgenauen Aalangeln bestens geeignet.

An Steinpackungen lohnt das Aalangeln ganz besonders, vor allem, wenn punktgenau und verdriftungsfrei mit Stellfischrute angesessen wird.

Minis im Bündel

Massenhaft Kleinfische im Flachwasser: Ein Fall für das Mini-Köfi-Bündel an der Leucht-
posenmontage.

Bei Köderfisch und Aal denken wir meist an schlanke, fingerlange Fischchen, die mit einer Ködernadel auf den Haken gezogen werden. Gerade im Sommer benutze ich aber sehr gerne richtig kleine Fischchen, die ich ganz einfach im Bündel anbiete. Leuchten Sie einmal zur warmen Jahreszeit mit einer starken Lampe nachts im Uferbereich ins Wasser. Wo am Tage hier und da vereinzelt Brutfische umherziehen, stehen im Dunkeln direkt unter Land riesige Schwärme. Diese Fischchen sind im Frühjahr geschlüpft und nur wenige Zentimeter lang. Da sie in Massen vorkommen, bieten sie im Sommer für viele Räuber eine wichtige Nahrungsgrundlage. Einige machen gezielt Jagd auf die Fischbrut, für andere sind die Winzlinge im wahrsten Sinne des Wortes auch ein gefundenes Fressen. Schauen Sie mal etwas genauer hin. Denn wo viel Leben ist, da ist auch der Tod nicht fern. Unter den Schwärmen liegen stets einige tote Exemplare am Grund, die einem hungrigen Aal auf Nahrungssuche gerade recht kommen. Und um genau diese „Sammler“ zu überlisten, fische ich gerade im Sommer gerne mit entsprechender Spezial-Aal-Montage.

Dazu stecke ich zwei bis vier Minifische auf einen dünndrahtigen, aber stabilen und kurzschenkligen Haken. Dieses Bündel biete ich dann im unmittelbaren Uferbereich direkt vor meinen Füßen an. Am besten funktioniert die Bündel-Nummer, wenn man alleine am Wasser ist, da jeder Tritt nun stört. Im Vorfeld lege ich mir vom Aaleimer bis zur Zange mein Zubehör so zurecht, dass ich alles ohne meinen Hocker zu verlassen mit einem Griff erreichen kann.

Wo Hänger drohen, sind kleine, maulgerechte Happen – hier ein halber Tauwurm – angesagt, um schnell anschlagen zu können.
Nach dem Biss gilt: Rute zügig aufnehmen, Rollenbügel auf und die Schnur zwischen die Finger nehmen.

Für diese Angelei eignen sich ruhige Wasser hinter Weidenbüschen besonders gut. Falls am Angelplatz keine Kleinfische anwesend sind, kann man leicht mit etwas Paniermehl nachhelfen. Aber auch ohne einen herbeigelockten Schwarm kann man mit der beschriebenen Taktik auf Erfolg hoffen. Denn früher oder später wird irgendein Schlängler auf der Suche nach einer leichten Beute ganz bestimmt im flachen Wasser vorbeischauen.

Extra-Tipp: Langes Aal-Brett Marke Eigenbau

Jeder „Aalwürger“ kennt die Probleme mit Standardküchenbrettern: Der Fisch passt nicht vernünftig drauf und rutscht zudem auch gerne runter. Mit wenig Aufwand lässt sich ein ein funktionales und ansehnliches Aalbrett selbst herstellen. Im Baumarkt habe ich mir aus einer drei Zentimeter dicken Küchenarbeitsplatte aus Buchenleimholz ein 20 mal 90 Zentimeter langes Stück schneiden lassen. Zunächst hobelte ich alle Kanten Rund rund. Damit mir beim Ausnehmen nichts mehr wegrutschen kann, wollte ich die Fische auch fixieren können. Ich entschied mich fürs „Festpieken“. Zu diesem Zweck fertigte mir ein Hobbymetallbauer eine Edelstahlbuchse, die ich an einem Brettende in ein gebohrtes Loch einließ. Von einem alten Schraubendreher schliff ich die Spitze an und hatte so einen griffigen Dorn, mit dem ich den Schlängler nun sicher fixieren konnte. Bevor ich das Brett in Betrieb nahm, habe ich es geölt. Inzwischen ist diese nützliche Schlachthilfe seit einem Jahr im Einsatz. Einziger Verbesserungsvorschlag: Ein wenig breiter wäre noch besser gewesen!

Zum Fixieren der Aale dienen ein spitz geschliffener Schraubendreher und ein Loch im Brett.
Vor dem ersten Einsatz streicht Jan sein Aalbrett mit Ölwachs.
Für einen sauberen Schnitt, ohne die Innereien zu verletzen, sind Teppichmesser mit so genannten Hakenklingen bestens geeignet.
Das Brett im Einsatz. Der Aal kann beim Ausnehmen nicht verrutschen.

Cocktails für Aale

Gerade beim Angeln ist Experimentieren sehr reizvoll und spannend, nicht selten macht es auch den entscheidenden Unterschied aus! So manch eine Forelle wäre niemals gefangen worden, wenn der Petrijünger stets stur seinen kupferfarbenen Mepps durchs Wasser geleiert hätte. Je nach Situation, sind die Vorteile von Wobbler und Gummifisch nämlich unschlagbar. Genauso ist es beim Karpfenangeln: Falls der Boilie nicht fängt, kann man mit Partikeln punkten. Diese Liste ließe sich fortsetzen. Aber warum benutzen wir beim Aalansitz meistens nur Würmer? Keine Frage, die Kringler stehen bei den Schlänglern absolut hoch im Kurs und bringen zudem gute Eigenschaften fürs Angeln mit: Sind sind leicht zu beschaffen und einfach zu hältern. Die Frage, ob der Wurm jedoch grundsätzlich der beste Köder ist, will von Gewässer zu Gewässer und von Jahreszeit zu Jahreszeit ausprobiert sein. Ich werde mich an dieser Stelle hüten, Ihnen die ultimative Alternative vorzuschlagen.

Aalköder zum Experimentieren und Kombinieren: Wurm, Rehfilet, Hühnerhaut, Lachs, Käse, Weißfisch (im Uhzeigersinn). Wie wär‘s zum Beispiel mit einer Fisch-/Wurm-Kombi (u.)?

Denn wie gesagt: Der Geschmack der Schlänger kann regional stark variieren. So habe ich einmal mit einem Rheinangler geplaudert, welcher auf Goudastreifen als Geheimköder für Aal schwor. An meinem Hausgewässer, der Oberen Sieg, brachte der leckere Käse jedoch nur halbstarke Döbel an den Haken. Apropos Anekdoten: Letztes Jahr steckte ein Angelkollege während einer Beißflaute eher zum Spaß ein Stück geräucherten Lachs von seinem Fischbrötchen neben den Wurm auf den Aalhaken – prompt biss ein 85 Zentimeter langer Feinschmecker und entschneiderte den Ansitz! Zufall? Leider war an diesem Abend ein weiterer Versuch nicht möglich, da das Fischbrötchen mitsamt dem Lachs bereits verspeist war. Wenn ich sie zur Verfügung habe, benutze ich wegen des salzigen Fischaromas gerne Tintenfischstücke, welche ich zusammen mit Würmern anbiete. Vom Huhn muss es auch nicht unbedingt der stinkende Darm sein, mit dem wir die Aale betören können. Herz, Leber oder fettige Hautstreifen funktionieren ebenso! Die Kombination Fischkopf/Wurm ist übrigens einer meiner Lieblingsköder. Sie haben es bestimmt schon bemerkt: Beim Aalangeln sind in Punkto Köderwahl durchaus noch viel mehr Experimente möglich und Erfolg versprechend. Meine Theorie bezüglich der Fängigkeit von Cocktailködern ist übrigens folgende: Dass Aale einen ausgeprägten Geruchssinn haben, ist allgemeint bekannt. Je nach Strömung, führt sie ihr feines Näschen über hunderte Meter zielgenau zu unseren Ködern. Dadurch, dass ich beispielsweise einen kleinen Fischkopf mit einem Wurm kombiniere, verbreitere ich das Geruchsspektrum meines Angebots. Der Köder ist dann entsprechend auffälliger und fängt dann vielleicht auch jenen Aal, der sich nicht allein für meinen Wurm interessiert hätte, eben weil er gerade auf Fisch fixiert ist. Wie gesagt: Es gibt da bestimmt noch mehr A(a)lternativen, jede Wette!

Jan Lock mit Zielfisch. In der heimischen Sieg hat der Allroundangler den Aalansitz perfektioniert.
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